Faymanns Frau und seine ältere Tochter rieten ihm zum Rücktritt.
Entscheidung
Das Schlüsselerlebnis fand bereits am 1. Mai statt: Kreidebleich beobachtete Martina Ludwig-Faymann auf dem Podium vor dem Wiener Rathaus, wie ihr Mann Werner von Teilen der eigenen Leute ausgebuht und via Taferln zum Rücktritt aufgefordert wurde. Beim anschließenden Essen im Wiener Rathauskeller mit ihrem Mann und Bürgermeister Michael Häupl sagte sie noch nichts.
Geburtstag
Am Mittwoch, dem 4. Mai, fährt der damalige SPÖ-Bundeskanzler mit seiner Frau Martina und der jüngeren Tochter Flora nach Venedig. Freunde heiraten am Lido und es ist Faymanns 56. Geburtstag. Da reden er und seine Familie erstmals darüber, warum er sich das „alles weiter antun“ solle, berichten Vertraute. Seine Frau – selbst Wiener SPÖ-Gemeinderätin – und seine ältere Tochter, eine Psychologin, raten bereits zum Rücktritt. Auch enge Freunde raten ihm zum Abschied – fast täglich geht eine Ländervertretung mit Kritik an ihm an die Medien.
Telefonate
Noch will Faymann Partei und Staatsspitze nicht verlassen. Er telefoniert immer wieder mit seinen engsten Vertrauten – Nationalratspräsidentin Doris Bures und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer. Sie versichern ihm, dass er „die Mehrheit im Parteivorstand“ – dieser ist für Montag angesetzt – hinter sich habe.
Häupl
Nach seinem Treffen mit Hans Niessl am Freitag im Burgenland will ihn auch Michael Häupl am Freitag bestärken, zu bleiben.
„Ich möchte nicht mehr“
Doch am Samstag veröffentlicht Gewerkschafter Josef Muchitsch einen offenen Brief: „Werner, lass los!“ Auf der Rückfahrt von Venedig reicht es Faymann, er sagt, dass er „nicht mehr möchte“. Samstagabend bittet er Bures, Ostermayer und seine Sprecherin Susanna Enk zu sich und sagt, er werde gehen. Seine endgültige Entscheidung trifft er erst Sonntagabend.
Würde
Er teilt seinen Vertrauten mit, dass er „in Würde“ gehen wolle. Am Montag überrascht er Freund und Feind und legt alle Funktionen nieder.