Ingolstädter greifen BMW X6 und Mercedes GLE Coupé an.
Wie angekündigt, hat Audi am Dienstag (5. Juni) bei seinem Brand Summit im chinesischen Shenzhen den neuen Q8 enthüllt. Bei uns konnten Sie die Weltpremiere im Live-Stream verfolgen. Mit dem großen SUV-Coupé steigt nun auch die Marke mit den Vier Ringen in den lukrativen Markt ein, in dem bisher eigentlich nur BMW mit dem X6 und Mercedes mit dem GLE Coupé vertreten waren. Audi setzt den Coupé-Charakter aber etwas stärker um, als seine deutschen Konkurrenten. Denn wie beim Plattformbruder Lamborghini Urus sind auch beim Q8 rahmenlose Türen verbaut.
Aggressive Optik
Optisch macht die sportliche Ausgabe des Q7 ohnehin auf dicke Hose. Mit 4,99 Meter Länge, 2,00 Meter Breite und 1,71 Meter Höhe ist das SUV-Coupé breiter, kürzer und niedriger als sein Schwestermodell. Die Serienversion orientiert sich extrem stark an der Studie Q8 sport concept. Zurückhaltung sieht jedenfalls anders aus. Doch Käufer dieser Autos, die vor allem in den USA, Asien, Russland und den reichen Wüstenstaaten beheimatet sind, stehen auf eine aggressive Optik. Nicht nur die Front des Q8 wirkt imposant, sondern auch die Seitenansicht. Letztere unterscheidet sich vom praktischen Bruder vor allem durch die stark nach hinten abfallende Dachlinie. Vorne sticht der achteckige Singleframe-Grill ins Auge, der noch einmal breiter ausfällt als beispielsweise beim neuen A6. Eine kleine Spoilerlippe schließt den Stoßfänger nach unten ab. Die flachen und keilförmigen Scheinwerfer reichen bis zum Grill. In Kombination mit dem aus den anderen Audi Top-Modellen bekannten Matrix-LED-Licht sehen sie ziemlich futuristisch aus. Serienmäßig leuchten herkömmliche LED-Scheinwerfer die Straße aus. Darüber hinaus erinnern einige Designelemente an den Ur-quattro der 1980er Jahre. Dazu zählen die flache und zugleich sehr breite C-Säule sowie die starken, ausgestellten Schultern über den bis zu 22 Zoll großen Rädern. Auch am Heck setzt sich die Dynamik fort. Dafür sorgen neben der stattlichen Breite u.a. der Diffusor und der Unterfahrschutz. Ein Dachkantenspoiler beschattet die flach liegende Heckscheibe. Darunter sticht die doppelt ausgeformte Abrisskante auf der elektrischen Gepäckraumklappe ins Auge. Das durchgehende LED-Leuchtenband kennen wir bereits vom neuen A7 Sportback. Ein besonders gelungenes Detail befindet sich ebenfalls zwischen den Leuchten – die schwarze Blende ist ein weiteres typisches Merkmal des Ur-quattro. Trotz der sportlichen Linie sollen im Q8 fünf Personen ausreichend Platz vorfinden. Der Gepäckraum kann von 605 auf 1.755 Liter erweitert werden, was ebenfalls ein ordentlicher Wert ist.
Hightech-Cockpit
Wer den Innenraum des aktuellen A6, A7 und A8 kennt, erlebt hier keine Überraschung. Für Audi-Neulinge könnte das Cockpit hingegen wie ein technischer Overkill wirken. Audi setzt auch im Q8 auf ein luxuriöses Hightech-Arrangement mit drei großen Displays. Die Mittelkonsole ist dem Fahrer leicht zugeneigt. Das neue Infotainment schickt den bisherigen Dreh-Drück-Schalter und mechanische Tasten – mit Ausnahme der Lautstärkenregelung – in Rente. Stattdessen gibt es Touchscreens, die ein haptisches Feedback bieten. Audi bezeichnet das Bediensystem als "MMI touch Response". Der obere Hauptbildschirm bietet eine Diagonale von 10,1 Zoll und ist für die Bedienung von Multimedia und Navigation verantwortlich. Darunter befindet sich ein 8,6-Zoll-Touchscreen, über den sich Klimaanlage, Sitzheizung und die Texteingabe steuern lassen. Darüber hinaus kann die Steuerung über die Lenkradtasten oder die äußerst intelligente Spracheingabe, die auch zusammenhängende Sätze versteht und der man ins Wort fallen kann, erfolgen. Serienmäßig bringt das neue SUV-Coupé in Österreich die MMI Navigation plus mit. Diese verfügt über die neueste Version des "Audi virtual cockpit". Der 12,3 Zoll große Instrumenten-Bildschirm bietet eine noch bessere Grafik, ist individuell anpassbar und gibt alle nötigen Fahrzeug- und Fahrinformationen wieder. Auf Wunsch zeigt er die Karte des Navigationssystems auch in hochauflösender 3D-Optik an. Das volldigitale Bediensystem erlaubt es, zentrale Fahrzeugfunktionen – ähnlich wie bei Smartphone-Apps – per „Drag and Drop“ an die gewünschte Position im MMI-Bildschirm zu platzieren. Die Connectivity bietet nicht nur Features wie Smartphone-Integration oder WLAN-Hotspot-Funktion (LTE/4G), sondern auch die sogenannten "Car-to-X-Dienste", bei denen sich die Autos untereinander unterhalten und vor möglichen Gefahren (Glatteis hinter der nächsten Kurve) warnen. Auf Wunsch gibt es auch ein Head-up-Display. Falls das Fahrzeug von unterschiedlichen Personen genutzt wird: Bis zu sieben Fahrer können ihre bevorzugten Einstellungen (bis zu 400) in individuellen Benutzerprofilen speichern.
