Offizieller Prüfbericht bestätigte nun auch die gefälschte Rangfolge.
Die ADAC-Führung hat ihren seit dem Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel"
in der Kritik stehenden Präsidenten Peter Meyer gestürzt: Nachdem das ADAC-Präsidium am Montag ein Suspendierungsverfahren gegen den 64-Jährigen einleitete, erklärte dieser seinen Rücktritt. Meyer erklärte, er wolle nicht länger alleiniger Sündenbock sein. Das Präsidium wiederum hielt ihm seine Krisenaufarbeitung vor.
Ursprünglich war Reform statt Rücktritt geplant
Der ADAC steht seit Bekanntwerden von Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" in der Kritik. Der seit 2001 amtierende Meyer hatte ursprünglich einen Rücktritt wegen der Affäre abgelehnt und stattdessen eine umfassende Reform des Vereins angekündigt. Inzwischen wurden weitere Vorwürfe gegen den ADAC laut, etwa wegen der Nutzung von vereinseigenen Rettungshubschraubern für Dienstreisen des Präsidiums.
In einer vom Präsidium und Verwaltungsrat des größten europäischen Automobilclubs verbreiteten Erklärung heißt es, Meyer sei in besonderem Maße für die Kommunikation und Außenwirkung des Clubs verantwortlich gewesen. "Angesichts der aktuellen Vertrauenskrise und der erschütternden Ergebnisse der aktuellen Krisenaufarbeitung" sei ein Suspendierungsverfahren beschlossen worden. Dieser Suspendierung kam Meyer mit seinem sofortigen Rücktritt zuvor.
Vizepräsident folgt Meyer zunächst nach
Kommissarisch wird der 65-jährige Vizepräsident August Markl Meyers Geschäfte führen, ein neuer Präsident soll bei der nächsten Hauptversammlung im Mai gewählt werden. Markl erklärte, die Struktur des unter Meyer stark gewachsenen ADAC werde den mit der Organisationsgröße verbundenen Anforderungen nicht mehr gerecht. Markl bekannte sich zur Notwendigkeit eines tief greifenden Reformprozesses, "der auch vor vermeintlichen Tabus nicht zurückschreckt und den ADAC für die Zukunft neu aufstellt".
Meyer ging in seiner Rücktrittserklärung nicht auf das Suspendierungsverfahren ein. Er begründete seinen Rücktritt mit der fehlenden vereinsinternen Unterstützung. "Wenn die Gremien in Krisen eine Gefolgschaft nicht leisten, kann es keine strukturellen und unternehmenskulturellen Veränderungen im ADAC geben." Er glaube an den vorgestellten Zehn-Punkte-Plan zur Reform des Clubs, betonte Meyer.
Der Ex-Präsident stritt weiter jede Verantwortung für die Skandale ab. Es handle sich um "Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften". Dafür wolle er nicht weiter alleine verantwortlich gemacht werden. In seiner Erklärung heißt es, die Angriffe und Diffamierungen seiner Person belasteten nicht nur den ADAC, sondern auch seine Familie. Die Entscheidung zum Rücktritt sei von ihm "allein und sorgfältig überlegt" gefällt worden.
Auch Rangfolge gefälscht
Der Rücktritt erfolgte zum Zeitpunkt des ersten größeren Schritts bei der Aufarbeitung des Manipulationsskandals. Am Montag stellte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte der ADAC-Spitze in München die ersten Ergebnisse ihrer Untersuchung der Fälschungen beim "Gelben Engel" vor. Seit Montagnachmittag steht es aber fest: Laut dem Prüfbericht wurde bei dem Autopreis tatsächlich auch die Reihenfolge gefälscht
- und nicht nur die Zahl der Teilnehmer "geschönt". Es gebe zudem Anhaltspunkte dafür, dass auch in den Vorjahren ähnliche Veränderungen vorgenommen worden seien. Das habe die Unternehmensberatung Deloitte bei ihrer Untersuchung der Abstimmung herausgefunden. Klarheit darüber gebe es aber noch nicht. Die Ergebnisse für die Wettbewerbe der Jahre 2005 bis 2013 würden voraussichtlich in der kommenden Woche kommuniziert. Für 2014 ist die Botschaft klar: Die Ergebnisse wurden verfälscht.
"Gründe für die falschen Ergebnisse sind Deloitte zufolge sowohl vorsätzliche Veränderungen als auch eine technisch fehlerhafte Verarbeitung der Daten", heißt es in der Mitteilung. "Unsere Untersuchungen haben Prozessschwächen, Fehler in der Datenverarbeitung sowie Manipulationen bei der Wahl zum 'Lieblingsauto 2014' offenbart", sagte der bei Deloitte zuständige Partner Frank Marzluf. Abhängig von den weiteren Ergebnissen werde der ADAC nun rechtliche Schritte gegen den geschassten Kommunikationschef Michael Ramstetter vorbereiten, hieß es weiter.
Regierung fordert weitere Schritte
Justizminister Heiko Maas (SPD) erklärte, Meyers Rücktritt werde allein nicht ausreichen. "Der ADAC muss sich das verlorene Vertrauen seiner Mitglieder zurück erarbeiten." Dafür brauche es größtmögliche Transparenz und grundlegende Reformen. "Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass Produkttests und Umfragen nicht manipuliert werden."