ÖSTERREICH-Interview

Trackshittaz: Der Popo-Aufreger

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Das ganze Land spricht über ihren Song: Die Trackshittaz im ÖSTERREICH-Doppeltalk.

Drei Tänzerinnen an der Stange, Hinterteile in knalligen Neon-Farben und dazu zwei Mundart-Rapper, die das Publikum zum „Popo wackeln“ auffordern: Selten hat ein österreichischer Song-Contest-Beitrag im Vorfeld für so viel Aufregung gesorgt wie jener der Trackshittaz.

Seit Lukas Plöchl und Manuel Hoffelner die Baku-Ausscheidung für sich entschieden haben, spaltet ihr Lied Woki mit deim Popo nicht nur die eingeschworene Song-Contest-Gemeinde. „Eigenständig und authentisch“, urteilen prominente Unterstützer wie Alfons Haider und Claudia Stöckl. „Peinlich“ und „blamabel“ finden es andere.

Doch was sagen eigentlich die Hauptakteure zum Popo-Gate? ÖSTERREICH traf das oberösterreichische Duo zum Doppelinterview.

„Wir wollen unterhalten!“ „Ich will jetzt mal eines klarstellen: Ich bin kein Sexist. Und ich will auch keinen absichtlich provozieren“, kontert Plöchl, der schon im Vorjahr zum Song Contest wollte, aber an Nadine Beiler scheiterte, seinen Kritikern. Und kann sich über die ganze Aufregung nur mehr wundern: „Jeder weiß, dass Zehnjährige Pornos auf den Handys haben. Oder dass es Männer in Österreich gibt, die ihre Frauen schlagen. Dar­über regen sich weniger Leute auf als über uns.“

Überhaupt, betont das Duo, sei der nicht ganz jugendfreie Text als Spaß und nicht todernst zu sehen: „Wir wollen die Leute mit unserer Musik unterhalten, sie sollen mal abschalten können. Da geht es um Entertainment, nicht um eine hochpolitische Message.“

Mit Vollgas nach Baku. Wie schon in Wien, wollen Manuel und Lukas, die sich mit zwei Platz-eins-Alben und Single-Hits wie Oida Taunz! eine treue Fan-Gemeinde aufgebaut haben, die Zuschauer in Baku zum Tanzen bringen. Manuel ist sich sicher: „Auffallen werden wir dort auf jeden Fall – und allein das ist ja schon ein Vorteil für uns.“

In den nächsten Wochen wollen die Trackshittaz auch außerhalb Österreichs die Werbetrommel rühren, Mitte Mai geht es dann – bevorzugt mit dem Traktor – nach Aserbaidschan. Dort treten Lukas und Manuel am 22. Mai im ersten Semifinale an. Gelingt der Sprung in die Top 10, wackelt das Duo auch am 26. Mai mit dem Popo – und wer weiß, vielleicht sogar bis ganz nach oben aufs Siegerstockerl.

Trackshittaz: "Der Sieg ist das Mega-Ziel"

ÖSTERREICH: Lukas, du warst in zwei ORF-Shows Zweiter. Wie fühlt es sich jetzt an – endlich – am Siegerstockerl?
Lukas Plöchl: Erster sein ist definitiv besser! Wenn du da oben stehst und zwei Mal knapp gescheitert bist, hast du schon Muffensausen. Aber wir freuen uns irrsinnig, dass es jetzt geklappt hat. Und den Spaß und die Freude lassen wir uns von keinem versauen.

ÖSTERREICH: Die Reaktionen auf eure Performance waren gemischt – von „sensationell“ bis „peinlich“.
Plöchl: Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn dich plötzlich die einen total in den Himmel loben und andere dich gleich zum Staatsfeind erklären und dir an die Gurgel wollen.
Manuel Hoffelner: Zumindest haben wir eines erreicht: Wir sind das Gesprächsthema Nummer eins, in den Foren und auf Facebook geht’s rund. Sicher kommen auch Hassbriefe, die vor Beleidigungen nur so strotzen. Aber das nehmen wir nicht so ernst.
Plöchl: Ich kann solche Sachen noch nicht ganz abschalten. Ich hänge sehr an unserer Musik, und wenn dann so beleidigende Sachen kommen, geht mir das natürlich nahe. Wenn aber jemand unser Niveau kritisiert und im gleichen Satz Schimpfwörter wie „Arschloch“ fallen, frage ich mich, ob so einer wirklich das Recht hat, ein Urteil über uns zu fällen.

