IT-Riese zeigte auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz was in Kürze auf die (Android-)Nutzer zukommt.
Wie erwartet, hat Google am Dienstagabend (unserer Zeit) bei der Eröffnungs-Keynote zu seiner jährlichen Entwicklerkonferenz I/O ein wahres Neuheiten-Feuerwerk gezündet - unseren Live-Ticker können Sie auf Seite 2 nachlesen. Dabei drehte sich so gut wie alles um die Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz (KI). Wenn es nach dem IT-Riesen geht, soll die intelligente Technik unseren Alltag in Zukunft deutlich erleichtern. Deshalb war KI auch bei so gut wie allen vorgestellten Neuheiten der zentrale Faktor.
Viele Neuerungen für Smartphone-Nutzer
Für Smartphone-Nutzer, deren Geräte mit Android laufen, sind natürlich jene Neuheiten am interessantesten, die damit im Zusammenhang stehen. Sie dürfen sich auf neue Funktionen beim Google Assistant, bei Google Photos, bei Google Lens, bei Google Maps und natürlich bei der neuen Android-Version (Codename „P“) freuen. Da Android P bereits Anfang März ausführlich vorgestellt wurde, gab es im Rahmen der Keynote nur mehr wenige Neuerungen zu sehen.
Android P
Laut Google-Manager Dave Burke standen bei der Entwicklung von Android P drei zentrale Punkte im Mittelpunkt: Einfachheit, Intelligenz und "digitales Wohlbefinden." Auch hier dreht sich alles um KI, die den Nutzern dabei helfen soll, ihr Leben einfacher handeln zu können. Android P soll extrem stromsparend funktionieren. So gibt es u.a. eine Funktion, die die Helligkeit auf die Umgebung und auf die Vorlieben des jeweiligen Nutzers einstellt. Der Bildschirm wird dabei immer so ausgeleuchtet, dass er ideal ablesbar ist, und dabei möglichst effizient arbeitet. Google will Android P auch mit hellseherischen Fähigkeiten ausstatten. Das System soll bereits im Vorhinein erraten, welche App der Nutzer als nächstes starten wird. Wenn man z.B. ein Headset an das Smartphone ansteckt, öffnet sich die Musik-App mit dem zuletzt gespielten Album.
Die neue Oberfläche setzt u.a. auf einen virtuellen Home-Button, der unter der Suchleiste installiert ist. Die Suche wandert übrigens von oben nach unten. Darüber ist die Reihe mit den fixen Icons. Android P verfügt auch über diverse kleinere Verbesserungen, die aber wirklich praktisch sind. So wird zum Beispiel das Anpassen der Lautstärke von einem Video viel unkomplizierter. Der Nutzer landet nicht mehr in der Lautstärken-Einstellung des Klingeltons, sondern gleich an der richtigen Stelle.
Das Betriebssystem soll dabei helfen, dass man nur so viel Zeit mit seinem Smartphone verbringt, wie unbedingt sein muss. So wird in einem Dashboard angezeigt, wie viel Zeit man mit den eigenen Apps verbringt. Außerdem sorgt "Slush" dafür, dass alle Benachrichtigungen ausgeschaltet werden, wenn man das Smartphone mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch legt. Dem Google Assistant kann man sagen, wann man heute Abend schlafen gehen will. Sobald der Zeitpunkt gekommen ist, werden alle Smartphone-Funktionen heruntergefahren. Nicht dass man Gefahr läuft, im Bett noch stundenlang auf das Display zu starren.
>>>Nachlesen: So gut wird das neue Android 9 "P"
Google Assistant
Google Manager Scott Huffman ging näher auf den Google Assistant ein. Dieser ist mittlerweile auf 500 Millionen Geräten vorinstalliert. Zudem ist er nun in 30 Sprachen und 80 Ländern verfügbar. Auch 40 Automarken setzen mittlerweile auf den Google Assistant. Bei dem digitalen Helfer soll die Sprachausgabe deutlich verbessert worden sein. Zudem hat sich Google noch etwas Besonderes einfallen lassen. Der IT-Riese hat den Sänger John Legend viele Antworten einsprechen lassen. Damit antwortet in Zukunft oft seine Stimme auf populäre Fragen. Leider nur in der englischen Version.
