Einst beliebtes Werk erstmals nach rund 70 Jahren wieder in Österreich inszeniert.
Zum Auftakt des Linzer Brucknerfestes, das kommendes Wochenende
offiziell eröffnet wird, wurde am 12. September die Premiere der Oper "Der
Schatzgräber" von Franz Schreker (1878-1934) gefeiert. Schauplatz war nicht
etwa das neue Linzer
Musiktheater, das alte Landestheater oder das Brucknerhaus, sondern
eine Lagerhalle der früheren Tabakfabrik. Ergänzend zu der Produktion, die
schlussendlich von Gesamterfolg gekrönt war, wird eine Ausstellung über
"entartete" Musik im NS-Staat gezeigt.
Nach mehr als 70
Jahren wieder in Österreich gespielt
Die Oper des später
von den Nationalsozialisten geächteten Komponisten wurde zwar nach der
Uraufführung 1920 häufig dargeboten, nach dem Weltkrieg gab es jedoch in
Österreich bisher keine szenische Aufführung. Als "Schatzgräber" der Linzer
Inszenierung hat sich Dirigent Martin Sieghart eingesetzt. Er entschied sich
für eine Bearbeitung der ausufernden originalen Partitur Schrekers. Die
instrumentale Reduzierung auf ein Kammerorchester besorgte der Linzer
Komponist Werner Steinmetz, dessen Anliegen es war, das Werk durchsichtig zu
präsentieren. Zur hörbaren Wahrnehmung einzelner Instrumentengruppen kam die
Rücksichtnahme auf die Sänger, die es in der Halle ohnehin nicht leicht
hatten. Mussten sie doch zum Teil weite Wege zu den Schauplätzen der vier
Akte plus Vor- und Nachspiel zurücklegen.
Viel Platz für
Oper
Zentrum des Geschehens, dessen Ausstattung Susanne
Thomasberger besorgte, bildete ein mächtiger Sandhaufen. Die Arena-artig
angeordneten, nicht wirklich sitzfreundlichen Publikumsplätze ließen -
zusammen mit den überwiegend historischen Kostümen und realistischen
Requisiten (einschließlich eines echten Pferdes) - Assoziationen mit einer
Freiluftaufführung hochkommen. Die Inszenierung von Philipp Harnoncourt kam
gut mit dem Riesenraum und der allzu langen Story zurecht. Denn das vom
Komponisten erdachte Märchen von der männermordenden Els und ihrem geliebten
Schatzgräber nach dem Geschmeide, dessen Verlust die Königin todkrank macht,
kann heute nicht mehr wirklich fesseln.
Israel Chamber
Orchestra begeisterte
Sieghart hat für die
Produktion das Israel Chamber Orchestra verpflichtet, das sich bestens
vertraut mit Schrekers Kammermusik-Version präsentierte. Ein weitgehend
wackeres Solistenensemble trug zum Gesamterfolg bei: Ingeborg Greiner als
Els mit hörbaren Ansätzen eines Wagner-Soprans, der in Stimme und Spiel
überragende Narr von Alexander Kaimbacher und Roman Sadnik als Schatzgräber
Elis, der geschickt manche tenorale Hürden seiner Partie bewältigte. Auch
das übrige Ensemble, einschließlich des Chores, entsprach den
Vorgaben.
Info
Weitere Vorstellungen am 14.
September (21.30 Uhr) und 17. September (20 Uhr); nähere Informationen im
Internet: www.brucknerhaus.at