Die Uraufführung findet am 5. Juni im Wiener Schauspielhaus statt.
"Die Schwarze Botin - remastered and remistressed 2013" nennt die deutsche Bühnenbildnerin Barbara Ehnes ihre neue Arbeit, die am 5. Juni im Rahmen der Wiener Festwochen im Schauspielhaus Wien zur Uraufführung kommt. Im Mittelpunkt der Performance stehen dabei jene Frauen, die die feministische literarische Zeitschrift "Die Schwarze Botin" Ende der 1970er und in den 80er Jahren mit Texten belieferten. 25 Jahre nach der Einstellung der Zeitschrift lässt Ehnes das Publikum an einer Redaktionskonferenz für eine einmalige Sondernummer teilhaben, in der die Texte von damals auf ihre heutige Gültigkeit überprüft werden, wie Ehnes im APA-Interview erzählt.
Auf der Suche nach Redakteurinnen
Barbara Ehnes selbst kam bereits im Teenageralter mit der "Schwarzen Botin" in Berührung: Anfang der 80er Jahre habe sie eine Ausgabe in einem Frauenbuchladen gekauft und nach der Lektüre "rückwirkend alle vorherigen Nummern aufgekauft". Diesen Stapel Zeitschriften habe sie "bei vielen Umzügen mitgerettet". Immer wieder habe sie sich im Laufe der Jahre gefragt, was jene Autorinnen, die nicht so bekannt wie Elfriede Jelinek wurden, heute wohl denken. Also begab sich Ehnes im Auftrag des Schauspielhauses Wien auf die Suche nach den damaligen Redakteurinnen, um die Texte von damals gemeinsam neu zu befragen.
Schwierige Mission
Die Suche war "nicht so einfach, wie ich mir vorgestellt habe", aber schließlich habe sie doch einige Frauen aufsuchen und interviewen können, darunter Ginka Steinwachs, Liesl Ujvary, Mona Winter und Heidi von Plato. Aus den Interviewmitschnitten sowie einigen Redaktionssitzungen, die "in verschiedensten Konstellationen stattgefunden haben" und bei denen die alten Texte diskutiert wurden, entstand in enger Zusammenarbeit mit der Dramaturgin Elisabeth Burchhardt eine Strichfassung, die als Basis für den Theaterabend dienen sollte. "Aber natürlich haben die Autorinnen zu diesen Fassungen wieder etwas dazugeschrieben", lacht Ehnes.
Uraufführung im Schauspielhaus
Und so ist "Die Schwarze Botin 2013" eine "Mischung aus durchgegorenen Essenzen der Diskussionen und Etappen, wo spontane Diskussion stattfindet. Intellektuelle Frauen wiederholen sich ja ungerne", so die Künstlerin. Die Texte werden im Rahmen der Aufführung kurz vorgestellt und diskutiert. Die Entscheidung, Kurzfassungen vorzutragen, sei gar nicht so einfach gewesen. "Die Politik war damals, die Texte unzensiert und ungekürzt stehen zu lassen", erklärt Ehnes den Bruch mit der Tradition. "Wir haben viele Formen gesucht und gefunden."
Jung und alt im Diskurs
Die gemeinsamen Treffen, zu denen auch junge Autorinnen und Wissenschafterinnen wie Katharina Serles, Doris Arztmann und Silke Graf geladen wurden, waren ein spannender Prozess. Die jungen Frauen seien laut Ehnes "sehr in der feministischen Queer-Szene unterwegs". "Es gab eine langsame Annäherung, getragen von Offenheit seitens Jungen, die mit vielen Fragen angereist sind", erinnert sie sich an die ersten Treffen. In weiterer Folge haben sich die Jüngeren in die Texte der älteren Frauen "eingeschrieben".
Unterschiede prallen aufeinander
"Aber auch die Älteren stellen Fragen, etwa zur heutigen Terminologie. 'Die Schwarze Botin' war schließlich eine intellektuelle literarische Zeitschrift, das war auch immer eine Ästhetik-Diskussion", sagt Ehnes. "Wenn es um Sprache geht, prallen unterschiedlichste Meinungen zusammen. Auf der Bühne werden die Frauen nie auf einen Konsens kommen." Die Heftausgabe "Die Schwarze Botin - remastered and remistressed 2013" bannt den flüchtigen Abend jedenfalls auf Papier. Vielleicht für eine spätere Befragung, in 25 Jahren.
(Das Gespräch führte Sonja Harter/APA)
Info
Wiener Festwochen - Barbara Ehnes: "Die Schwarze Botin - remastered and remistressed 2013". Premiere am 5. Juni, 20 Uhr im Schauspielhaus. www.festwochen.at.