Für ÖSTERREICH testen fünf Musik-Profis die Hit-Qualitäten der 30 Songs.
Ganz Österreich im Song-Contest-Fieber. Nach vierjähriger Pause – 2007 wurde Eric Papilaya Vorletzter – und angespornt von Lenas Sensationssieg nehmen wir im Mai endlich wieder am größten Wettsingen der Welt teil. Und schon jetzt ist unser Song das Musikthema des Jahres: 200 Kandidaten – von Richard Lugner bis Waterloo – hatten sich gemeldet, 30 wurden von Ö3 für das Voting nominiert. Sie ringen nun bis zum 31. Jänner um einen der zehn Startplätze in der großen TV-Entscheidung. Dort wird am 25. Februar unser Song-Contest-Song 2011 gekürt.
Deutscher für Österreich
Nur wer wird das sein? Für ÖSTERREICH bringt nun eine hochkarätige Experten-Jury Licht ins Musik-Dunkel: Unser letzter Song-Contest-Starter Eric Papilaya, Queen- und Falco-Leib-Regisseur Rudi Dolezal, Amadeus-Erfinder Mario Rossori, Antenne-Wien-Chef Alex Nausner und ÖSTERREICH-Musikredakteur Thomas Zeidler testeten die 30 Songs auf Herz und Nieren – und sehen im deutschen Supertalent Freddy Sahin-Scholl (57) den geeigneten Kandidaten. "Wer den strengen Dieter Bohlen überzeugt, kann auch ganz Europa für sich gewinnen“, sagt Nausner. Papilaya sieht in Scholl "die vielleicht klügste Wahl für den Song Contest“. Nur Falco-Intimus Dolezal bremst die Euphorie: "Zweifellos ein großer Könner, speziell was seinen Stimmumfang betrifft. Doch ich fürchte, die Song-Contest-Voter werden dem nicht genug abgewinnen können.“
Alkbottle vorne
Scholl selbst zeigt sich im ÖSTERREICH-Interview diplomatisch: "Ich wünsche mir, dass Österreich gewinnt – egal, ob nun ich singe oder ein anderer.“ Alkbottle, die auch das offizielle SMS-Voting anführen, könnten das sein: Ihr Aufreger Mir san do ned zum Spaß polarisiert wie kein Zweiter. "Die leben vom Schmäh. Doch ob man den in ganz Europa teilt?“, hat Papilaya Bedenken und Dolezal weiß, "dass sie schon bessere Songs hatten“. Luttenberger*Klug finden unisono Gefallen: Bei ihrer Bombast-Ballade Sternenlichter stellt die Jury bloß die deutsche Sprache zur Diskussion. Bei Alf Poier, der eine ungewohnt ernsthafte, fast schon Leonard-Cohen-würdige Nummer ins Rennen schickt, reichen die Meinungen einmal mehr von "Kult“ bis "Schwachsinn“. Auch an Helden-Star Lukas Plöchl (Platz 2 bei den SMS) scheiden sich Geister.
Geheim-Tipps
Fakt ist auch: Helden-Chris, Heinz aus Wien, die Mary Broadcast Band, Petra Frey und auch Ex-Miss Patricia Kaiser (sie singt mit Leo Aberer) sind bei den Kritikern chancenlos. Briefträger Richard Klein (eine Erfindung von Stermann & Grissemann), die BandWG und Excuse Me Moses aber gelten als Geheimfavoriten. Auch Sting-Sohn Joe Sumner, der mit der steirischen Band Klimmstein zum Song Contest will, darf sich Chancen ausrechnen. Sein verrückter Mix aus EAV-ähnlichen Texten zu deutsch-englisch-französischem Ska-Pop wird bei Zeidler und Rossori auf Platz eins geführt. Es bleibt spannend.