Immer öfter werden Wörthersee-Urlauber von den Fischen gebissen
Erst eine zarte Berührung unter Wasser, dann ein stechender Schmerz und ein Schrei des Entsetzens. An den Gestaden des Wörthersees, einem der schönsten Gewässer Österreichs, ist die gespenstische Szene seit Wochen alltäglich.
Schock
Immer mehr geschockte Urlauber (vor allem in der Veldener
Bucht) klagen, dass sie beim Schwimmen von aggressiven Fischen gebissen
wurden. Immer mehr Opfer stehen bei Bademeistern und Hoteliers um Pflaster
an.
Verdacht
Als Beißer in Verdacht: ein Flossentier mit
spindelförmigem Körper, tief gespaltenem Maul und spitzen Fangzähnen – bis
zu 19 Kilo schwer und 1,30 Meter lang. Der Zander wird in Ungarn respektvoll
„Fogasch“ genannt – die Bezeichnung für ein mächtiges Gebiss.
Schelmische Einheimische erzählen verängstigten Touristen gern: Weil die lange Hitzewelle auch die Temperatur im See in die Höhe trieb, koche der Raubfisch vor Aggressivität – und mit Zandern sei nicht zu spaßen.
Wahrheit
Gut erfunden, aber auch die Wahrheit tut weh genug.
Harald Tschabuschnig von der Umweltabteilung des Landes kennt sie: „In
Wahrheit ist der Täter gedrungen, maximal 20 Zentimeter groß und als
Sonnenbarsch bekannt.“ Die Weibchen legen ihre Brut in Ufernähe ab. Der
Experte: „Die Männchen bewachen die Nester und attackieren jeden, der sich
nähert – andere Fische, aber auch Schwimmer.“
Abgefischt
Die 30-jährige Kellnerin Petra K. hat’s erlebt: „Die
Bisse sind wie Nadelstiche. Man erschrickt furchtbar und möchte dann in
Panik nur noch aus dem Wasser.“
Warum die Sonnenbarsche heuer besonders rabiat sind, wissen auch Fachleute nicht. Aber schlechte Manieren werden bestraft. Der Veldener Fischer Peter Raunig ist bereits täglich im Morgengrauen unterwegs: „Ich habe den Auftrag, möglichst viele Sonnenbarsche abzufischen und in einen meiner Teiche umzusiedeln.“