Erstes reines Elektroauto der Marke setzt auf eine komplexe Aerodynamik.
Ende des Jahres bringt Audi mit dem e-tron sein erstes reines Elektroauto auf den Markt. Bis 2020 sollen, wie berichtet, drei weitere Stromer folgen. Kurz vor der offiziellen Präsentation des Serienmodells hat die Marke mit den Vier Ringen nun weitere Informationen über den e-tron verraten. Dabei wird gezeigt, mit welcher Akribie die Designer in Sachen Aerodynamik vorgegangen sind. Kein Wunder, schließlich ist für die Käufer eines Elektroautos vor allem eine gute Reichweite entscheidend. Eine solche ist aber nur dann möglich, wenn das Fahrzeug windschnittig ist. Auf Langstrecken bildet der Luftwiderstand nämlich den entscheidenden Fahrwiderstand – viel wichtiger als Rollwiderstand und Massenträgheit.
Kameras statt Außenspiegel
Absolutes Highlight bei dem umfassenden Aerodynamik-Konzept stellen die virtuellen Außenspiegel dar. Laut Audi ist der e-tron das erste Serienmodell, welches ohne konventionelle Außenspiegel in den Handel kommt. Das Feature ist zwar nur gegen Aufpreis erhältlich, bringt jedoch einige Vorteile mit sich. Gegenüber den standardmäßigen Spiegeln sind die virtuellen Außenspiegel deutlich schmaler: Sie reduzieren die Fahrzeugbreite um 15 cm und senken durch ihre Form nicht nur den Luftwiderstand, sondern auch das Windgeräuschniveau merklich. Ihre flachen Träger integrieren je eine kleine Kamera. Die Bilder, die sie aufzeichnen, erscheinen auf OLED-Displays im Übergang zwischen Instrumententafel und Tür. Die virtuellen Außenspiegel lassen sich für verschiedene Fahrsituationen anpassen und sollen dadurch auch die Sicherheit erhöhen. Im MMI-System sind drei Ansichten wählbar – für die Autobahn, das Abbiegen und das Parken.
Absenkbare Karosserie und spezieller Unterboden
Ein weiterer wichtiger Faktor der Aerodynamik des e-tron ist die serienmäßige „adaptive air suspension“, die Luftfederung mit geregelter Dämpfung: Ab 120 km/h senkt sie die Karosserie um bis zu 26 Millimeter unter das Normalniveau ab und reduziert so den Luftwiderstand. Darüber hinaus ist der Unterboden des rein elektrisch angetriebenen SUV vollflächig verkleidet, Front- und Heckbereich sind komplett abgedeckt. Die Anschraubpunkte der verwendeten Aluminiumplatte sind schüsselförmig vertieft, ähnlich wie die „Dimples“ an einem Golfball. Sie lassen die Luft laut den Audi-Ingenieuren noch leichter strömen als eine völlig plane Fläche. Zum besseren Luftwiderstand trägt auch der steuerbare Kühllufteinlass (SKE) bei – ein Rahmen hinter dem Singleframe, der zwei elektrisch betätigte Jalousien birgt. Wenn sie geschlossen sind, strömt die Luft in dieser Zone fast ohne Verwirbelung. Die 255/55er Reifen im 19 Zoll Format zeichnen sich durch geringen Rollwiderstand aus. Selbst die Reifenflanken sind aerodynamisch gestaltet – die Schriftzüge sind negativ statt erhaben.
Über 1.000 Stunden im Windkanal
Hinter der ausgeklügelten Aerodynamik versteckt sich ein immenser Aufwand. Auf dem Aeroakustik-Prüfstand des Windkanal-Zentrums in Ingolstadt optimieren die Entwickler Luftwiderstand und Geräuschentwicklung des e-tron unter extremen Bedingungen. Mit einer Leistung von 2,6 Megawatt erzeugt das Gebläse Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h. Über 1000 Stunden absolvierte ein Prototyp hier im Testbetrieb. Das Ergebnis: ein cw-Wert von 0,28. Für ein ausgewachsenes SUV ist das ein Top-Ergebnis. Die Kunden profitieren davon, weil dieser Wert maßgeblich zur Reichweite von mehr als 400 Kilometern im realitätsnahen WLTP-Zyklus beiträgt. Ein Hundertstel des cw-Werts steht im Fahralltag für rund fünf Kilometer Reichweite.
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Schnellladefunktion
Die Serienversion des e-tron-Prototyp kann an Schnelllade-Stationen mit bis zu 150 kW Ladeleistung Strom tanken. Damit sind die Akkus in knapp 30 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen. Leider gibt es noch nicht viele Ladestationen, die eine derartige Leistung bieten. In der Studie hat Audi drei starke E-Motoren mit einer Systemleistung von 505 PS verbaut. Dank Allrad soll der e-tron quattro concept in gerade einmal 4,6 Sekunden von 0 bis 100 km/h beschleunigen. Ob diese Daten auch auf das Serienmodell zutreffen, wird sich zeigen.
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Preis und Konkurrenz
Die Preise für den e-tron hat Audi noch nicht verraten. Zum Vergleich: Der Jaguar I-Pace ist ab rund 78.000 Euro zu haben, das Model X verkauft Tesla ab 90.050 Euro. Audi dürfte sich preislich eher am Briten als am Amerikaner orientieren. Es dürfte als bei rund 80.000 Euro losgehen. Im Frühjahr 2019 kommt dann auch noch der ähnlich gestrickte Mercedes EQC in den Handel. Der rein elektrische BMW X3 wird in Europa wahrscheinlich erst 2021 starten.
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