Diverse Live-Demos waren wirklich beeindruckend. So sprach Huffman mit dem Google Assistant wie mit einem Menschen und die Antworten kamen in Echtzeit. Das wirkte fast schon etwas gespenstisch. Zudem kann man nun mehrere Fragen hintereinander stellen, ohne dabei immer "Ok Google" sagen zu müssen. Die Fragen können wie im alltäglichen Sprachgebrauch gestellt werden. Der Google Assistant ist jetzt auch Multitasking-fähig. Nutzer können in einem Satz auch mehrere Aktionen auslösen. So kann man beispielsweise eine Frage stellen und zeitgleich Smart-Home-Befehle erteilen. Dann werden zum Beispiel in einem Aufwisch der Fernseher und die Kaffeemaschine eingeschaltet und das Licht abgedreht.
Am beeindruckendsten waren aber zwei weitere Live-Demos, die zeigten, dass der Google Assistant in Zukunft selbstständig Anrufe tätigen kann. So wurde live vorgeführt, wie die Software für die Nutzerin einen Friseur-Termin ausmachte. Dabei beantwortete die Software verschiedene Fragen. Als zweites Beispiel wurde ein Tisch in einem Restaurant reserviert. Dieses Mal gaukelte der Assistant einen männlichen Anrufer vor. Auch hier wurden mehrere Fragen in Echtzeit beantwortet. Das menschliche Gegenüber bekam nicht mit, dass es soeben mit einem digitalen Assistenten gesprochen hat. Mit diesen Funktionen will Google seinen Nutzern nervige Alltagsaufgaben abnehmen und ihnen somit helfen, Zeit zu sparen.
Smarter Lautsprecher mit Display
Im Rahmen der Keynote wurde auch ein neuer smarter Lautsprecher vorgestellt. Das Gerät wird von Lenovo hergestellt und verfügt wie der Echo Show von Amazon über ein großes Display. Neben dem Google Assistant kommt auch YouTube TV auf den smarten Lautsprecher. Der Google Assistant arbeitet auch mit dem Lautsprecher intelligent zusammen. So zeigt er wochentags in der Früh beispielsweise an, ob es am Weg zur Arbeit einen Stau gibt. Außerdem kann man - in den USA - über den Lautsprecher seinen Kaffee bei Starbucks vorab bestellen. Dazu muss der Nutzer nur sagen: "Bestelle das Übliche bei Starbucks".
Gmail und Google Photos
Gmail hat vor wenigen Tagen ein großes Redesign bekommen. Noch in diesem Monat wird das E-Mail-Programm noch weiter aufgerüstet. Künftig wird KI auch hier eine wichtige Rolle spielen. So soll es möglich sein, dass das Programm quasi Antwort-Mails automatisch schreibt und versendet. Bleibt nur zu hoffen, dass das besser funktioniert als so manches Autokorrekturprogramm in Tastaturen. Google Photos kann künftig Schwarzweiß-Fotos zu Farbbildern umgestalten. Außerdem werden Aufnahmen bei schlechtem Licht noch besser aufbereitet. Zudem kann man Dokumente ganz einfach in PDFs umwandeln - direkt am Smartphone.
Maps
Als weiterer großer Punkt stand noch Google Maps auf dem Programm. Die Karten-App ist eine der beliebtesten Anwendungen der Welt. Und wie sollte es anders sein: Auch hier rückt KI noch weiter in den Vordergrund. So bekommt Maps den neuen Bereich „For You“. In diesem werden neue Restaurants und Geschäfte in der Umgebung vorgestellt. Auch hier soll die Künstliche Intelligenz dabei helfen, die Vorlieben des Users kennenzulernen und auf Basis dessen nur relevante Inhalte anzuzeigen. Für die Navigationsfunktion gibt es auch einige Neuerungen. So gibt es unterschiedliche Routenvorschläge für die benutzten Fortbewegungsmittel. So werden für Motorräder und Autos unterschiedliche Touren vorgeschlagen. Auch Informationen über Parkmöglichkeiten sind vorgesehen.
