Range Extender
"Audi könnte Brücke zu E-Mobilität schlagen"
28.01.2011
Wie beim Chevy Volt soll auch bei Audi ein kleiner Benziner (hier Wankel) die Batterie laden.
Audi -Chef Rupert Stadler klingt fast schnodderig, wenn er über den jüngsten technischen Aufreger seiner Marke spricht: "Ach, das ist doch nur so eine Art elektrisches Ersatzrad", sagt er und winkt ab. Tatsächlich aber ist der kleine Wankelmotor, den Audi ab Sommer in München in einem Flottenversuch als sogenannten Range Extender testet, viel mehr. Die Technik könnte die Brücke in das Zeitalter der Elektroautos sein. Bei Mutter VW sieht man diesen Alleingang jedoch kritischer.
Längere Reichweite
Ein Range Extender, zu deutsch Reichweiten-Verlängerer, ist ein kleiner Verbrennungsmotor mit Generator, der Energie für den elektrischen Antrieb des Autos liefert. Damit lässt sich das Hauptproblem der modernen Elektroautos elegant beheben: die geringe Reichweite. Gut 100 Kilometer können reine Elektroautos mit voller Batterie heutzutage zurücklegen, dann muss nachgeladen werden. Das würde zwar in der Regel für den Weg zur Arbeit und zurück reichen, nicht aber für die Urlaubsfahrt oder spontane Wochenendausflüge. Wer aber wollte sich ein teures Batteriefahrzeug leisten, wenn das Grundversprechen des Autos, die Mobilität, nicht mehr jederzeit eingehalten wird?
Volt als Pionier
Als erster großer Hersteller hat General Motors (GM) das Potenzial des Reichweiten-Verlängerers erkannt: Im elektrisch angetriebenen Chevrolet Volt
werkelt ein für US-Verhältnisse winziger 1,4-Liter Benzinmotor und treibt einen Generator an. Das Auto wurde jetzt in Detroit zum "North American Car of the Year" gewählt. Erstmals erhielt diesen Preis ein Elektroauto. Die Hauptenergiequelle des Volt ist aber die per Steckdose aufladbare 200 Kilo schwere Lithium-Ionen-Batterie. "Der Volt ist hauptsächlich für den Batteriebetrieb gedacht. Aber wenn Sie ihre Oma in Nevada besuchen wollen, bringt der Volt sie hin", sagt GM-Manager Joe Guzzo am Messestand von GM. 600 Kilometer beträgt die maximale Reichweite, dann muss der Fahrer an die Tankstelle.
Verkaufsschlager
Nur wenige Wochen nach dem Verkaufsstart Ende 2010 gilt der Volt trotz des hohen Preises von 32.800 Dollar (der etwa gleichgroße VW Jetta
kostet in den USA 16.000 Dollar) als Erfolg. "Wir verkaufen alles, was wir haben", sagt Opel-Chef Nick Reilly. Ende 2011 will er den Wagen unter dem Namen Opel Ampera
nach Deutschland bringen. Für stolze 41.000 Euro, der doppelte Antrieb hat seinen Preis. Im laufenden Jahr sollen 10.000 Stück der nahe Detroit produzierten Volts verkauft werden, 2012 dann 45.000, wie GM plant. Nicht viel für einen Giganten mit über 8 Millionen Autos Jahresabsatz. Aber der Toyota Prius
hat vor 13 Jahren auch mit kleinen Stückzahlen angefangen. Und war 2010 das meistverkaufte Modell in Japan.
Neben Audi interessieren sich weitere Konzerne für den Reichweiten-Verlängerer, darunter Mercedes: "Ich habe unseren Testwagen schon gefahren", sagte Firmenchef Dieter Zetsche. Als Antrieb für den Generator könne ein Motörchen dienen, das mit dem neuen Partner Renault entwickelt werden könnte, wie er andeutet.
Wankel als Ideallösung?
Audi ist schon ein paar Schritte weiter: Ein Wankelmotor mit konstanter Drehzahl soll die Batterie laden. Dadurch kann der Verbrauch kräftig gesenkt werden - beim Volt schwankt dagegen die Drehzahl des Benzinmotors je nach Belastung. Der Audi-Flottentest führte im VW-Konzern nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zu Verstimmungen, weil die Elektro-Strategie der Konzernmutter auf ein reines Batteriekonzept setzt. Konzernchef Martin Winterkorn aber stützt seinen Zögling Stadler: "Entschieden wird später", sagt Winterkorn, nun komme erst einmal der Test.
Hauptproblem dieser Lösung
Die beiden Grundprobleme des Reichweiten-Verlängerers wird allerdings keine Forschungsabteilung lösen können: Der Wirkungsgrad fällt rapide, wenn er der Benzinmotor viel läuft. Weil der Verbrennungsmotor nur einen Generator betreibt und nicht direkt die Räder bewegt, muss die Energie zweimal umgewandelt werden: Von Benzin in Strom und von Strom in Bewegung - dabei gibt es Verluste. Außerdem lässt der doppelte Antrieb Preis und Gewicht des Autos steigen. Aber andere Möglichkeiten, um weite Strecken elektrisch zu fahren - bessere Batterien oder die Brennstoffzelle - sind noch Jahre vom Alltagsbetrieb entfernt. Der Volt jedoch fährt jetzt.
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