"Sichtewechsel"

Im MAK dreht Benjamin Hirte Kunst um

Teilen

Aus Funktion wird Symbol -  aus Kunstvermittlung wird Kunstwerk.

 Im MAK nimmt man einen "Sichtwechsel" vor: Eine gleichnamige neue Ausstellungsreihe lädt junge Wiener Künstler ein, sich an der eigenen Sammlung zu reiben. Den Anfang macht  12. September  "the classic mob ballet" von Benjamin Hirte (bis 25. November) - eine kleine, feine Ausstellung, in der "Angewandte Kunst" auf den Kopf gestellt, Kunstvermittlung zum Kunstwerk erklärt und Funktion zum Symbol umgepolt wird.

Frage nach Präsentation und Defiition  

Die Künstler in der "Sichtwechsel"-Reihe sind aufgefordert, sich anhand der MAK-Sammlung Fragen nach Präsentation und Definition von angewandter Kunst zu stellen, erklärte die Kuratorin der Reihe, Janina Falkner, bei der Presseführung heute, Dienstag. Die Auswahl der Objekte gestaltete sich "in einem sehr intensiven Dialog mit den Kustoden".

Song !Madame Butterfly" als Kick  

Hirte nähert sich den Exponaten assoziativ. Weil er den Song "Madame Butterfly" einmal auf einem bestimmten Plattenspieler auf einer Kommode von Philippe Starck gehört hat, paart er ihn über Kopfhörer mit Glasstäbchen desselben Designers. Weil ihm ein Bild aus der Fotosammlung gefiel, er über das Copyright stolperte, dabei die Verwandten der Abgebildeten kennenlernte und feststellte, dass einer davon Grafiker ist, gestalteten sie gemeinsam das Ausstellungsplakat.

Auch Exponat für Wiener Werkstätte-Kästchen
 
Für ein Wiener Werkstätte-Kästchen hat Hirte eine passende, schwarz-weiße Vitrine gebaut und damit Form und Funktion gedoppelt. Glasvitrine, Kopfhörer, Plakat, auch die Texte in seiner Broschüre - Klassiker der kuratorischen Kunstvermittlung werden hier zum Werk selbst. Die ehemals "angewandte" Gebrauchskunst wird zum reinen Symbol. Und selbst reines Gebrauchsinventar, wie die Tische, die das Museum für Veranstaltungen nutzt, darf seinen Status ändern: Umgedreht gestapelt sehen sie aus wie eine durchaus ansehnliche Skulptur. Im Jahr 2013 wird der "Sichtwechsel" mit Kathi Hofer, Kerstin von Gabain und Verena Dengler weitergeführt.

Info

Die Ausstellung "Sichtwechsel # 1 - Benjamin Hirte, the classic mob ballet" läuft  vom 12. September bis 25. Novembe im  MAK  (www.mak.at)

Die Kultur-Highlights des Jahres 2012

Von Thomas Bernhard bis Constantin Brancusi reichen die Pläne, die der neue Leiter der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen am 10. Jänner bekannt gegeben hat. Ein reduziertes, eher divers wirkendes Programm, das mit dem in den Presseunterlagen formulierten "prägnanten Profil" ("Thematische Gruppenausstellungen, Einzelpräsentationen internationaler KünstlerInnen, Retrospektiven bekannter VertreterInnen der Gegenwartskunst sowie Ausstellungen bislang noch weniger bekannter KünstlerInnen") noch nicht viel zu tun hat. In-Künstler findet man im Gegensatz zu früher nicht. Schafhausen: "Es geht selbstverständlich nicht um die Replizierung von Trends, sondern um die Kenntnis der Diskurslage."


 
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten