Nach den brutalen Attacken auf Juden, sitzt der irre Schläger jetzt in Haft.
Zwei Tage nach den tätlichen Attacken auf Passanten in Wien-Leopoldstadt scheiden sich die Geister, was das Motiv des 24-jährigen Angreifers anbelangt. „Es besteht kein Zweifel über das antisemitische Motiv. Das war ein gezielter Angriff auf Juden“, sagt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch (siehe Interview).
ÖSTERREICH-Reporterin Larissa Eckhardt mit einem der Opfer.
Wie berichtet, war der Angreifer dem 22-jährigen Daniel S., der eine jüdische Kopfbedeckung (Kippa) trug, ins Kreuz gesprungen. Zuvor soll er zwei jüdische Passanten um Zigaretten angeschnorrt und geohrfeigt haben. Alle Opfer waren als Juden erkennbar.
Auch das Opfer Daniel S. sagt im ÖSTERREICH-Gespräch: „Ich glaube, dass dieser Angriff antisemitisch war, weil er nur Juden attackiert hat. Wir waren alle als Juden erkennbar.“
„Wir gehen von zumindest vier Opfern aus“, so Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft. „Dass die Übergriffe antisemitisch motiviert waren, kann ich nicht bestätigten“, sagt Bussek.
Heute Entscheidung über die U-Haft
Der Täter hatte zuvor eine 37-jährige Passantin attackiert. Und er soll auch am Tag zuvor Menschen angegriffen haben: ein Serien-Schläger – weitere Opfer werden gesucht. Deshalb wurde er noch am Abend in Polizeigewahrsam (Verwahrungshaft) genommen.
Die Polizei ermittelt wegen schwerer Körperverletzung. Das und eine drohende Wiederholungsgefahr rechtfertigen die Verhängung der U-Haft, die Freitagnachmittag beantragt wurde. Außerdem wird er psychiatrisch begutachtet. Der Österreicher mit türkischen Wurzeln stammt aus Niederösterreich, ist arbeitslos und amtsbekannt. Er lungert oft barfuß herum, schnorrt Passanten an. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Präsident der Israelischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch hat keinen Zweifel: "Das war gezielter Angriff auf Juden"
IKG-Präsident Oskar Deutsch: "Antisemitische Vorfälle nehmen zu"
ÖSTERREICH: Sie gehen von einem gezielten antisemitischen Angriff aus?
Oskar Deutsch: Ja, nach den Schilderungen der Zeugen besteht da für mich kein Zweifel über das antisemitische Motiv. Der Angreifer hat vor einem koscheren Restaurant ganz klar Juden ausgesucht, die durch die Bekleidung als Juden ersichtlich waren.
ÖSTERREICH: Es gibt einen Anstieg von antisemitischen Vorfällen. Ist das eine Steigerung davon?
Deutsch: Ja, die antisemitischen Vorfälle nehmen leider weiter zu. Der Vorfall am Donnerstag ist leider eine – zumindest in Wien – neue Art der Eskalation. Da sollten jüdische Männer zusammengeschlagen werden. Worüber ich aber stolz bin, ist, dass sie sich gewehrt haben. Das war nicht immer so.
ÖSTERREICH: In Deutschland wurde jüdischen Buben geraten, keine Kippa zu tragen. Raten Sie das Österreichern auch?
Deutsch: Nein. Wir sind stolz auf das Judentum und werden uns nicht verstecken. Es ist wichtig, dass die Politik klarer macht, dass Angriffe auf Juden oder auch Moslems nicht toleriert werden.
Antisemitismus: Hass gegen Juden: 500 Übergriffe
Laut dem aktuellen Bericht des Forums gegen Antisemitismus sind 2017 503 antisemitische Vorfälle gemeldet worden – das bedeutet eine Verdoppelung zum Vorjahr (255 gemeldete Vorfälle). Dramatisch: Es gab 5 tätliche Angriffe: So wurden junge Österreicher mit einer Israel-Fahne bei einer Anti-Trump-Demo verprügelt.
Bei einem Basketball-Spiel haben bosnische Fans einen Juden ebenfalls tätlich attackiert. (gü)