Konzertkritik

Villazón: Sieger sehen etwas anders aus

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Rolando Villazón hat seinen Salzburger Liederabend im Großen Festspielhaus mit Erfolg absolviert und das komplette Programm gesungen.

Sein Tenor ist unverwechselbar geblieben, aber die Stimme klingt verschattet, die Intonation ist nicht immer sicher. Rolando Villazón macht das Singen Mühe. Seine Operationen hat er offenbar gut überstanden, seine Unbefangenheit jedoch zwangsläufig verloren. Dem einstigen Strahlemann ist anzumerken, dass er Krisen kennengelernt hat.

Villazón betritt das Podium im dunkelgrauen Anzug, sein Klavierpartner (Gerold Huber) kommt im Frack. Das Programm wird umgedreht. Zuerst französische Spätromantik und pointierte Canzonen von Obradors. Ein paar effektvolle Spitzentöne provozieren Bravorufe.

Zuletzt fällt allen ein Stein vom Herzen
Erst nach der Pause: Schumanns "Dichterliebe". Im Großen Festspielhaus deplatziert. Villazón singt nach Noten und lässt ahnen, dass er die Genialität dieses Zyklus erkennt, schätzt, aber Heines Gedichte zu artikulieren macht ihm Mühe. Zuletzt fällt allen ein Stein vom Herzen. Er hat’s mit einiger Kraft geschafft. Ein paar Damen reichen Blumen, Villazón drängt zu Recht applaudierend den Pianisten an die Rampe, zeigt die Notenblätter und lässt Schumann so posthum am Beifall teilhaben. Liebevolle Zuneigung für den Tenor. Keine Zugaben. Sieger sehen etwas anders aus.

Ungünstiges Programm
Ich denke, man hätte es dem auch von mir außerordentlich geschätzten Sänger leichter machen können. Villazón, ein Theatraliker, ein Opernmensch, gewiss kein introvertierter Liedinterpret, hat Volkstümliches aus Mexiko aufgenommen. Die CD erscheint zum Monatsende. Zwar wollen die Salzburger Festspiele ihren seriösen Anspruch nicht mindern, aber wenn man Villazón im größten Saal auftreten lässt und die Karten zu Höchstpreisen verkauft, hätte man seinen musikalischen Heimvorteil nutzen können. Das Publikum war nämlich, da bin ich sicher, wegen des Sängers und nicht wegen der Dichterliebe gekommen.

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