Langjähriger ORF-Programmintendant starb im Alter von 73 Jahren.
Der langjährige ORF-Programmintendant Ernst Wolfram Marboe ist in der Nacht auf Freitag im Alter von 73 Jahren verstorben. Im Österreichischen Rundfunk hatte Marboe über mehr als drei Jahrzehnte gewirkt.
Von 1984 an war er Programmintendant, als der er 1993 vom damaligen ORF-Kuratorium abberufen wurde. Der gelernte Regisseur leitete ab 2000 die Raimundspiele Gutenstein, deren Leitung er 2007 abgab.
Durch die "Jahrhunderterfindung" der Sendung "Licht ins Dunkel" sei es Marboe gelungen, den Blick der Medien auf Menschen in Not zu lenken, sagte Caritas-Präsident und ORF-Stiftungsrat Franz Küberl in einer ersten Reaktion. Ernst Wolfram Marboe sei "ein ganz Großer der öffentlich-rechtlichen Rundfunks" gewesen und er habe "viel dazu beigetragen, dass der ORF im positivsten Sinn populär wurde". Für Küberl war der Verstorbene "ein Mann mit Esprit, Kreativität und Kraft": "Sein Herz hat für die Menschen in Not geschlagen."
ORF ändert Programm
In memoriam Ernst Wolfram Marboe ändert ORF 2 sein Programm: Am Freitag bringen die "Seitenblicke" um 20.05 Uhr einen Nachruf, und am Sonntag, dem 15. Jänner, steht um 13.05 Uhr ein TV-Porträt des legendären ORF-Mannes auf dem Programm. ORF III plant zudem ein Schwerpunktprogramm, das seine Person und sein Schaffen würdigen wird.
Reaktionen
Kulturministerin Claudia Schmied: "Ernst Wolfram Marboe gehörte zweifelsohne zu den einflussreichsten Medienmanagern und Kunstförderern in Österreich. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass hochkulturelle Events auch im Fernsehen ausgestrahlt werden. Er begründete damit eine Tradition, die bis heute anhält. Er popularisierte das scheinbar Elitäre."
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: "Mit Ernst Wolfram Marboe verliert Österreich einen der großen Gestalter der Fernsehgeschichte. In all seinen Funktionen im ORF setzte er Meilensteine im Programm, die vielen Zusehern noch heute in Erinnerung sind."
ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner: "Ernst Wolfram Marboe vereinigte in sich alles, was ein erfolgreicher Fernseh-Macher braucht: Ein untrügliches Gespür für das Publikum, bedingungslose Leidenschaft für das Produkt, Intellektualität und einen scharfen Verstand - gepaart mit dem unbeirrbaren Festhalten an Visionen. Er war uns - und insbesondere mir persönlich - Vorbild und wird es bleiben."
Medien-Staatssekretär Josef Ostermayer: "Er hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, den Bildungsauftrag des ORF umzusetzen, indem er besonders dem Bereich Kultur eine bedeutende Rolle eingeräumt hat."
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Am Spendentelefon von "Licht ins Dunkel".
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Mit Senta Wengraf.
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Mit Fritz Muliar.
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Mit Bruder Peter Marboe.
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Mit Peter Hofbauer im Metropol.
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Michael Kehlmann mit Ernst Wolfram Marboe und Erwin Pröll.
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Ernst Wolfram Marboe mit Reinhard Scolic und Ines Gschwandtner beim Nestroy Preis 2002.
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Ernst Wolfram Marboe mit Kurt Bergmann.
Fernsehmacher mit Zug zum Theater
Der Beginn der Laufbahn Marboes war eng mit dem Theater verknüpft. Der am 10. August 1938 in Wien geborene Marboe absolvierte nach dem Realgymnasium Schottenbastei ein Regie- und Schauspielstudium am Max Reinhardt-Seminar und ein Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik an der Universität Wien. Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre war er als Assistent und Inspizient bei den Bregenzer Festspielen, bei den Salzburger Festspielen und bei einer Burgtheatertournee durch Deutschland, Belgien, Holland und Luxemburg tätig. Er war in diesem Zeitraum auch Mitarbeiter bei Opernhäusern in Stuttgart, Hamburg und Frankfurt sowie der Österreichischen Gesellschaft für Literatur.