Außerdem bekommt Maps Augmented-Reality-Funktionen, die dafür sorgen sollen, dass man sich in einer fremden Stadt nicht mehr verläuft. Die App zeigt beispielsweise an, in welche Richtung man laufen muss, wenn man aus einer U-Bahn-Station rauskommt und nicht genau weiß, in welcher Richtung der Zielort liegt.
Google Lens
Google Lens wird um weitere Funktionen erweitert. Der Dienst ist im Google Assistant und in Google Photos integriert. Er erkennt Objekte und Text und bietet den Nutzern u.a. weiterführende Informationen an. In Zukunft kann die KI-App auch Worte und Texte erkennen. Das geht soweit, dass man über das Kamera-Bild ganze Text-Passagen herauskopieren kann. Sie werden markiert und auf das Smartphone übertragen. Darüber hinaus kann Google Lens nun noch mehr Objekte erkennen - die Funktion beschränkt sich also nicht nur mehr auf bekannte Bauwerke oder populäre Hunderassen.
Google Lens bekommt auch die Funktion "Style match". Diese macht zum Beispiel Vorschläge zur Einrichtung einer Wohnung oder gibt Tipps für ein passendes Outfit.
Selbstfahrende Autos
Der letzte Punkt der Keynote war für selbstfahrende Autos reserviert. Hier kam John Krafcik auf die Bühne. Er ist Chef der Google-Schwester Waymo und zeigte die Fortschritte bei der Entwicklung selbstfahrender Autos auf. Erst vor wenigen Tagen war ein Waymo-Auto (unverschuldet) in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt . Ziel von Google ist es aber, dass die Roboterautos die Straßen sicherer machen.
Waymo wird seine selbstfahrenden Autos noch heuer in Phoenix (Arizona) völlig fahrerlos auf die Straße schicken. Hier muss nicht mal mehr eine Aufsichtsperson mit an Bord sein. Mit "Deep learning" habe man die Erkennung von Fußgängern auf der Straße um den Faktor 100 verbessert. Die Robo-Autos haben mittlerweile über 600 Millionen Meilen zurückgelegt. Waymo hat aktuell 25.000 täglich selbstfahrende Autos im Einsatz. Und sie lernen laufend dazu. KI soll dabei helfen, das Verhalten der Fußgänger und anderer Verkehrsteilnehmer vorherzusagen. Die Fahrzeuge sollen dank ihrer vielen Sensoren und Kamera auch erkennen, wenn an einer Kreuzung ein anderes Auto nicht abbremst, obwohl die Ampel auf Rot steht. Dann fährt das Waymo-Auto nicht weiter, obwohl es eigentlich grün hat.
Fazit
Bei dieser KI-Offensive kann man schon fast Angst bekommen. Doch in Zukunft führt über solche Funktionen in vielen Bereichen wohl kein Weg mehr vorbei – ob wir das wollen, oder nicht. Alle großen IT-Riesen forcieren diese Technologie, siehe Microsoft, Facebook, Apple, Samsung, IBM, etc. Google hat im Rahmen der Keynote gezeigt, dass die Firma hier derzeit wohl die Nase vorne hat. Und die Technik kann ja wirklich dabei helfen, den Alltag zu erleichtern. Einige Funktionen wie z.B. der Anruf des Google Assistant beim Frisör wirken derzeit (noch) ziemlich gespenstisch. Zum Glück muss man aber nicht jedes neue Feature auch nutzen. In einigen Jahren dürften sie aber schon für Millionen von Menschen zum Alltag gehören. Klares Anzeichen dafür ist, dass Künstliche Intelligenz mittlerweile so gut wie auf jeder wichtigen Technik-Messe (CES, Mobile World Congress, CEBIT, IFA, etc.) das zentrale Element darstellt. Dennoch ist KI alles andere als unumstritten.
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