Richard Grasl

Finanzdirektor mit Chancen auf mehr

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Der 38-Jährige Grasl zählte zu den Fixstartern im Team von Wrabetz.

Richard Grasl (38) hat zu den Fixstartern im ORF-Direktorium Wrabetz II gezählt. Nachdem der von der niederösterreichischen ÖVP favorisierte ehemalige Chefredakteur des ORF-Landesstudios Niederösterreich Ende 2009 als Kaufmännischer Direktor auf den Küniglberg wechselte, bewies er dort binnen kürzester Zeit Standfestigkeit. Sowohl Kollegen als auch externen Beobachtern fiel Grasl als Teamspieler und Verbinder auf, der im Windschatten von ORF-General Alexander Wrabetz die harten Einsparungen stemmte und den ORF wieder in die schwarzen Zahlen brachte. Für Beobachter kam es deshalb wenig überraschend, dass Wrabetz seinen Finanzdirektor auch in der kommenden Geschäftsperiode wieder an der Seite haben wollte.

Gebührenrefundierung
Am Anfang von Grasls Avancement stand ein neues ORF-Gesetz, das eine 160 Millionen Euro schwere Gebührenrefundierung vorsah. Die Zustimmung der ÖVP war dem Vernehmen nach unter anderem daran geknüpft, dass Grasl in führender Rolle in den ORF wanderte. Der Abtausch zog auch kritische Bemerkungen nach sich und so sah sich Grasl zu Beginn seiner Amtszeit in Anlehnung an den Fußballerjargon mit der Bezeichnung "teuerster ORF-Transfer aller Zeiten" konfrontiert. Wiewohl bürgerliche ORF-Zukunftshoffnung, verkniff er sich die Bewerbung für den Posten des ORF-Generaldirektors trotz vieler Spekulationen und angeblich auch an ihn herangetragener Wünsche.

Angesichts der bestehenden politischen Machtverhältnisse in den ORF-Gremien hätte Grasl aber auch eine entsprechende Mehrheit im ORF-Stiftungsrat gefehlt, der sich unter roter Dominanz mehrheitlich bereits recht früh hinter Wrabetz gestellt hatte. Wie sehr die ÖVP von der SPÖ-Mehrheit im obersten ORF-Gremium ins Eck gedrückt wurde, zeigte sich auch, als Grasl von der SPÖ kurzzeitig vom Fixstarter-Ticket für das Direktorium gestrichen wurde, wie verdutzte Verhandlungsteilnehmer rund um die ORF-Wahl berichteten.

Wirtschafts-Ausbildung
Der heutige Finanzdirektor wurde am 21. Jänner 1973 in St. Pölten geboren und ist in Krems aufgewachsen, wo seine Eltern das Gasthaus zum Goldenen Kreuz führten. Grasl maturierte 1991 und studierte danach in Wien Handelswissenschaften mit dem Spezialgebiet Unternehmensführung und Controlling. 1997 schloss er mit dem Magister-Titel ab. Grasl hat in einer Schweizer Unternehmensberatung sowie bei einem österreichischen Steuerberater in der Wirtschaftsprüfung gearbeitet. Bereits mit 16 Jahren schrieb er für den Sport der Kremser Zeitung seinen ersten journalistischen Artikel.

Seit 1997 im ORF
Mit dem ORF kam Grasl erstmals 1992 im Landesstudio Niederösterreich in Berührung. Nahezu zeitgleich wurde Erwin Pröll niederösterreichischer Landeshauptmann. 1997 wurde Grasl im ORF angestellt, moderierte 1998 sein erstes "Niederösterreich heute" und wurde Chef vom Dienst. Von 1999 bis 2001 wechselte er in die Wiener Zentrale, wo er bei der "Zeit im Bild 2" gemeinsam mit Gerald Gross für die Innenpolitik zuständig war. Mit gerade 29 Jahren bestellte die ehemalige ORF-Chefin Monika Lindner Grasl 2002 zum Chefredakteur des Landesstudios Niederösterreich.

Beste Beziehungen nach Niederösterreich
In Niederösterreich ist Grasl immer noch bestens vernetzt. Auf seiner Hochzeit in Dürnstein tanzten Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) und andere Honoratioren des Landes an, Grasl hat den Jagdschein, was in dem von Raiffeisen geprägten Bundesland grundsätzlich kein Nachteil ist, übernahm Weinpatenschaften, wurde zum kulinarischen Botschafter des Bundes österreichischer Gastlichkeit gekürt und entspannt abseits von Journalismus und Repräsentationspflichten am Golfplatz. Kritik gab es hingegen immer wieder an der inhaltlichen Ausrichtung des Landesstudios. "Landeshauptmann-TV" und zu große Nähe zum politischen Übervater Erwin Pröll lauteten die Vorwürfe.

Schwarze Nachwuchs-Hoffnung

Als ORF-Finanzdirektor machte Grasl bisher gute Figur. Für die ÖVP gilt er deshalb als große Hoffnung für kommende Generaldirektorenwahlen. Sollten sich die Mehrheiten im Stiftungsrat wieder in Richtung bürgerlich wenden, hätte Grasl beste Chancen, zum ORF-Generaldirektor aufzusteigen. Ganz nach dem Vorbild seines derzeitigen Chefs: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz war ebenfalls Kaufmännischer Direktor, bevor er sich zum zweimaligen ORF-Chef aufschwang.

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