Für die BZÖ-Legenden ist der Bündnischef schuld an der Niederlage.
Stefan Petzner, derzeit noch stellvertretender BZÖ-Klubobmann, ist mit der orangen Wahlniederlage mächtig unzufrieden. Verantwortlich hierfür sei Bündnischef Josef Bucher, schließlich habe dieser die internen Warnungen in den Wind geschlagen, erklärten Petzner und Ewald Stadler am Montagnachmittag.
Gemeinsam mit dem orangen Europaabgeordneten Stadler habe er Bucher schon Ende August knapp vor der Erstellung der Bundesliste gewarnt, "dass die Strategie und Kampagnenführung zum Scheitern verurteilt ist", so Petzner: "Sie haben alle Warnungen ignoriert und die Linie durchgezogen, mit dem Ergebnis dass 173.000 Wähler laut Wählerstromanalyse zur FPÖ zurückgegangen sind." Bucher habe auf altgediente BZÖ-Leute verzichtet und versucht, ein "völlig neues BZÖ zu erfinden und es in das liberale Eck zu drücken". Damit habe man aber die Kernwählerschaft vergrault und im liberalen Eck, so Petzner, seien mit den NEOS neue Konkurrenten aufgetaucht. "Mich ärgert das wirklich", so der stellvertretende Klubobmann.
"Haiderianer"
"Ich bin und bleibe Haiderianer", betonte Petzner weiter mit Verweis auf den verunglückten Parteigründer Jörg Haider. Er selbst sei seine Linie in Kärnten "bewusst gefahren" und habe so auch ein Ergebnis von über elf Prozent erreicht. Laut seinen Angaben sei die Kärntner Parteikasse "ohne Beschluss durch den Landesvorstand" geleert und Gelder nach Wien zur Bundespartei "geräumt" worden: "Das wird noch zu diskutieren sein, ob das korrekt ist."
Petzner weiter: "Es geht mir nicht darum, jetzt Schmutzwäsche zu waschen. Bucher war bei den TV-Duellen gut, das allein reicht aber nicht. Er will ein Sympathischer, Netter sein. Politik ist aber ein Kampf. Lieb und sympathisch ist ein Hund auch."
Konfliktreiche Sitzung erwartet
Noch diese Woche steht eine Bündnisteamsitzung auf dem Programm, dabei gebe es einiges zu besprechen. Forderungen an den Parteichef stelle er nicht: "Was Bucher macht, weiß ich nicht, ich fordere nichts von ihm. Ich war immer loyal, habe in Kärnten gekämpft, obwohl ich medial den Sessel vor die Tür gestellt bekommen habe. In Kärnten haben wir unseren Beitrag geleistet. Jetzt ist es aber Zeit, um Klartext zu reden, das werden wir in der Bündnisteamsitzung machen." Petzner geht jedenfalls davon aus, dass Bucher Verantwortung für die Wahlniederlage übernimmt.
© APA/ Eggenberger
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Besonders kreidet er Bucher auch an, dass er NEOS eine Kooperation angeboten hat. "Die Fehler wären nicht nötig gewesen", so Petzner. Stadler kritisiert besonders Buchers liberale Ausrichtung des Bündnisses und ergänzt: "Ich habe den liberalen Kurs noch nie vertreten. Ich halte den Liberalismus für eine geistige Immunschwäche." Durch das Angebot zur Zusammenarbeit mit den NEOS habe man diese Gruppe erst recht "wichtig"gemacht. In der Sitzung werde er daher ein paar Dinge "auf den Punkt bringen". "Ich verstehe auch nicht, warum wir zwei Jahre lang den Euro-Rettungsschirm kritisieren und dann plakatieren wir Patchworkfamilien", so der Europaparlamentarier weiter. Auch habe niemand die Kursveränderung und die Distanzierung von Parteigründer Haider "abgesegnet".
Zukunft offen
Die persönliche Zukunft ließen beide BZÖ-Politiker offen. Petzner meinte, darum gehe es jetzt nicht, er konzentriere sich darauf, seine Aufgabe in Kärnten zu regeln. Auf Bundesebene warte er die Sitzung ab. Auch Stadler möchte die nächsten Wochen abwarten: "So schnell werfe ich die Flinte nicht ins Korn."