Der Anwalt des ehemaligen Bundesliga-Referees Manfred Amerell hat schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhoben. "Zur Stunde ist weder meinem Mandanten noch mir der konkrete Inhalt der Beschuldigungen bekannt", erklärte der Münchner Jurist Jürgen Langer am Dienstag. Amerell wird vorgeworfen, mindestens einen Schiedsrichter sexuell belästigt zu haben.
In der DFB-Zentrale sei ihm am vergangenen Mittwoch "jegliche Auskunft verwehrt" worden, teilte Langer mit. Zudem habe der DFB die Akteneinsicht verweigert. Deshalb habe er das DFB-Sportgericht angerufen. Es sei schlichtweg indiskutabel und nicht hinnehmbar, den Anspruch auf rechtliches Gehör "durch das 'Zuklappen der Akte' verhindern zu wollen".
Der DFB erklärte daraufhin, dass es sich "um keinen Einzelfall" handelt. "Unabhängig voneinander haben mehrere Personen in den Anhörungen zu Protokoll gegeben, von Herrn Amerell in der Vergangenheit bedrängt und/oder belästigt worden zu sein", teilte der DFB am Dienstag mit. Zugleich erklärte der Verband, dass die bisherigen Strukturen im Schiedsrichterwesen einer kritischen Prüfung unterzogen werden sollen.
In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger den Rücktritt Amerells als "absolut notwendig" bezeichnet. "Amerell wird stark und intensiv belastet", sagte der DFB-Chef. Der 62-jährige Amerell war von allen DFB-Ämtern zurückgetreten, bestreitet aber die Vorwürfe. Ein DFB-Sprecher verwies auf eine Erklärung, die der Verband noch am Dienstag abgeben wollte.