Wenig später heuerte Marboe bereits beim ORF an, wo 1961 als Autor und Regisseur begann und somit noch Zeuge der Zeit vor dem Rundfunkvolksbegehren von 1964 wurde, das den ORF in die Unabhängigkeit führen sollte. Im Jahr 1971 wurde er zum Leiter der Abteilung Hörspiel und Literatur im Landesstudio Niederösterreich bestellt, wo er ab 1976 als Intendanten des Landesstudios fungierte. 1978 avancierte er zum Intendanten von FS 2, von wo aus er seinen finalen Karriereschritt im ORF antrat: Ab 1. August 1984 war er Fernseh-Programmintendant, als der er neun Jahre wirkte, um 1993 mit einem Paukenschlag aus dem ORF auszuscheiden: Weil die Produktion der "Lustigen Witwe" bei den Seefestspielen von Mörbisch über eine Firma abgewickelt wurde, an der sein Sohn beteiligt war, setzte öffentliche Kritik an ihm ein, die letztendlich einstimmig zu seiner Ablöse durch das ORF-Kuratorium führte - ein damals beispielloser Schritt. In ähnlicher Form wiederholte sich dies erst wieder, als ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser im November 2010 vom ORF-Stiftungsrat abgewählt wurde.
In seiner Programmintendanz verhalf der Miterfinder und Organisator der Spendenaktion "Licht ins Dunkel" der Kultur im Fernsehen zu einem neuen Stellenwert, indem er die unterschiedlichen Facetten im Programm verankerte. Marboe reaktivierte die TV-Übertragungen aus der Wiener Staatsoper und aus den größten Opernhäusern der Welt. Er betätigte sich gleichzeitig als Förderer der typisch österreichischen Volkskultur, räumte auch ausgefalleneren Kulturangeboten in der Reihe "Kunst-Stücke" einen fixen Sendeplatz ein und schuf schließlich mit dem "Cafe Central" eine telegene Einrichtung für regelmäßige Kulturgespräche.
Als 1999 der Vertrag von Peter Janisch auslief, wurde Marboe mit der künstlerischen Leitung der damaligen Raimundspiele Gutenstein betraut, die er "auf ein völlig neues Fundament" stellte. Der Ankauf eines lichtdichten Theaterzeltes und die dazugehörige Infrastruktur wie Bühne, Tribüne, Ton- und Lichtanlage untermauerten diesen Anspruch.
Am 26. Juli 2000 fand die Premiere der Raimundspiele "neu" mit Raimunds "Verschwender" statt. In den darauffolgenden Jahren schaffte es Marboe, "das gesamte Werk Raimunds als kompletten Zyklus, in bisher einmaliger Weise, aufzuführen und auch in Bild und Ton festzuhalten", so die Festspiele. Ende der Spielzeit 2007 übernahm Ernst Neuspiel, der langjährige Mitarbeiter Marboes, die Leitung in Gutenstein.
Marboe erhielt für seine Tätigkeiten zahlreiche Auszeichnungen, u.a. die "Goldene Kamera 1978" für die Sendung "Licht ins Dunkel", das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich sowie Ehrenzeichen der Bundesländer Niederösterreich, Salzburg, Wien und Steiermark. 2006 wurde er zum Professor ernannt.
Die Liebe zur Kultur erbte er wohl von seinem Vater, Ernst Marboe (1909 bis 1957). In den 50er Jahren war dieser Leiter der Bundestheaterverwaltung und konnte die Wiedereröffnung von Burgtheater und Oper nach dem Krieg entscheidend mitgestalten, wirkte im Direktorium der Salzburger Festspiele und gründete die Austria Wochenschau. Darüber hinaus war er auch als Schriftsteller tätig. Ähnlich beeinflusst dürfte sein Bruder Peter gewesen sein, der als Wiener Kulturstadtrat für die ÖVP fungierte. Der zweite Bruder Philipp schlug eine Laufbahn als Mediziner ein.