Im Landesgericht kam es zu einer Attacke - Anwalt überdenkt weitere Verteidigung.
Dramatische Szenen haben sich am Montag am Landesgericht Klagenfurt abgespielt: Ein 18-jähriger Angeklagter, der sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten sollte, attackierte während der Hauptverhandlung sein Opfer, als es in den Zeugenstand trat. Das Mädchen wurde leicht verletzt, der Mann am Boden fixiert und mit der Rettung weggebracht. Die Verhandlung wurde vertagt.
Mutter des Mannes brach zusammen
Der Mann war angeklagt, seine Freundin mehrfach schwer verletzt zu haben. Sie war als erste Zeugin geladen. In dem Moment, als sie sich niedersetzte, lief alles in Sekundenschnelle ab. Der Mann sprang auf und trat ihr mit dem Fuß gegen den Hinterkopf. Die Justizwachebeamten fixierten den Angeklagten, der mit Handschellen aus der Untersuchungshaft gekommen war, auf dem Boden.
Nach wenigen Minuten waren weitere Justizwachebeamte da. Alle Besucher mussten den Verhandlungssaal verlassen, der Angeklagte wurde mit der Rettung weggebracht. Vor dem Saal brach die Mutter des Mannes zusammen. Der Vorsitzende des Schöffensenats, Richter Michael Schofnegger, vertagte die Hauptverhandlung.
Anwalt Hans Gradischnig überlegt nun, ob er die Verteidigung seines Mandanten weiterführen soll. "Ich muss das mit der Mutter und der Tante, die die Kosten in Raten zahlt, besprechen. Ich müsste auch die Verteidigungslinie total ändern, weil über den Angeklagten nichts Positives mehr zu sagen ist. Ihn zu verteidigen, ist eigentlich gegen mein Rechtsempfinden", sagte Gradischnig nach der Verhandlung.
Lange Liste von Vorwürfen
Die Liste der Vorwürfe, vorgetragen von Staatsanwältin Marina Murko, ist lang: absichtliche schwere Körperverletzung, gefährliche Drohung, Freiheitsentziehung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Der 18-Jährige soll im März dieses Jahres seine Lebensgefährtin mehrmals attackiert, ihr mit dem Knie in die Magengegend getreten, ihr mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen und versucht haben, ihr mit einem Springmesser ein Tattoo aus dem linken Bein zu schneiden. Die junge Frau erlitt unter anderem einen Milzriss.
Als er im April festgenommen wurde, flüchtete der Mann in Handschellen aus der Polizeiwache. Als ein Polizist den Flüchtenden auf der Straße festhielt, riss er sich los. Dadurch stürzte der Beamte.
Drei Freunde, von denen er Drogen kaufen wollte und keine bekam, bedrohte er mit einer Pistole. "Es war nur eine Schreckschusspistole", sagte er in der Einvernahme und er sei von den Freunden provoziert worden.
Die Körperverletzung gab er zu, allerdings sei das nicht absichtlich gewesen, meint er. Er habe seiner Freundin nur einen Tritt gegeben, sie aber nie mit einem Messer attackiert und ihr auch nie ins Gesicht geschlagen. Als sie Schmerzen hatte, habe er sie ins Krankenhaus gebracht, wo ein Milzriss festgestellt wurde. Er habe die Frau auch nicht eingesperrt, das stimme alles nicht, erklärte der Angeklagte. "Sie will mich nur ins Gefängnis bringen, damit sie mit anderen Männern zusammen sein kann", sagte er. Seine Freundin konsumiere Kokain, der Milzriss könne auch davongekommen sein.