Die südtiroler Bergsteigerlegende hätte Kaltenbrunner Gipfel-Sieg gewünscht.
Die Route auf den 8.611 Meter hoch gelegenen Gipfel des K2 von der rund 600 Meter tiefer liegenden Schulter durch den Flaschenhals ist laut Bergsteigerlegende Reinhold Messner eine "höllisch gefährliche Angelegenheit". "Die Engstelle zwischen Fels und senkrechtem Eisabbruch ist durch immer wieder herausbrechende Seraks (Eis-Platten, Anm.) gekennzeichnet", sagte Messner am Freitag. Zudem biete sich den Bergsteigern nach dieser Engstelle eine "unendliche Schinderei".
Unterschätztes Gelände
Viele würden in dem flachen
Gebiet nach dem Flaschenhals im brusthohen Schnee stecken bleiben und
aufgeben. Ohne Sauerstoffgeräte sei es nahezu unmöglich, dort eine Spur zu
legen. Daher sei man auf andere Expeditionen angewiesen, die mit der
entsprechenden Ausrüstung vorangehen. Diese Konstellation dürfte auch bei
dem am Freitag tragisch gescheiterten Versuch der oberösterreichischen
Gipfelstürmerin Gerlinde Kaltenbrunner geherrscht haben, erklärte Messner: "Das
ist für den K2 typisch".
Abbrechende Eisblöcke
Der Flaschenhals sei eine Engstelle,
über der sich ein senkrechter Abbruch befindet. Über diesen würde sich
langsam, aber stetig Eis schieben. "In gewissen Abständen brechen dann
Seraks heraus und reißen alles darunter Befindliche mit", sagte
Messner. Unter dieser gefährliche Stelle müssten die Bergsteiger "schnell
durchklettern", um möglichst kurz im Einzugsgebiet der fallenden
Eisbrocken zu sein. Messner kann sich vorstellen, dass der schwedische
Bergkamerad Kaltenbrunners, Fredrik Ericsson, am Freitag an dieser Stelle
verunglückt sei.
"Anerkennen und honorieren"
Für Kaltenbrunner sei das
natürlich ein tragisches Erlebnis und könne daher zum Abbruch des Versuches
geführt haben. "Die Leiden, die sie jetzt zu ertragen hat, gehören
aber zum Bergsteigen dazu", betonte der Südtiroler. Messner hätte der
Oberösterreicherin den Gipfelsieg gewünscht. Denn im Unterschied zu anderen,
habe sie an der Methode ohne Sauerstoff festgehalten. "Das muss man
anerkennen und honorieren", sagte er. Frauen seien keinesfalls
schlechtere Bergsteiger als Männer. In den letzten Jahren hätten sie auch
enorm nachgezogen.
Schwer bezwingbarer K2
Der 1944 in Südtirol geborene Messner ist
der erste Mensch, der alle 14 Achttausender ohne Zuhilfenahme von
zusätzlichem Sauerstoff bestiegen hat. Im Jahr 1979 erklomm er gemeinsam mit
dem deutschen Bergsteiger Michael Dacher über den sogenannten Abbruzzengrat
den Gipfel des K2. Für Kaltenbrunner ist der K2 der 14. und somit letzte
Achttausender, der ihr noch in ihrem Gipfelbuch fehlt. Die
Oberösterreicherin scheiterte aber bereits mehrmals: Unter anderem schlugen
jeweils im Sommer 2007 und 2009 zwei Aufstiegsversuche fehl. Im Juli des
vergangenen Jahres kehrte Kaltenbrunner 300 Meter unter dem Gipfel um, im
August 2009 brach sie ab, nachdem sie in brusttiefem Schnee steckengeblieben
war.