Jonas Kaufmann brillierte in "Ariadne auf Naxos": Jubel auch für Regisseur.
Der neue Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, ist nicht nur ein großartiger Schauspieler, sondern auch ein interessanter Autor und Regisseur.
In diesen Funktionen ist er derzeit beim Elitefestival an der Salzach anzutreffen: Er hat von der vor hundert Jahren in Max Reinhardts Regie durchgefallenen Urfassung der Ariadne auf Naxos von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal eine neue Fassung erstellt und das Gesamtkunstwerk aus Oper, Ballett und Schauspiel selbst inszeniert.
Die Ur-Ariadne besteht aus Hofmannsthals Bearbeitung von Molières Ballettkomödie Der Bürger als Edelmann mit der barockisierenden Schauspielmusik von Strauss und der eigentlichen Oper von der verlassenen Ariadne, die auf Naxos von der Theater-Truppe der Zerbinetta aufgeheitert und schließlich vom Gott Bacchus ins Leben zurückgeholt wird.
Bechtolf schrieb eine neue Rahmenhandlung
1916 entschlossen sich Strauss und Hofmannsthal zu einer Umarbeitung des Stückes, wobei Der Bürger als Edelmann durch ein durchkomponiertes Vorspiel ersetzt und die Oper entschlackt wurde.
Bravourös
Für das Schauspiel im ersten Teil hat Bechtolf eine neue Rahmenhandlung erfunden: Hofmannsthal führt der von ihm geliebten Gräfin Ottonie sein neues Stück vor, in dem Monsieur Jourdain, Molières reicher Bürger, der angebeteten Marquise Dorimène die Oper Ariadne auf Naxos vorspielt. Mit komödiantischer Bravour spielt Cornelius Obonya den aufgeblasenen Einfaltspinsel, der meint, tanzen und singen lernen zu müssen, damit er in den Adelsstand erhoben wird.
Die Oper nach der Pause dominiert Jonas Kaufmann als Bacchus, obwohl sein Auftritt nur 35 Minuten dauert. Schon mit seinen ersten Tönen, Circe, Circe, kannst du mich hören?, erobert der bayerische Publikumsliebling das Auditorium im Sturm. Sein vitaler, baritonal gefärbter, ein wenig verschleierter Tenor verfügt über enorme Kraftreserven, eine hinreißende Intensität und ein ergreifend zartes Piano. Emily Magee ist eine souveräne Ariadne mit manchem spitzen hohen Ton, Elena Moșuc eine koloraturensichere Zerbinetta.
Jubel
Bechtolfs Inszenierung zeichnet sich durch exzellente Personenführung aus. Daniel Hardings musikalische Leitung lässt den flirrenden, rauschhaften Strauss-Ton vermissen. – Jubel.