Provinz Hama

250 Tote bei neuem Massaker in Syrien?

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Assads Armee soll in einem Dorf in der Provinz Hama ein Blutbad angerichtet haben.

Bei Angriffen syrischer Regierungstruppen in der Provinz Hama sind nach Angaben von Aktivisten mehr als 200 Menschen getötet worden. Oppositionelle Lokale Koordinierungskomitees berichteten in der Nacht auf Freitag von einem Massaker in der Ortschaft Tremseh (Traymseh/Taramseh/Treimsa). Der Hama Revolutionsrat sprach von mehr als 220 Toten in dem sunnitischen Ort. "Sie starben bei Bombardements durch Panzer und Helikopter, Artilleriebeschuss und Exekutionen", hieß es in einer Stellungnahme der oppositionellen Aktivisten.



Exekutionen
Die Allgemeine Kommission für die Syrische Revolution erklärte, die Armee habe das Dorf Tremseh erst belagert und unter Beschuss genommen. Dann hätten alawitische Milizionäre des Regimes aus umliegenden Dörfern den Ort gestürmt, um die Menschen in ihren Häusern zu töten. Menschen seien durch Kopfschüsse hingerichtet worden, hieß es. Häuser seien zerstört worden.

Die Suche nach den Opfern habe bis in die Nacht gedauert. 150 Leichen seien in die Moschee des Dorfes gebracht worden. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere noch an. Der Aktivist Ahmed erzählte der Nachrichtenagentur Reuters, dass sich Leichen in Feldern, Flüssen und Häusern befänden. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, bisher seien die Namen von 30 der Toten bekannt.

Ein offizielle Bestätigung für das Massaker gab es vorerst nicht. Die amtliche Nachrichtenagentur SANA meldete lediglich Zusammenstöße der Armee mit einer "terroristischen Vereinigung" in der Ortschaft. Ohne genaue Zahlen zu nennen, schrieb SANA, es habe "schwere Verluste in den Reihen der Terroristen" gegeben und drei Soldaten seien getötet worden.

Wenn die Angaben der Oppositionellen stimmen, handelt es sich um den schlimmsten Gewaltakt seit dem Beginn des Konflikts vor 16 Monaten. In den meisten Fällen sind die Berichte schwer überprüfbar, weil die syrische Führung Journalisten nicht frei arbeiten lässt. Die Proteste begannen im März 2011. Nach Angaben der oppositionellen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seitdem mehr als 17.000 Menschen getötet, darunter etwa 12.000 Zivilisten. Die Führung in Damaskus spricht dagegen von einem Kampf gegen Terroristen, die tausende Soldaten und Polizisten getötet haben sollen.

Zuvor hatten Oppositionelle von Angriffen der Truppen von Präsident Bashar al-Assad in den Damaszener Vororten und der Hauptstadt selbst sowie in den Provinzen Homs und Daraa berichtet. Dabei seien mindestens 67 weitere Menschen getötet worden.

Kämpfe auch in  Damaskus
In Damaskus gab es am Donnerstagnachmittag Kampfhandlungen unweit der österreichischen Botschaft. Die diplomatische Vertretung oder deren Mitarbeiter seien "in keinster Weise direkt betroffen" gewesen, hieß es aus dem Außenamt. Etwa drei Kilometer von der Botschaft entfernt habe es Artilleriebeschuss gegeben. Angesichts der angespannten Sicherheitslage in Syrien hatten in den vergangenen Monaten bereits mehrere Staaten, darunter Frankreich, die Türkei und Großbritannien ihre Botschaften in Syrien geschlossen.

Unterdessen sprach sich der frühere syrische Botschafter im Irak für einen gewaltsamen Sturz von Präsident Assad aus. Es werde nie einen Plan mit Assad geben, "weil er jeden Plan verzögert und ignoriert", sagte Nawaf al-Fares gegenüber dem arabischen Fernsehsender Al-Jazeera. Das syrische Außenministerium hatte Fares am Donnerstag von seinen Pflichten entbunden und gesagt, dieser solle für sein Verhalten gerichtlich und disziplinarisch zur Verantwortung gezogen werden. Er ist der bisher ranghöchste Diplomat, der Assad die Gefolgschaft kündigte. Oppositionelle verdächtigten Fares, nur aus taktischen Gründen übergelaufen zu sein. Ein Oppositioneller aus der Region Hama warnte den Westen davor, "Leute, die so viel Blut an den Händen haben" in die Regierung zu holen.

Chemiewaffen im Einsatz?
Das syrische Regime hat nach einem amerikanischen Zeitungsbericht damit begonnen, Chemiewaffen aus den Lagern zu holen. Die US-Regierung sei deswegen alarmiert, berichtete das "Wall Street Journal" am Freitag. Unklar sei, ob die Waffen vor Aufständischen in Sicherheit gebracht oder einsatzbereit gemacht werden, womöglich auch nur als Drohgebärde, zitiert das Blatt Regierungsvertreter in Washington.

Syrien besitze größere Mengen des Nervenkampfstoffes Sarin und Senfgas. Bei einem Zusammenbruch des Regimes von Staatschef Bashar al-Assad plane Washington, dass Spezialeinheiten aus dem Nachbarland Jordanien die syrischen Chemiewaffenlager sichern, berichtet die Zeitung.
 

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