Die zentrale Frage, die sich momentan ganz Österreich stellt: Wer macht so etwas?
„Eine grauenhafte Nachricht erreicht uns.“ So beginnt ein Posting in der muslimisch geprägten tschetschenischen Community. „Unsere kleine Schwester Hadishat (7) wurde ermordet, in einen Plastikbeutel eingewickelt und in einer Mülltonne abgelegt. Möge Allah viel Kraft und Geduld schenken.“
Während einige Hetzer und leider auch Nachbarn in der Heiligenstädter Straße 11–25 den religiösen Hintergrund der Familie des Opfers benützen, um über sie herzuziehen, hoffen die meisten doch mit Mitleid und Anteilnahme, dass die Polizei das schreckliche Verbrechen in Döbling schnell aufklärt.
Jagd nach Killer mit Hunden
Wie die Polizei am Montagnachmittag mitteilte, laufen die Ermittlungen weiterhin auf Hochtouren. "Die umfassenden kriminalpolizeilichen Ermittlungen beschäftigen sich derzeit mit der akribischen Spurensuche und Spurenauswertung", so die Landespolizeidirektion Wien. Auch mit Spürhunden wurde am Montag die Wohnhausanlage, die umliegenden Straßenzüge und nahegelegenen Spielplätze durchstreift.
Viele Theorien über den Mord im Gemeindebau
Über den möglichen Täter gibt es die verschiedensten Theorien: Gerichtspsychiater Reinhard Haller geht von einem Racheakt aus – wobei es mehrere Ansätze gibt:
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War es ein Anwohner, der sich über den Lärm der spielenden Kinder im Hof geärgert hat, eine Bluttat eines Wahnsinnigen mit rassistischem Hintergrund oder hat sich die Familie (die allein erziehende Mutter oder der derzeit abwesende Vater, der in Italien in Haft sitzt) sonst irgendwo den Unbill eines bisher unbekannten Täters zugezogen?
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Bei der zweiten Theorie geht es um seltsame Gestalten, die immer wieder im Gemeindebau gesehen wurden, und einen verdächtigen Drogen-Junkie, der einem Bewohner Freitagabend aufgefallen ist.
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Auch möglich: ein völlig Fremder Psycho-Täter, der zufällig in den Hof kam und das Kind mit einem Messerstich in den Hals tötete. Doch wie gelangte er in die abgesperrte Müllinsel?
So lief Polizeieinsatz am Freitagabend ab
Zur Kritik, dass die Polizei zu spät am Tatort war, sagt Sprecherin Irina Steirer: „Laut unsere Aufzeichnungen rief der Bruder um 22 Uhr beim Notruf an. Man bat ihn, aufs Kommissariat zu kommen. Dort war er am Julius-Tandler-Platz um 23 Uhr. In dieser Minute begann der Einsatz mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu laufen.“
"Für mich kommt nur ein Racheakt infrage"
Gegenüber ÖSTERREICH äußerte sich Profiler Haller zu dem entsetzlichen Mädchenmord.
Reinhard Haller, bekannter Gerichtspsychiater, der trotz Pensionierung weiter in vielen großen Fällen mitmischt (so wurde er auch im Fall des Schrotflinten-Amokläufers von Mistelbach beigezogen), beantwortet die Frage, die alle bewegt, zunächst vorsichtig: „Wer eine solche Tat begehen kann, ist auch für mich als Gerichtspsychiater ein Stück weit rätselhaft.“ Dann lässt er aber doch aufhorchen: „Von den bekannten Fakten spricht derzeit alles gegen ein Sexualdelikt oder ein Bereicherungsdelikt. Das Mädchen wurde ja mit einem einzigen Stich in den Hals getötet. Für mich kommt eigentlich nur ein Racheakt infrage.“