Programm-Chef verschickte Mail: "Nicht zum Nuttenball umfunktionieren."
ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz stößt sich an Richard Lugners Opernballgast Ruby Rubacuori
. Dazu gab er am Dienstag per Mail eine Order betreffend die Berichterstattung über die junge Frau, die als Gespielin von Italiens Premierminister Silvio Berlusconi bekannt wurde, aus. Die Mitarbeiter mögen das Fest "nicht zum Nuttenball umfunktionieren", schreibt Lorenz in dem Mail. Dies bestätigte er später. Der Opernball sei ein Künstlerball und der "Versauung des
Opernballs durch Mini-Berlusconis" sei Einhalt zu Gebieten.
Lugners "Unappetitlichkeiten"
"Ich spreche der Dame nicht jede Art von Künstlerschaft ab, wenn auch auf anderen Gebieten", so Lorenz, der vor allem in Richtung des Adabei-Baumeisters
austeilte. "Es ist faszinierend, dass er es immer wieder schafft, mit seinen Unappetitlichkeiten ganz Österreich zu faszinieren". Hier appellierte er zum Mut zur Lücke. "Gerade eine öffentlich-rechtliche Anstalt hat die Pflicht zu überlegen, was machen wir oder nicht."
Wie sehr Ruby Rubacuori den italienischen Premier mit angeblichen Liebesdiensten politisch in Bedrängnis gebracht habe, sei eine rein italienische Angelegenheit, findet Lorenz. "Ich sehe keinen Grund, eine Frau, die sich zur Prostitution bekennt, als Szenefigur vorzuführen." Rubacuori sei eine Prostituierte, "die über Herrn Berlusconi möglicherweise zu unverdientem Ruhm gekommen ist. Ob sie mit einem Politiker schläft oder mit einem Lugner Walzer tanzt, ist mir egal."
"Kein Interview"
Nicht nur Wolfgang Lorenz äußerte seinen Missmut über Lugners Ballgast öffentlich. Bei der gestrigen Opernball-Pressekonferenz
erklärte ORF-Moderator Klaus Eberhartinger auf die Marokkanerin angesprochen: "Ich gebe jetzt schon das vierte Interview, da geht es nur um die Ruby. Opernball heißt Ruby Rubacuori. Alfons Haider und Miriam Weichselbraun stellten klar, dass sie keine Zeit haben werden, um das Callgirl zu interviewen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir sie vor eine Kamera bitten werden, ich kann es mir nicht vorstellen", so der TV-Star.
"Nicht ausgrenzen"
Kommentator Christoph Wagner-Trenkwitz sieht das anders. "Es ist ja auch eine politische Leistung, die italienische Regierung vielleicht zu stürzen. Die hat auf einem österreichischen Staatsball durchaus eine Berichtigung", sagte er in Chili. Auch Karl Hohenlohe gab sich entspannt: Immerhin besuchte auch Dolly Buster schon deb Wiener Opernball
. Für ihn steht fest: "Leute auszugrenzen fände ich fatal. Das geht nicht."
© AP Photo
Italiens Premierminister wird beschuldigt, die minderjährige Prostituierte zu Bunga Bunga, ...
© AP Photo
..., einer besonderen Art afrikanischer Orgie überredet zu haben.
© AP Photo
Für ihre Dienste soll "Ruby" bis zu 30.000 Euro in bar erhalten haben.
Jetzt ist es fix: Berlusconi wird dafür der Prozess gemacht.
Laut Mailänder Richterin bestehen genügend Schuldbeweise gegen den Premier.
© REUTERS/Stringer
Ein Gericht aus drei Frauen wird in Mailand den Prozess gegen Berlusconi wegen Amtsmissbrauch und Sex mit dem minderjährigen Callgirl führen.
"Ruby" heißt mit bürgerlichem Namen Karima El Mahroug und kommt aus Marokko.
Berlusconi erfuhr in Palermo von dem bevorstehenden Prozess.
Fast 700 Seiten hat die Mailänder Staatsanwalt an belastendem Material gesammelt.
Falls Berlusconi Sex mit "Ruby" nachgewiesen wird, drohen ihm 3 Jahre Gefängnis....
© AP Photo
"..."Ruby" war nämlich zum fraglichen Zeitpunkt erst 17.
In einer Stellungnahme bedauerte Ruby den Rummel rund um ihre Beziehung zum Premierminister.
© AP Photo
Ob sich Berlusconi vor den Justizermittlungen retten wird? "Ich weiß es nicht, das ist seine Angelegenheit. Er ist allein und kämpft gegen seine Einsamkeit, wie ich auch getan habe", sagte die junge Frau
© AP Photo
Ruby soll 5 Millionen Euro Schweigegeld bekommen haben - von Berlusconi.