Trotz Streit um die Arbeitszeit steigt die Zufriedenheit mit der türkis-blauen Regierung.
Wien. Es war das alles bestimmende Thema der vergangenen Wochen: Nichts bewegt die Österreicher mehr als der Streit um den 12-Stunden-Tag. Welche Auswirkung hat diese Diskussion nun für unsere Parteien? Schadet sie der Regierung? Das Ergebnis der aktuellen ÖSTERREICH-Umfrage (Research Affairs, 1.008 Online-Interviews, 5.–11. Juli 2018, max. Schwankungsbreite 3,2 %) ist klar: Die ÖVP bleibt von dem Streit völlig unberührt, die FPÖ verliert.
Wäre bereits am kommenden Sonntag Nationalratswahl, würde die ÖVP ihre Spitzenposition mit 33 % eindeutig behaupten. Die FPÖ hingegen rutscht wieder um einen Prozentpunkt auf 24 % zurück, nachdem sie in den Wochen davor zulegen konnte. Auch bei der Kanzlerfrage gibt es einen blauen Einbruch. Könnten die Österreicher den Kanzler direkt wählen, würde Heinz-Christian Strache zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder unter die 20-Prozent-Marke, genau auf 19 %, fallen, während Sebastian Kurz bei stabilen 38 % bleibt.
36 %: 12-Stunden-Tag schadet vor allem FPÖ
Die SPÖ kann von der 12-Stunden-Debatte vorerst nicht profitieren und bleibt bei ihren 26 %. Nur Parteichef Christian Kern kann bei der Kanzlerfrage leicht (um 1 %) auf 30 % zulegen.
Unterm Strich leidet also nur die FPÖ unter dem 12-Stunden-Tag. Eine relative Mehrheit von 36 % ist auch der Meinung, dass die Debatte der FPÖ am stärksten schadet (32 % sagen: der SPÖ; 27 %: der ÖVP). Der Zufriedenheit mit der Regierung insgesamt tut das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: 61 % der Österreicher sind mit der Regierung zufrieden (26 % sehr, 35 % eher) – das ist sogar noch eine Steigerung um 2 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage von vor zwei Monaten.
Fast die Hälfte ist für das Volksbegehren
In der 12-Stunden-Frage selbst sind die Österreicher gespalten: 57 % der Befragten sind zwar nicht der Meinung, dass ein gelegentlicher 12-Stunden-Tag sich negativ auf ihr Familienleben und ihre Freizeit auswirken würde (43 % sehr wohl), aber eine Mehrheit von 55 % hat Verständnis für Streiks gegen die Arbeitszeitflexibilisierung (immerhin sagen das auch 41 % der deklarierten FPÖ-Wähler).
Welche Sprengkraft dieses Thema hat, zeigt die letzte Frage: 48 % der Befragten wären bereit, ein Volksbegehren gegen den 12-Stunden-Tag zu unterschreiben – hochgerechnet wären das 3 (!) Millionen Österreicher. Beunruhigend für die FPÖ: Sogar 29 % ihrer eigenen Wähler wollen unterzeichnen.