Deutscher Komiker führte in der Stadthalle durch abwechslungsreiche drei Stunden.
Ein Abend mit Helge Schneider fällt nicht zwangsläufig in die Kategorie eines gewöhnlichen Konzertes. Zwar fühlt sich der musikalische Tausendsassa in jedem denkbaren Genre zu Hause, bietet bekannte Eigenkompositionen, verwurstet beliebte Standards und serviert mitunter auch "ein bisschen Techno". Aber letztlich war sein gestriger Auftritt im Rahmen des Jazz Fest Wien vor allem ein Angriff auf die Lachmuskeln. Dass der Klamauk dabei nicht Überhand gewann, dafür sorgte neben seinen Begleitern vor allem das instrumentale Können des 57-Jährigen selbst.
Musikalisches Chamäleon
Denn wenn man einhändig am Piano sitzend zusätzlich noch die Trompete bläst oder spanische Klänge zitierend an der Gitarre den Saitenberserker raushängen lässt, dann gehört schon Einiges dazu, um sich nicht vollends der Lächerlichkeit preiszugeben. Nicht so im Falle von Schneider: Der Komiker bewegte sich leicht tänzelnd auf dem Grad zwischen jazziger Finesse und augenzwinkerndem Humor, stimmte schon mal fünf Minuten lang seine Gitarre oder entführte am Synthesizer in kosmische Weiten. Dass er sich aber auch auf der Bühne verlaufen kann und angesichts seiner Witzkaskaden selbst dauernd lachen musste, machte es umso sympathischer.
Falls man sich gefragt haben sollte, wie so etwas auch kommerziell erfolgreich sein kann, wurde man schon früh an ein kleines Stück namens "Katzeklo" erinnert, das Mitte der 90er die Charts unsicher machte. Aber auch neue Songs wie "Offenes Hemd" oder "Sommer, Sonne, Kaktus" vom gleichnamigen, im August erscheinenden Album hätten wohl das Zeug dazu. Wirklich überzeugend wurde es hingegen, wenn sich Schneider mit Bassist Ira Coleman und Schlagzeuger Willi Ketzer Jazzstandards vorknöpfte, mal croonte, mal im Scatgesang aufging und immer wieder zu besagtem Synthesizer spazierte, "den ich immer noch nicht kapiere".
Immer für einen Lacher gut
Dem Publikum in der mit lichten Reihen gespickten Wiener Stadthalle machte das aber nichts aus, durfte man doch auch Erzählungen über "Brustverlängerungen", die Zeitverschiebung oder die Tücken des deutschen Rentensystems lauschen. "Wir spielen heute weniger Musik, weil die Akustik so scheiße ist", grinste Schneider dann mit einem Seitenhieb auf "die schönste Stadthalle Wiens". Und rief im nächsten Atemzug zur "Revolution beim Friseur und im Nagelstudio" auf.
Am Ende war es dann doch wieder viel zu schnell vorbei, auch wenn der Blick auf die Uhr angesichts drei vergangener Stunden anderes verhieß. Eine neue Möglichkeit der Begegnung erhält man aber bereits diesen Herbst in den Kinos: In "00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse" kehrt der Komiker wieder als Kommissar auf die große Leinwand zurück, nachdem der erste Teil der Krimipersiflage 1994 die Lichtspielhäuser beehrte. Dass der Alleskönner dafür nicht nur die Hauptrolle übernimmt, sondern auch Regie führt sowie Drehbuch und Musik verfasste, versteht sich dabei von selbst. Und wenn die Akustik zu wünschen übrig lässt, ist vielleicht auch wieder ein bisschen Techno dabei. Das funktioniert immer.