69-Jähriger lässt in Untersuchungsausschuss viele Fragen unbeantwortet
Der frühere Volkswagen -Chef Martin Winterkorn ist nach eigenen Angaben nicht frühzeitig über den Abgasskandal informiert gewesen. Vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zu der Affäre gab der 69-Jährige am Donnerstag Einblick in seine Sicht auf die Vorgänge. "Lückenlose Aufklärung war und ist jetzt das Gebot der Stunde", betonte Winterkorn. Viele Fragen der Abgeordneten ließ der einstige Konzernchef aber unbeantwortet.
Seit seinem Rücktritt im September 2015 hatte Winterkorn die große Bühne gemieden. Umso mehr war ihm bei seinem Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss das Blitzlichtgewitter sicher.
"Das ist nicht der Fall"
Der Ex-VW-Chef bestritt, frühzeitig über die Manipulationen informiert gewesen zu sein. "Das ist nicht der Fall", sagte er zu Berichten, wonach er früher über die Vorgänge informiert gewesen sei als bisher bekannt.
Zugleich zeigte er sich erschüttert von dem Skandal. Es stelle sich die "berechtigte Frage", wie das passieren konnte. Die "Kardinalfrage" laute: "Wer ist dafür verantwortlich?" Unter seiner Führung habe es aber "mit Sicherheit kein Schreckensregime" gegeben. "Nie hatte ich den Eindruck, dass man sich scheute, ein offenes Wort an mich zu richten", sagte Winterkorn, der vor dem Ausschuss in Begleitung von zwei Anwälten erschien.
Ex-VW-Chef "bestürzt"
Winterkorn äußerte sich bestürzt, dass Volkswagen "Millionen Kunden" enttäuscht habe. Wer ihn kenne, wisse, dass "Liebe zum Detail" und perfekte Verarbeitung immer ein "Markenzeichen von meiner Mannschaft und mir" gewesen sei. Wie die Manipulationen in einem so perfektionistisch orientierten Unternehmen passieren konnten, "ist nicht nachzuvollziehen". "Aber das Undenkbare ist geschehen."
Der Skandal habe Volkswagen "in eine schwere Krise gestürzt". "Das endgültige Ausmaß des Schadens ist bis heute nicht vollends absehbar." Die Sache koste Volkswagen "Unmengen Geld und, was mindestens ebenso schwer wiegt, das Vertrauen der Kunden und der Bevölkerung".
Aussage teilweise verweigert
Nach seinem Eingangsstatement wurde Winterkorn einsilbiger. Auf mehrere Fragen verschiedener Ausschussmitglieder zu möglichen Hinweisen auf die Manipulationen vor September 2015 verweigerte er die Aussage und verwies auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Diese prüft den Vorwurf der Marktmanipulation gegen den Ex-Manager. Dabei geht es um die Frage, ob Winterkorn und ein weiterer Beschuldigter mit Kenntnissen über den Dieselskandal zu spät an die Öffentlichkeit gegangen sind.
Der Grünen-Abgeordnete Oliver Krischer fragte Winterkorn, ob er die Auffassung von Volkswagen teile, dass der Einsatz der fraglichen Motorsoftware in Deutschland gar nicht illegal sei. Es handle sich um eine juristische Frage, antwortete Winterkorn zunächst ausweichend. Auf mehrfaches Nachfragen sagte er, dies könne er jetzt nicht beantworten.
Manipulation flog 2015 auf
Dass VW mit einer illegalen Software den Abgasausstoß seiner Autos bei Tests drückte, war im September 2015 bekannt geworden. Später zeigten sich auch bei anderen Autobauern Unstimmigkeiten zwischen offiziellen Abgaswerten und den tatsächlichen Emissionen beim normalen Gebrauch. Der Untersuchungsausschuss soll klären, inwieweit die Bundesregierung von solchen Widersprüchen Kenntnis hatte.