Neuer Kunsthalle-Chef Schafhausen stellte sein erstes Programm vor.
Von Thomas Bernhard bis Constantin Brancusi reichen die Pläne, die der neue Leiter der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen am 10. Jänner bekannt gegeben hat. Ein reduziertes, eher divers wirkendes Programm, das mit dem in den Presseunterlagen formulierten "prägnanten Profil" ("Thematische Gruppenausstellungen, Einzelpräsentationen internationaler KünstlerInnen, Retrospektiven bekannter VertreterInnen der Gegenwartskunst sowie Ausstellungen bislang noch weniger bekannter KünstlerInnen") noch nicht viel zu tun hat. In-Künstler findet man im Gegensatz zu früher nicht. Schafhausen: "Es geht selbstverständlich nicht um die Replizierung von Trends, sondern um die Kenntnis der Diskurslage."
Thomas Bernhard im Mai
"WWTBD - What Would Thomas Bernhard Do?" (17.-26.5., tgl. 14 bis 2 Uhr) ist erstens keine Ausstellung und hat zweitens weniger mit dem 1989 gestorbenen Dichter sondern mit "einer kritischen Denktradition wie jener Bernhards" zu tun. In einem Bühnenbild der US-Konzeptkünstlerin Barbara Kruger und zu einer Szenografie des Musikers und Komponisten George van Dam sollen rund 100 Künstler, Journalisten, Autoren, Wissenschafter, Kuratoren und Musiker an einem "spektakulären, innovativen Bühnenstück" mitwirken, das aus täglich sechs bis zwölf Programmpunkten der unterschiedlichsten Formate besteht: ein "Live-Act nicht immer antizipierbarer Wissensproduktion". Als Höhepunkte sind Vorträge und Lesungen von Tomas Sedlacek ("Die Ökonomie von Gut und Böse"), Tim Jackson ("Wohlstand ohne Wachstum"), Saskia Sassen, Martin Amis und Mian Mian angekündigt.
Im Juni zu Gast in Basel
Im Juni ist die Kunsthalle Wien erstmals auf der Art Basel präsent und gastiert zum vierten Mal die "Independent Publishers and Artzine Fair Vienna" am Karlsplatz. Der an beiden Standorten etablierte "Salon der Angst" (6.9.-5.1.2014) "sucht die künstlerische Auseinandersetzung mit den Ängsten unserer Zeit und fächert deren affektives wie gesellschaftspolitisches Spektrum auf". Der Bogen reicht dabei von Zukunfts- und Fremdenangst bis zur Angst vor Krankheit, Kriminalität oder Armut. Der "Ausstellungsparcours, der die Befindlichkeiten des modernen Subjekts vielschichtig befragt", wird u.a. von Kader Attia, Bruce Nauman und Erik van Lieshout bestritten. Ab September 2013 soll im Rahmen von "Skulptur am Karlsplatz" eine Arbeit von Monika Bonvicini gezeigt werden.
"Optimundus II" nimmt Kurs auf Wien
Die erste Kunsthallen-Schau 2014 eröffnet bereits in einigen Wochen in Antwerpen: Für "Optimundus II" (30.1.2014 bis 30.3.2014), eine um neue Arbeiten ergänzte große Retrospektive des in Belgien lebenden Künstlerduos Jos de Gruyter und Harald Thys, agiert die Kunsthalle Wien als Koproduzent. Synergien stehen auch für "Der Brancusi-Effekt - Der archivarische Impuls" (ab 27.5.2014) im Vordergrund. Die Ausstellung, die u.a. die Aktualität des Werks des berühmten rumänischen Bildhauers Constantin Brancusi (1876-1957) aufzeigen soll, findet zeitgleich mit der von Schafhausen kuratierten "Bukarest Biennale 6" statt, deren Leitmotiv das Konzeptpaar Belonging & Longing (Zugehörigkeit & Sehnsucht) ist. An verschiedenen Orten in Bukarest und in der Kunsthalle Wien soll durch Präsentation ausgewählter künstlerischer Positionen "ein städteübergreifender Diskurs" initiiert werden. Schafhausen. "Ich glaube, dass die Kunsthalle Wien viel davon profitieren kann."
Info
Alle Informationen zur Kunsthalle und den neuen Ausstellungen finden Sie unter www.kunsthallewien.at.