Zitterpartie Wetter

Zehntes Sommernachts- Konzert in Wien

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Wiener Philharmoniker spielten vor nur 15.000 Zuschauern in Schönbrunn.

Das zehnte "Sommernachtskonzert" der Wiener Philharmoniker im Schönbrunner Schlosspark wurde am 30. Mai zum "Winternachtskonzert", wie Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg bei der Begrüßung des "treuen und wetterfesten Publikums" selbstironisch meinte: "Sommernachtskonzert ist nur der Arbeitstitel", sagte er und erinnerte daran, dass man im ersten Dezennium des Konzertes, das mittlerweile nach dem Neujahrskonzert das weltweit meistbeachtete Konzertevent der Wiener Philharmoniker im Jahresverlauf darstellt, bloß drei Mal Wetterglück gehabt habe. Diesmal war es besonders arg - und bei "Verhältnissen die eher an ein Wintersportereignis erinnern" (Hellsberg) hatten sich nach Veranstalterschätzungen nur rund 15.000 Zuschauer statt der gewohnten 100.000 vor dem Neptunbrunnen eingefunden.

15.000 trotzten dem Wetter
Wetterfest wie das Publikum erwies sich auch der 83-jährige und den Wiener Philharmonikern seit 51 Jahren verbundene Dirigent Lorin Maazel, der nach elf Neujahrskonzerten erstmals das sommerliche Pendant leitete. Er führte die Musiker sensibel und konzentriert durch ein Programm, das ganz den Komponisten Richard Wagner und Giuseppe Verdi gewidmet war, die beide vor 200 Jahren geboren wurden. Ähnliche Konzentration fiel großen Teilen des Publikums allerdings schwer, setzte doch pünktlich zum Triumphmarsch aus der Verdi-Oper "Aida" jener Regen wieder ein, der in den späten Nachmittagsstunden vorübergehend Pause und damit Hoffnung gemacht hatte.

Bilder vom Sommernachtskonzert

Vor den TV-Geräten ein Hit
Schon bei der Ballettmusik zu "Otello" und der Ouvertüre zur Oper "Luisa Miller" waren deutliche Abwanderungstendenzen des Publikums bemerkbar. Fernsehzuschauer, die das Ereignis live verfolgten, durften sich nicht nur über trockene Füße, sondern auch über stimmungsvolle Kamerabilder freuen, die den Liebestod aus "Tristan und Isolde" in der ORF-Übertragung wunderbar untermalten. Auch die Hingabe, mit der Tenor Michael Schade nach einer Arie aus "I Lombardi" die Gralserzählung aus "Lohengrin" sang, kam in der Großaufnahme besser zu Geltung als in der Weite des kühlen, verregneten Schlossparks, in dem nach dem martialischen "Walkürenritt" bei den Zugaben doch noch Stimmung aufkam.

Dirigent erstaunt über Anklang
"Es ist erstaunlich, dass ihr noch da seid", meinte Maazel - und dirigierte die traditionelle Zugabe, den Walzer "Wiener Blut", sowie eine schnelle Strauß-Polka. Und tatsächlich fanden sich im Publikum einige Paare, die dem Wetter zum Trotz das Tanzbein schwangen. Schöne Bilder, die den Fernsehzuschauern in aller Welt und auch der Tourismuswerbung gefallen haben dürften: Wien im Mai - das bedeutet zwar keine Schönwettergarantie, aber wenn die Philharmoniker aufspielen, dann tanzen die Wiener auch in lustigen, bunten Regenpelerinen... Die CD zum Konzert wird am 10. Juni, die DVD bzw. Blu-Ray am 21. Juni bei Sony Classical veröffentlicht. Bis dahin dürfte auch das Gewand getrocknet und die Verkühlung auskuriert sein.

Die Kultur-Highlights des Jahres 2012

Von Thomas Bernhard bis Constantin Brancusi reichen die Pläne, die der neue Leiter der Kunsthalle Wien, Nicolaus Schafhausen am 10. Jänner bekannt gegeben hat. Ein reduziertes, eher divers wirkendes Programm, das mit dem in den Presseunterlagen formulierten "prägnanten Profil" ("Thematische Gruppenausstellungen, Einzelpräsentationen internationaler KünstlerInnen, Retrospektiven bekannter VertreterInnen der Gegenwartskunst sowie Ausstellungen bislang noch weniger bekannter KünstlerInnen") noch nicht viel zu tun hat. In-Künstler findet man im Gegensatz zu früher nicht. Schafhausen: "Es geht selbstverständlich nicht um die Replizierung von Trends, sondern um die Kenntnis der Diskurslage."

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Bilder vom Sommernachtskonzert

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