Neue Schau

Secession setzt auf Ilusionismus

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Neue Ausstellung lockt mit Kerry James Marshall,  Anne Hardy und Co.

Drei sehr unterschiedliche Künstler stellen ab 21. September in der Wiener Secession ihre Werke vor. In seiner Bilderserie "Who's Afraid of Red, Black and Green" setzt sich Kerry James Marshall mit der Repräsentation von schwarzen Menschen in der westlichen Gesellschaft auseinander. Im Untergeschoß widmet sich die Künstlerin Anne Hardy in ihren Arbeiten Fragen von Illusion und Imagination, und die Künstler Anja Kirschner und David Panos beschäftigen sich in der Videoinstallation "Ultimate Substance" mit der "Aktualisierung" von historischem Material.

Großformate im Zentrum
Drei großformatige Werke beherrschen den großen Ausstellungssaal der Secession. Dominiert werden die drei Bilder von je einer Farbe - rot, schwarz oder grün. Sie repräsentieren die Farben der panafrikanischen Flagge, die nach wie vor als Emblem für "Black Power" verwendet wird. Der Ausstellungstitel ist programmatisch zu verstehen: Die Werke Marshalls entwerfen einen inhaltlichen Spannungsbogen zwischen den Ideen und Zielen der "Black Power-" und "Civil Rights-Bewegung" und der abstrakten Farbmalerei des Malers Barnett Newman. Marshalls Werkserie bezieht sich in Form, Inhalt und Bedeutung auf Newmans Bild "Who's Afraid of Red, Yellow and Blue", das sich heute im Stedelijk Museum in Amsterdam befindet.

Schwarze Identität als Schwerpunkt
In den 16 gezeigten Gemälden setzt sich der afroamerikanische Künstler mit der Darstellung von schwarzen Menschen in der westlichen Gesellschaft auseinander und hinterfragt die dazugehörige Bildtradition. Schwarze Identität, visuelle Wahrnehmung und soziale Aufklärung werden so in einen Zusammenhang gesetzt und sollen "der Norm der westlichen Kunst entgegentreten", wie Marshall bei der heutigen Presseführung betonte.

Ein-Foto-Arbeitsprozess
Jeweils ein einziges Foto - das ist das Ergebnis von Anne Hardys Arbeitsprozess. Die britische Künstlerin konstruiert lebensgroße Kulissen, für die sie zumeist Fundstücke von der Straße und aus Second-Hand-Läden arrangiert. Nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, werden die Installationen anschließend wieder demontiert. In der Secession sind zwölf Fotografien der Künstlerin aus den vergangenen fünf Jahren zu sehen, darunter sechs neue Arbeiten. Farbintensiv, detailreich und verspielt geben die Fotos Einblicke in Orte und Räume, die oftmals im Verborgenen bleiben, jedoch alle Spuren von menschlicher Präsenz aufweisen.

Einstieg in Raum ermöglicht
Mit großflächigen Bildern möchte Hardy dem Betrachter das Gefühl vermitteln, er habe die Chance in den abgebildeten Raum einzutreten. Während in älteren Arbeiten die Illusion von Räumlichkeit häufig durch bühnenbildartige, abgeschlossene Räume dargestellt wird, erzeugen neuere Arbeiten die räumliche Struktur durch den Einsatz von Spiegeln. "Die Spiegel betonen den frontalen Blick und gewähren zugleich einen Einblick in den Raum", erklärte die 1970 geborene Künstlerin. Mit Zeichnungen und gemalten Kulissen verleiht sie den Bildern eine weitere illusionistische Ebene. Wörter und handgeschriebene Notizen können somit von dem Betrachter individuell gelesen und interpretiert werden.

 Auch Vieoinstallationen vertreten
Für ihre Videoinstallation verbrachten die Künstler Anja Kirschner und Davis Panos in den vergangenen Jahren viel Zeit in Griechenland. "Ultimate Substance" setzt sich in assoziativer Bezugnahme auf Archäologie, Philosophie, Mathematik und Ritual mit der Hypothese auseinander, dass die Einführung des Münzgeldes im antiken Griechenland einen tief gehenden Erkenntniswandel mit sich brachte, der zur Entstehung der westlichen philosophischen, wissenschaftlichen und dramatischen Tradition führte. Die Videoproduktion des deutsch-griechischen Künstlerduos wird durch Gestein und ein Modell eines Platonischen Körpers ergänzt - und bleibt dennoch überaus erklärungsbedürftig.

Info
Alle Informationen rund um die neue Schau in der Secession erhalten sie unter www.secession.at

Die Kultur-Highlights des Jahres 2012

Von Thomas Bernhard bis Constantin Brancusi reichen die Pläne, die der neue Leiter der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen am 10. Jänner bekannt gegeben hat. Ein reduziertes, eher divers wirkendes Programm, das mit dem in den Presseunterlagen formulierten "prägnanten Profil" ("Thematische Gruppenausstellungen, Einzelpräsentationen internationaler KünstlerInnen, Retrospektiven bekannter VertreterInnen der Gegenwartskunst sowie Ausstellungen bislang noch weniger bekannter KünstlerInnen") noch nicht viel zu tun hat. In-Künstler findet man im Gegensatz zu früher nicht. Schafhausen: "Es geht selbstverständlich nicht um die Replizierung von Trends, sondern um die Kenntnis der Diskurslage."


 
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