ÖSTERREICH: Wenn ihr über „Depf“, „fruttn“ und die „Strip-Staung“ rappt, klingt das trotzdem für einige ziemlich nach Sexismus.
Plöchl: Ich bin sicher kein Sexist. Wir reduzieren im Text alle Menschen auf ihr Geschlechtsteil und den Hintern, nicht nur die Frauen, das Ganze immer mit einem Augenzwinkern. Wenn einer glaubt, dass das ernst gemeint ist, dann tut mir der leid. Der muss ein Bild von uns haben, als wären wir hereingebeamt worden aus der Steinzeit.
Hoffelner: Wir wackeln ja auch selber mit dem Arsch mit. Und wir nehmen auch die Männer aufs Korn. Welche Haberer bezeichnen sich denn selber als „Nudelsuppen-Gang“?
Plöchl: Und wenn man jetzt jedes Wort auf die Waage legt, kann man auch Lipstick von Jedward im letzten Jahr als Aufforderung zum Oralsex sehen. Davon abgesehen: Jeder weiß, dass Zehnjährige Pornos auf den Handys haben. Darüber regen sich viel weniger Leute auf als über uns.

ÖSTERREICH: Bleibt die ­Performance – Neon-Popos, Tänzerinnen an der Stan­­ge –, wie wir sie aus der Vorausscheidung kennen?
Plöchl: Das Grundkonzept steht, aber natürlich wird man noch ein bisserl was ändern, schon allein deshalb, weil die Bühne in Baku ja viel größer ist. Die Mädels sind aber fix. Das sind übrigens professionelle Tänzerinnen und keine Stripperinnen – und Poledance hat nichts mit Puff zu tun.

ÖSTERREICH: Wie schätzt ihr selbst eure Siegeschancen in Baku ein?
Hoffelner: Auffallen werden wir auf jeden Fall, das hat man ja jetzt schon in Österreich gesehen. Das ist ein Vorteil. Und wenn wir eine geile Show machen, können wir vielleicht ein paar Leute dazu animieren, dass sie für uns anrufen.
Plöchl: Das Mega-Mega-Ziel ist, Erster zu werden. Aber manchmal sind Träume und Ziele ja sehr nahe beieinander. Und das ist eher ein Traum-Ziel. Man muss das etappenweise angehen. Und die erste Etappe ist jetzt mal, die Werbetrommel in ganz Europa zu rühren, dass die Leute uns schon kennen, bevor wir dort überhaupt auftreten.

ÖSTERREICH: Spornt die Kritik in Österreich an, jetzt doppelt Gas zu geben?
Hoffelner: Ja schon, weil die Leute, die uns jetzt kritisieren, sich dann noch mehr ärgern.
Plöchl: Ich mache das für mich, nicht wegen irgendwem anderen. Österreich ist halt eine Neidgesellschaft, wo man schnell versucht, den anderen runterzudrücken, statt es selbst besser zu machen. Ich will einfach gut abschneiden. Und wenn uns das gelingt, sind plötzlich eh wieder alle stolz und sagen: Wir haben’s ja immer gewusst.
Hoffelner: Das ist wie beim Fußball. Wenn Österreich verliert, heißt es: Eh klar, die können halt nicht spielen. Und dann gewinnen wir gegen Finnland 3:1, und alle sind begeistert. Verdrehte Welt.

ÖSTERREICH: Ihr tretet in Aserbaidschan an, das Land ist nicht unumstritten, Stichwort Menschenrechte.
Plöchl: Ich finde das ziemlich arg, dass dort Leute einfach enteignet werden und so. Auf der anderen Seite vergessen die Leute wieder, dass es das auch in Österreich gibt, nur halt auf eine andere Art. Ich will in Baku auch mal rausgehen in die Stadt, mir selbst ein Bild machen.
Hoffelner: Sicher reden jetzt mehr Leute über die ganzen Probleme, das ist gut. Trotzdem glaube ich nicht, dass der Song Contest die Welt verbessern kann.
plöchl: Der Song Contest ist ein Ventil, das die Medien ins Land holt. Insofern passiert da schon was. Und alles ist besser als nichts.
 

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Man sollte eine andere Band nach Baku schicken.

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