Christian Thielemann dirigierte „Parsifal“ – am Ostersonntag wieder.
Das Wiener Publikum vergöttert Thielemann, und wenn der beste Wagner-Dirigent unserer Zeit den Orchestergraben betritt, wird er mit Bravogeschrei begrüßt, noch bevor der erste Ton erklungen ist. Am Gründonnerstag dirigierte er Wagners Parsifal. Mit frappierendem Bewusstsein für dramatische Entwicklungslinien gelang ihm ein schwelgerischer, dynamisch zugespitzter Gipfelsturm in straffer Gangart. Der schlanke Ton und die elegante Transparenz betörten. Der Mut zu Temposprüngen, Brüchen und filmschnittartigen Wechseln beeindruckte.
Regisseurin Christine Mielitz deutet Wagners Bühnenweihfestspiel als düsteres Endspiel: Die Gralsritter sind zu einer militanten Burschenschaft verkommen, die im Waschraum Fechtübungen durchführen. Klingsors Schloss ist ein Bordell, der dritte Akt spielt in öder Mondlandschaft.
Simon O’Neill verfügt als Parsifal über einen hellen, ein wenig scharfen, technisch souveränen Tenor. Angela Denoke beeindruckt als Kundry auch schauspielerisch, stößt aber im zweiten Akt bei den Spitzentönen an ihre Grenzen. Ähnliches gilt für Falk Struckmann als Amfortas. – Standing Ovations.
E. Hirschmann
© Wiener Staatsoper
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