Jugendbanden haben den Westbahnhof zum Crime-Hotspot gemacht – der sich ausweitet.
Auch wenn das Polizeiaufgebot extrem aufgestockt und die ÖBB-Securitys samt Hundestreifen verdoppelt wurden, ist das Bild jeden Tag spätestens ab 17 Uhr das Gleiche: In der warmen Eingangshalle und vor allem im Fastfood-Bereich bei den Bahnsteigen tummelt sich eine Gruppe von 60 bis 70 Flüchtlingen, fast alle Afghanen, ein paar Somali haben den Westbahnhof ebenfalls zu ihrem Haupttreffpunkt gemacht.
Gratis-W-Lan jetzt auf 30 Minuten beschränkt
Seit dem ÖSTERREICH-Bericht zum Jahreswechsel über Bandenkriminalität und Revierkämpfe mit den jungen Tschetschenen am Bahnhof hat sich einiges getan: Polizei und Bundesbahnen haben einige Maßnahmen gesetzt:
So wurde einer der Magnete für die Jugendlichen, sich hier zu treffen, extrem beschränkt: das W-Lan. Bisher war der Zugang ins Internet im Bahnhofsgelände rund um die Uhr gratis. Jetzt darf jeder User nur noch zwei Mal täglich je 15 Minuten das Internet-Service nutzen.
Auch verdeckte Fahnder am Westbahnhof
Dazu wurde für die Einsätze das Sicherheitspersonal von 17 Uhr bis 23 Uhr massiv aufgestockt. So hat das Wachzimmer im Westbahnhof jetzt Unterstützung von Bezirkskräften, von der Bereitschaftseinheit, von der Einsatzgruppe gegen Straßenkriminalität und von verdeckten zivilen Fahndern. Kürzlich wurde bei einer Groß-Razzia sogar ein Schnellrichter aus dem 15. Bezirk angefordert, der dann die Anzeigen an Ort und Stelle aufnahm.
Aber: Ein Insider verrät ÖSTERREICH gegenüber, dass man die „Afghanen-Szene“ am Westbahnhof nur oberflächlich betrachtet im Griff hat.
Kriminalität weitet sich auf Nachbarschaft aus
„Sobald die Polizei nur ein wenig an Präsenz nachlässt, sind die Jugendlichen sofort wieder da. Das liegt auch daran, dass die neuen Treffs sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.“ So würden die Banden teils auf die Felberstraße, vor allem aber in den U-Bahn-Bereich in unmittelbarer Nachbarschaft ausweichen, wo es zu Konflikten mit den (ungarischen) Bettlern, der Alko- und der Drogenszene komme. Das Problem vor Ort ist also noch lange nicht gelöst.
Reportage: "Habe Angst am Weg in die Arbeit"
Der Bahnhof um 17.00. Ab dieser Uhrzeit treffen sich hier Jugend-Gangs aus Afghanistan, Tschetschenien und Ungarn. Die Gewaltbereitschaft steigt. Besonders die Verkäufer sind stark verunsichert.
Floristin Irene beobachtet regelmäßig Raufereien: „Meine Mitarbeiterinnen gehen nur mehr zu zweit aufs Klo. Starke Polizeipräsenz hilft da wenig. Kaum sind die Beamten weg, sind die Jugendlichen wieder da.“
Alarm
Eine Passantin (46), die anonym bleiben möchte, steigt vom Zug in die U-Bahn: „Ich trage einen Taschenalarm bei mir, da ich mich seit der Flüchtlingswelle in ganz Wien, vor allem aber am Westbahnhof fürchte.“ Den Alltag der Gangs beobachtet ein Supermarkt-Mitarbeiter: „Das sind viele junge Leute. Sie pöbeln grundlos. Sind sehr laut. Die Jugendlichen haben nichts zu tun, vertreiben so die Zeit.“
Wir treffen eine weitere Mode-Verkäuferin. Während ihrer Pause erzählt sie uns von häufigen Pöbeleien. Aber: Auch von regelmäßigen Polizei- und Security-Patrouillen. Und: „Ich kann mir helfen, da ich seit 15 Jahren Karate mache.“ (kan)