Daniel Barenboim und die Wiener Philharmoniker wurden schon bei der Voraufführung des Neujahrskonzerts gefeiert.
Das war eine Fernsehpremiere: Ein Neujahrskonzert, bei dem nicht der Dirigent die Hauptperson ist, sondern, für jeden erkennbar, das Orchester. Die Wiener Philharmoniker waren Star dieses Vormittags. Daniel Barenboim ließ die Musik der Strauß-Dynastie so natürlich, so selbstverständlich artikulieren, wie es wohl nur bei diesem Kollektiv möglich ist. Bildregisseur Brian Large berücksichtigte das: Barenboim, der mit großer Gelassenheit bloß dort eingriff, wo es ihm nötig schien, war seltener zu beobachten als die einzelnen Musiker. Wer von ihm eine Podium-Show erwartet hatte, mag enttäuscht worden sein. Wie erfreulich.
Vor allem die Wiedergabe der Polkas hatte größte Eleganz bei gleichzeitig größter rhythmischer Genauigkeit. Und wie Barenboim zuletzt, beim Radetzky-Marsch, das Publikum veranlasste, auf die Musik zu achten und sie nicht durch Applaus zu zerstören, verriet den durchsetzungsstarken Maestro. Zuvor hatte er nicht nur „Prosit Neujahr“ gewünscht, sondern auch „Menschliche Gerechtigkeit im Nahen Osten“ erhofft.
Choreografie
Die Ballettchoreografie war etwas fantasieloser als
sonst, die Bilder aus Österreich entsprachen Postkarten-Klischees. Dass zu
den Sphärenklängen des Josef Strauß just das Dachstein-Massiv gezeigt wurde,
war Denunziation eines Meisterwerks. Insgesamt aber eine perfekte
Übertragung mit besonders hoher Tonqualität. In der Pause ein Film über
Linz09, der dank starker Bilder und zutreffend gewählter Musik kommentarlos
bleiben konnte. Im Vorprogramm zwei gute Philharmoniker-Dokumentationen;
dass am Konzertmeisterpult mit Albena Danailova eine Frau saß, wird
hoffentlich alle einschlägigen Diskussionen beendet haben.
Erfolgreich
Vier Stunden Kultur. Populäres und Hochkultur
kombiniert, Österreich-Werbung und ein bisserl Nationalstolz. Es wäre schön,
würde der ORF auch in den nächsten Monaten sich dessen bewusst sein, was er
an diesem Vormittag erfolgreich angeboten hat.