Nurejew-Gala

Top-Saisonschluss des Staatsballetts

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Mit Tribut an seinen Mentor zeigte Legris, was er im ersten Jahr geleistet hat.

Bald ist Schulschluss und die braven Schüler tragen stolz ihre Zeugnisse nach Hause. Auch das Ende der Opernsaison wird mitunter zum Einser-Bewundern genutzt. Am Dienstag, 28.6., präsentierte Ballettchef Manuel Legris in der Wiener Staatsoper seine Compagnie in einem Gala-Marathon der Mustergültigkeit und tanzte in der letzten Premiere seiner ersten Direktionsspielzeit sogar selbst. Schließlich war der ausgiebige Abend seinem Lehrer und Mentor, dem Jahrhundertballettmacher Rudolf Nurejew gewidmet.

Innovativ
Lange gab es für die Wiener Ballettcompagnie nicht so viel zu tun wie im vergangenen Jahr: Legris erhöhte die Anzahl der Premieren, installierte neue Hierarchien, gab den Drill im Probenraum selbst vor. Gelernt hat er seine Strenge nicht zuletzt von Nurejew (1938-1993), jenem russischen Tänzer und Choreographen, der Wien eng verbunden war, auch schon bevor er in Paris seinen Schüler Legris traf. Mit Choreographien und Bearbeitungen Nurejews aber auch von Zeitgenossen, die er gefördert hat, zollte Legris nun gleich vier Stunden lang Tribut.

Abwechslungsreich aber lang
Vier abwechslungsreiche, aber trotzdem lange Stunden. Roland Petit, William Forsythe, Jerome Robbins, John Neumeier und wie sie alle heißen - Legris hat aus den Nurejew verbundenen Stücken einige Schätze gehoben, aber auch manches eher beiläufige Vorführ-Material gewählt, das vor allem die hinteren Reihen der Compagnie zum Zug kommen ließ. Für eine weitere Dehnung des Abends sorgten auch die vor jedem der dreizehn Werke gezeigten Filme mit Probeneinblicken.

Besondere Szenen
Vor allem an Paartänzen war die Gala reich: Für die leidenschaftlichsten zeichnete Legris selbst verantwortlich, mit Nina Polakova in Robbins' "In the Night" und in MacMillans "Manon", für die athletischsten wurden die Gäste Semyon Chudin und Barbora Kohoutkova, aber auch Liudmila Konovalova und Denys Cherevychko für die Klassiker aus "Schwanensee", "Le Corsaire" und "Don Quixote" beklatscht, für die schönsten waren Olga Esina und Kirill Kourlaev mit dem Pas de deux aus Petits "Notre Dame" und mit Neumeiers Duo aus der Bach-Suite zuständig.

Glänzende Darstellungen
Vom Direktor persönlich bis zum Corps de ballet - dass die Compagnie in dieser ersten Saison unter Legris neuen Schliff bekommen hat, war schon seit einiger Zeit evident. Besonders stark bemerkbar macht sich die Entwicklung dennoch an den Einzelnen: So wurde mit Liudmila Konovalova die jüngste Addition bei den Solistinnen stark eingesetzt, glänzen konnten auch Eno Peci mit einem Bejart-Solo aus "Arepo", Maria Yakovleva als "Raymonda" und Nina Polakova, die nicht nur mit dem Chef tanzte, sondern auch in "Before Nightfall" überzeugte.

Erste Saison
Erfreulich gewandt bewegte sich das Staatsopernorchester in der großen Breite zwischen Bach, Tschaikowsky und Schubert unter dem erfahrenen estnischen Ballettdirigenten Vello Pähn - auch was den Graben betrifft ist die neue Direktion auf einem guten Weg, die musikalische Qualität der Ballettabende zu sichern. Viel Applaus also für diese erste Saison.

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