Motoren und Antrieb
Wie bei den flachen Brüdern sind auch beim Q8 alle Motoren, die durchwegs die Abgasnorm Euro 6d-Temp erfüllen, serienmäßig mit einem Mild-Hybrid-System ausgestattet. Der Riemen-Starter-Generator, das Herzstück des MHEV-Systems, gewinnt beim 48-Volt-System beim Verzögern bis zu 12 kW Leistung zurück und speist den Strom in eine separate Lithium-Ionen-Batterie ein. Mit deaktiviertem Motor kann das SUV-Coupé zwischen 55 und 160 km/h segeln, der Start-Stopp-Bereich beginnt schon bei 22 km/h. Beim Marktstart gibt es nur eine Motorisierung – den bekannten 50 TDI. Das Aggregat leistet 286 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 620 Nm. Der Fahrer kann über das System Audi drive select unterschiedliche Fahrprofile anwählen – die Bandbreite von Komfort bis Sportlichkeit soll deutlich zu spüren sein. Der kräftige 3.0 V6 TDI bietet ordentliche Fahrleistungen (0 - 100 in 6,3 Sek.; Spitze: 232 km/h). Er arbeitet mit einer Achtstufen-tiptronic zusammen. Weitere Triebwerke werden später nachgereicht. Dazu zählen u.a. ein schwächerer V6-Diesel (Q8 45 TDI mit 231 PS) und auch der 55 TFSI. Bei Letzterem handelt es sich um einen 3.0-Liter Benziner. Dieser aufgeladene V6 beschleunigt den Q8 mit 340 PS und 500 Nm Drehmoment bis zur elektronisch begrenzten Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h. Auch er ist serienmäßig an eine Achtgang-Automatik gekoppelt.
Allrad ist immer mit dabei
Das beim Q8, also dem Top-SUV der Marke, der Allradantrieb quattro immer mit an Bord ist, versteht sich von selbst. Sein rein mechanisch arbeitendes Mittendifferenzial leitet die Kräfte standardmäßig im Verhältnis 40:60 auf Vorder- und Hinterachse. Bei Bedarf schickt es den Großteil auf die Achse mit der besseren Traktion. In Kombination mit bis zu 254 Millimeter Bodenfreiheit, kurzen Überhängen und dem Bergabfahrassistent fährt das SUV-Coupé auch abseits befestigter Straßen weiter. Das Fahrwerk mit Dämpferregelung ist Serie. Auf Wunsch montiert Audi die Luftfederung adaptive air suspension mit geregelter Dämpfung, entweder in komfortbetonter oder in sportlicher Abstimmung. Sie variiert die Trimmlage der Karosserie je nach Fahrsituation und Fahrerwunsch um bis zu 90 Millimeter. Neben der serienmäßigen Progressivlenkung, deren Übersetzung mit wachsendem Lenkeinschlag immer direkter wird, bietet der Hersteller optional eine Allradlenkung an. Sie kann die Hinterräder bis zu 5 Grad einschlagen – gegensinnig bei niedrigem Tempo, um die Agilität zu steigern, gleichsinnig zugunsten der Stabilität bei hoher Geschwindigkeit.
Assistenzsysteme
Beim teilautonomen Fahren will der neue Q8 in seiner Klasse ebenfalls an die Spitze. Das dafür notwendige Sensoren-Paket besteht aus bis zu fünf Radarsensoren, fünf Kameras, zwölf Ultraschallsensoren und einem Laserscanner im Kühlergrill. Dank ihnen lässt sich der dynamische Q7-Bruder auch automatisch parken und selbstständig in Garagen rangieren. Dabei muss man nicht einmal mehr im Auto sitzen. Möglich machen das der Parkpilot und der Garagenpilot, die Anfang 2019 das Ausstattungsangebot erweitern: Sie steuern das Fahrzeug selbsttätig in eine Parklücke oder Garage und wieder heraus. Der Fahrer kann vorher aussteigen und den Vorgang über die myAudi App auf seinem Smartphone aktivieren und überwachen. Auch bei den restlichen Assistenzsystemen fehlt es freilich an nichts. Wer alles ordert, was verfügbar ist, bekommt knapp 40 elektronische Helfer. Kreuzungsassistent, Effizienzassistent, adaptiver Fahrassistent, adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent, etc. sind teilweise in Pakete gepackt.
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Verfügbarkeit
Laut Audi kommt der neue Q8 im dritten Quartal 2018 auf den europäischen Markt. Los geht es also im Spätsommer bzw. Herbst. Preise wurden noch nicht verraten. Die dürften aber einige Tausend Euro über einem vergleichbaren Q7 liegen. Auch Mercedes und BMW lassen sich ihre sportlichen Ableger von GLE und X5 teurer bezahlen. Wie heißt es so schön?: Wer schön sein will, muss leiden - oder eben zahlen.
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