Werk für Sinfonieorchester, Chor, Gitarre und Harfe feierte im Guggenheim-Museum Weltpremiere.
Nein, sagt Mike Oldfield zu seiner sinfonischen Dichtung "Music of the Spheres", man dürfe sich das nicht so vorstellen, dass er nun auch mal ein großes Werk im klassischen Stil habe komponieren wollen. Das habe im Gegenteil ganz klein im Stil von Kinderliedern angefangen, Stück für Stück, wie ein großes Puzzle, und dann sei es eben ganz logisch ein Werk für Sinfonieorchester, Chor, Gitarre und Harfe geworden. Am Freitagabend hatte es im Guggenheim-Museum von Bilbao 35 Jahre nach seinem Megaerfolg mit "Tubular Bells" Weltpremiere.
Lust auf Akustik
Mit der großen Geste, dem erhobenen Zeigefinger
will Oldfield im AP-Interview nichts zu tun haben. Der 54-jährige
Klangtüftler ist viel zu sehr an der mathematisch-logischen Seite der Musik
interessiert, als dass ihn kümmert, was seine Sphärenklänge in den Köpfen
der Leute an Bildern hervorrufen. Nach all der mit Computerhilfe und
einsamen Stunden im eigenen Studio entstandenen Musik habe er Lust auf
akustische Musik gehabt, mit kleinen Ideen wie für Kinderlieder angefangen. "Es
gibt keinen besonderen Grund. Ich hab mein Leben lang mit einer besonderen
Begabung Musik gemacht, das ist mein Beruf", sagt Oldfield. "Als
es fertig war, brauchte ich einen Titel - da habe ich mir die Bedeutung von
Musik der Sphären angeschaut und fand das interessant. Ich hatte aber auch
andere Titel zur Auswahl."
Harmonisches und mathematisches Konzept
"Musica Universalis"
ist das letzte Stück der "Music of the Spheres". Oldfield
beschreibt das auf seiner Webseite als eine alte Theorie (aus dem 19.
Jahrhundert), nach der jeder Himmelskörper - Sonne, Mond und Sterne - seine
eigene innere Musik habe. Das sei ein harmonisches und mathematisches
Konzept, abgeleitet aus der Bewegung der Planeten im Sonnensystem - unhörbar
für das menschliche Ohr. "Music of the Spheres" sei seine
Interpretation dieser Theorie.
Oldfield an der klassischen Konzertgitarre
In Bilbao wurde
dieses Werk vom Sinfonieorchester Euskadi und dem Chor der Stadt zum ersten
Mal aufgeführt. Dirigent war Enrique Ugarte, Oldfield spielte klassische
Konzertgitarre, Hayley Westenra sang das programmatische "On My Heart"
- das Licht malt Farben auf das Herz. Im Auditorium des Guggenheim-Museums
entfaltete die Musik einen eigenen Klang, deutlich anders als auf dem Album,
das am kommenden Freitag (14. März) bei Universal erscheint. Oldfield freute
sich im Interview vor der Premiere darauf, das Werk erstmals als Ganzes
aufzuführen und zu hören - die Produktion sei stückweise erfolgt. Die
Aufführung wurde mit Ovationen gefeiert.
(Foto: Jasper Juinen)
Aber das Werk mit dem Namen, der ihm nun einen philosophischen Überbau gibt, hätte laut Oldfield auch "Halloween" heißen können - er möge diese Jahreszeit, in der es dunkel und unheimlich wird. Das hätte aber kam zu Stücken wie "Aurora" gepasst. Oder einfach "24" - "Tubular Bells" wäre dann "1". Und auch die Idee, es "Concerto für Gitarre und Harfe" zu nennen, sei verworfen worden: Ein Concerto setze virtuose Passagen der Soloinstrumente voraus - und darauf hat der versierte Gitarrist Oldfield konsequent verzichtet. Seine Gitarre gibt fast rudimentär Melodien und Themenwechsel vor, die dann vom Orchester aufgenommen und ausgeführt werden.
Wunsch nach mehr Sinfonien
"Es ist ein Experiment. Ich
wollte sehen, ob es Spaß macht", sagt Oldfield. Und er wünscht
sich, dass wieder mehr sinfonische Musik geschrieben wird: "Am besten
von jungen Leuten". Rockmusik sei gut für eine bestimmte Lebensphase,
wenn es tiefgründiger wird, sei klassische Musik besser geeignet, dies
auszudrücken.