Wiener Erzbischof äußert sich auch zu hiesigen Bischofs-Ernennungen.
Papst Franziskus hat mit seiner Aussage aufhorchen lassen, sein Pontifikat werde nur kurz dauern. Im großen ÖSTERREICH am SONNTAG-Interview sagt Kardinal Christoph Schönborn nun ganz offen: "Ein Rückstritt von Papst Franziskus ist denkbar". Ihn, so Schönborn, der sich oft im Vatikan aufhält und von Franziskus als Aufseher für die Vatikanbank eingesetzt wurde, hätten die Ausführungen des Papstes nicht überrascht: "Ich habe ähnliche Aussagen von ihm schon früher gehört. Er ist 79 Jahre alt. Er hat nur einen Lungenflügel. Er spart seine Kräfte nicht. Er gibt sich voll und ganz hin für seinen Dienst. Dass er dieses Empfinden hat und es auch ausspricht, ist typisch für seinen Stil: Er sagt, was er denkt.
Wie Benedikt?
Papst Franziskus hat in diesem Zusammenhang die Möglichkeit des Rücktritts genannt wie ihn sein Vorgänger Papst Benedikt gewählt hat. Franziskus hat gesagt, Papst Benedikt hat hier eine Türe geöffnet, die auch für seine Nachfolger aufgegangen ist. Ein Rücktritt von Papst Franziskus ist also denkbar. Aber ich meine wir können getrost froh sein, dass wir ihn haben. Wir können uns wünschen, dass er möglichst lange bleibt. Aber wir sollen auch Verständnis haben, sollte er eines Tages sagen: Ich habe nicht mehr die Kräfte", so Schönborn.
Dieser Papst, so Schönborn weiter, sei ein "großes Geschenk" und er vergleicht ihn mit Konzils-Papst Johannes XXIII. "Es ist erfrischend, wie einfach, direkt, lebensnahe er ist. Er ist unkompliziert, unzeremoniös. Er lebt eine ganz entscheidende Hinwendung zu den Armen und Notleidenden, beispielsweise zu Flüchtlingen. Lampedusa ist dafür ein Symbol. Ich glaube, dass er so etwas Ähnliches gebracht hat wie vor 50 Jahren Papst Johannes XXIII., der gesagt hat: Die Fenster öffnen, frische Luft hereinlassen!", sagt der Wiener Erzbischof.
Was die bevorstehenden Bischofs-Ernennungen in Österreich (Graz, Linz und St. Pölten) betrifft, hat Schönborn klare Vorstellungen: " Es sollen Personen sein, die ein Gespür für die Menschen und ein glaubwürdiges Gespür für Gott haben. Ganz im Sinne dessen, was Papst Franziskus vorlebt. Die Kirche braucht Mut, kein Jammern". (Das ganze Interview lesen Sie im ÖSTERREICH am SONNTAG).