Zwei Morde an einem Tag, alle 10 Tage ein Mord in Wien - 2018 ist auf traurigem Rekordkurs.
Blutiger waren nur die 80er-Jahre mit 50 Morden alleine in Wien. Wenn es heuer so weitergeht, dann könnte dieser traurige Rekord fallen:
Männer als Täter: Mord aus Geld oder Eifersucht
Denn laut Polizeiangaben gab es heuer schon mindestens 31 Morde in Österreich (Vorarlberg nicht eingerechnet, wo keine Statistik vorliegt). Das bedeutet im Schnitt alle 5 Tage ein Mord! 2017 waren es insgesamt 54 Morde.
Allein in Wien gab es heuer bereits 14 Morde, hochgerechnet bis Jahresende wären das also 40 Morde in der Bundeshauptstadt.
Phänomen. Oftmals sind es Beziehungstaten. Auch das jüngste Opfer (s. re.) wurde vom Ehemann getötet. Die meisten Mordopfer sind Frauen, die Täter Männer. „Motiv Nummer eins ist Eifersucht, die Kränkung für manche Männer undenkbar“, erklärt Psychiaterin Sigrun Roßmanith.
Psycho-Akte: Blutrausch aus Wut oder Störung
Doch auch die Psyche der Täter spielt eine Rolle. Ganz Österreich war erschüttert, weil die kleine Hadishat sterben musste. Ihr Killer, ein 16-jähriger Schüler, der wütend war.
„See-Killer“ Alfred U. zerstückelte Ungarin Beata in seiner Wohnung, weil sie über ihn lachte. „Männer haben ein höheres Aggressionspotenzial, aber weniger Fähigkeit, dieses abzuarbeiten“, analysiert Profiler Reinhard Haller die Ursachen.
Waffe Messer: Attacken mit Stichwaffen explodieren
Die Täter sehen rot, stechen – wie die Zahlen zeigen – oft mit dem Messer zu. 2007 waren es 189, 2016 bereits 743 Taten mit Messer. Das lässt sich durch die Verfügbarkeit erklären – und damit, dass die Taten im Affekt geschehen.
Es gibt natürlich Ausnahmen, wie der Fall um den Wiener Taxler Ali zeigt. Hier könnte eine Frau der Tat verdächtig sein.
Psychotherapeutin Sigrun Roßmanith erklärt: "Kränkung für Männer undenkbar"
ÖSTERREICH: Warum töten Männer öfter als Frauen?
Sigrun Roßmanith: Männer sind bei allen Tötungsdelikten stärker vertreten. Es geht fast immer um Beziehungstaten. Die Tat geht immer von dem psychisch Schwächeren aus. Männer wollen oft die „Vernichtung“ der Kränkung bei einer Trennung zurückgeben. Man löscht die andere Person aus.
ÖSTERREICH: Spielt hier auch der kulturelle Hintergrund eine Rolle?
Roßmanith: Für Männer in manchen Kulturen ist eine Trennung, eine Scheidung undenkbar.
ÖSTERREICH: Können solche Männer die Unabhängigkeitsbestrebungen einer Frau nicht aushalten?
Roßmanith: Ja, die Kulturen prallen aufeinander. Es gibt bei uns Frauen-Notrufe, und auch befreundete Frauen sagen immer öfter: „Lass dir das nicht mehr gefallen“.
Gerichtspsychiater Reinhard Haller: "Eifersucht ist Motiv Nr. 1"
ÖSTERREICH: Männer töten öfter als Frauen. Warum?
Reinhard Haller: Männer haben von Haus aus ein höheres Aggressionspotenzial, aber immer weniger Möglichkeiten, dieses abzuarbeiten.
ÖSTERREICH: Welche Rolle spielt Eifersucht?
Haller: Sie ist seit Menschengedenken Motiv Nummer 1, vor allem bei Männern.
ÖSTERREICH: Und warum werden immer öfter Messer als Tatwaffe eingesetzt?
Haller: Weil sie greifbar und die meisten Taten Beziehungsdelikte sind.
© APA/HANS PUNZ
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© TZOe Artner
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Mord in Favoriten: Ehemann warf ihr grundlos Untreue vor
Der Täter ist der offenbar krankhaft eifersüchtige Ehemann – der seiner Gattin unterstellt, dass sie ihn betrügt, auch wenn das gar nicht stimmt. Die Ermittler hätten jedenfalls keinen Anhaltspunkt dafür gefunden. Der aus Serbien zugewanderte Aleksandar K. aber war hundertprozentig davon überzeugt und geriet mit seiner aus Rumänien stammenden Ehefrau darüber am Donnerstag in der gemeinsamen Wohnung am Arthaberplatz in Favoriten so in Rage, dass die Gattin abstreiten konnte, was sie wollte – und es war ja auch nicht passiert, was der um fast zwanzig Jahre ältere Ehemann aber nicht glauben wollte. Die Auseinandersetzung wurde immer lauter und heftiger, bis der 61-Jährige komplett auszuckte, zum Messer griff und immer wieder auf Ileana einstach.
Vater völlig apathisch
Mehr als ein Dutzend Stiche wies der Körper der Toten, die kurz darauf von ihren erwachsenen Töchtern entdeckt wurde, auf. Die Frauen waren gegen 14.30 Uhr zu Besuch gekommen und erlitten dabei den Schock ihres Lebens: Die Mutter, die förmlich hingerichtet worden war, lag in ihrem Blut am Boden.
Der Vater stand noch in der Wohnung herum und nahm völlig teilnahmslos zur Kenntnis, dass seine beiden Töchter Rettung und Polizei alarmierten. Er ließ sich hernach widerstandslos festnehmen. Die Wiener Berufsrettung versuchte noch, die 43-Jährige wiederzubeleben, jedoch ohne Erfolg.
U-Haft
Die Polizei stellte in der Unterkunft am Arthaberplatz gleich vier blutige Messer sicher. Mit welchen Aleksandar K. immer und immer wieder zugestochen hat oder ob er gar mit zweien oder mehreren getötet hat, ist noch nicht klar. Der 61-Jährige, der an die Justiz überstellt wurde, ist geständig. Jetzt wartet die U-Haft auf ihn. Es gilt die Unschuldsvermutung. (kor)