Jung-Regisseurin bringt Händels "Susanna" auf Wiener Theaterbühne.
Georg Friedrich Händel komponierte in der Epoche des Barrocks mehr als 40 Opern und zahlreiche Oratorien. Ein relativ unbekanntes Spätwerk, das Oratorium "Susanna" aus dem Jahr 1749, hat die Diplom-Regisseurin Christiane Zaunmair im Schlosstheater Schönbrunn mit großem Aufwand zur Aufführung gebracht. Unter der musikalischen Leitung von Guillaume Fauchére und Ingomar Rainer wurde eine professionelle Werkschau auf allen Ebenen geboten.
© Joanna Piestrzynska
Sophie Rennert in der Rolle der Susanna
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Szenenfoto 1. Akt
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Martin Piskorski und Sophie Rennert
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Szenenfoto 3. Akt
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Lavinia Dames und Sophie Rennert
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Szenenfoto 2. Akt
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Szenenfoto 3. Akt - Finale
Susanna im Bade
Der Inhalt entstammt alttestamentarischen Quellen und beschreibt die dramatische Entwicklung der Protagonistin Susanna: Von einer naiv-unterwürfigen Tochter und frisch vermählten Ehefrau zum Objekt sexueller Begierde zweier ranghoher Beamter, danach verleumdet und angeklagt und schließlich rehabilitiert. Regisseurin Christiane Zaunmair wollte mit ihrer Inszenierung auf die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts durch eine patriarchalisch aufgebaute Gesellschaft aufmerksam machen.
Ensemble
Viel Applaus erntete die Mezzosopranistin Sophie Rennert in der Rolle der Susanna. Die junge Grazerin präsentierte sich nicht nur stimmlich ausdrucksstark, sondern überzeugte auch durch gute Haltung im Bühnenspiel. Martin Piskorski und Lavinia Dames gaben ebenfalls ein starkes Zeichen ihres Talents ab. Sehr schön hörten sich im Schlosstheater Schönbrunn auch die Choreinlagen von den Sängern des Instituts für Gesang und Musiktheater unter der Einstudierung von Manfred Schiebel an.
Team-Erfolg
Das Bühnenkonzept stammt von Joanna Piestrzynska, die mit viel Bedacht die gesellschafts- und machtpolitischen Strukturen in ihren Bühnenbauten sichtbar machte und eine vielschichtige Inszenierung ermöglichte. Weiters konnte die Regisseurin auf Lena Winkler-Hermaden zählen, die das Kostümbild gestaltete und auf Kristin Oettinger - verantwortlich für die Choregraphie. Zusammen mit Orchester, Sängern, Chor, Statisten und dem restlichen Kreativ- und Technikstab waren an die hundert Personen an der Produktion der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien beteiligt.
Nachtkritik
Beachtlich, wie professionell das gesamte Team die Inszenierung aufgezogen hat. Nichts an dieser Produktion wirkt improvisiert oder wurde nachlässig behandelt. Bühnenbild, Lichtsetzung und Kostüme ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Einziger Kritikpunkt: Eine zeitgemäße Betrachtungsweise zur Rolle der Frau als Opfer patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen hätte im Jahr 2011 etwas differenzierter ausfallen können. Die Dämonisierung des Mannes als sex- und machtgeiles Wesen, im Kontrast zum Bild der holden "Susanna", als typisch weibliches und a priori unschuldiges Opfer, wurde in einigen Szenen etwas zu platt vorgeführt.