Früherer Staatsopern-Direktor von Dominique Meyer geehrt.
Der Dirigent Lorin Maazel (83) ist 27. Mai mit der Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper sowie dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet worden. "Lorin Maazels Leben für die Musik ist beeindruckend. Als Dirigent und Komponist prägt er seit Jahrzehnten die Welt der klassischen Musik", meinte Kulturministerin Claudia Schmied in ihrer Rede. "Das Leben von Lorin Maazel zeigt, wie wichtig es ist, schon in der Kindheit den Grundstein für Begabungen zu legen." Mit den Auszeichnungen würden neben seinen Leistungen für die österreichische Kultur auch sein Engagement für zeitgenössische Kunst und sein Einsatz für junge Künstlerinnen und Künstler gewürdigt, so die Ministerin.
Maazel musste viel Kritik einstecken
"Ich weiß, Sie wurden kritisiert. Die Geschichte kann man leider nicht nachträglich korrigieren, sie war wie sie war. Was man aber heute tun kann, ist, eine alte Wunde zu schließen, Anerkennung zu zeigen und Versöhnung zu schaffen", erinnerte Staatsoperndirektor Dominique Meyer an Maazels kurze Direktionszeit an der Staatsoper (1982-84) und versicherte: "Ich kann es nicht erwarten, dass unser ehemaliger Direktor und heutiges Ehrenmitglied endlich wieder einmal eine Oper in unserem Haus dirigieren wird."
Clemens Hellsberg hielt Laudatio
Die Laudatio bei dem Festakt im Mahler-Saal der Staatsoper, bei dem u.a. auch Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst, Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer und Musikvereins-Intendant Thomas Angyan anwesend waren, hielt Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg. Er ging laut Aussendung in seiner Laudatio u. a. auf die mittlerweile über fünf Jahrzehnte andauernde künstlerische Beziehung zwischen dem Maestro und dem Orchester ein und unterstrich: "Im Bewusstsein der Geschichte unseres Landes bedeutet es für uns Wiener Philharmoniker unerhört viel, dass die Repräsentanten des Staates eine Persönlichkeit würdigen, die nicht nur als Künstler Weltgeltung hat, sondern ihre Tätigkeit in den Dienst von Völkerverbindung und eines wahren Humanismus stellt, der Geschehenes nicht übergeht oder vergisst, aber auch nicht als unüberwindbare Kluft betrachtet, sondern als moralischen Auftrag zur Arbeit an einer besseren Welt."
Maazel zeigte sich gerrügrt
Lorin Maazel dankte für die "große Ehre und Anerkennung meiner Arbeit, die ich mit sehr viel Liebe gemacht habe. Ich verlasse diesen Saal mit einer Wärme im Herzen, die mich den Rest meines Lebens begleiten wird." 1982 hatte der am 6. März 1930 als Sohn amerikanischer Eltern im Pariser Vorort Neuilly-sur Seine geboren Musiker einen Vierjahresvertrag als Staatsopern-Direktor angetreten. Er führte ein "Blocksystem" ein, konnte seine Pläne aber nicht konfliktfrei durchsetzen. Er legte sich mit der österreichischen Bürokratie an und überwarf sich mit dem damaligen Unterrichtsminister Helmut Zilk, der Maazels häufige Abwesenheit von Wien kritisierte. Als sogar auf Flugblättern "Musik statt Maazel" gefordert wurde, kündigte der Direktor 1984 seinen Vertrag. Seinem Nachfolger Claus Helmut Drese soll er u.a. Folgendes mitgegeben haben: "Hüten Sie sich vor den Politikern, vor der Presse. Vertrauen Sie niemandem. Die Stadt ist tödlich." Erst 1998 kehrte er mit Mahlers achter Symphonie an die Staatsoper zurück. Am 30. Mai wird Maazel, der bereits elf Mal das Neujahrskonzert dirigiert hat, das 10. Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn leiten.