Großmannssucht lässt sich doch auch stilsicher demonstrieren.
Nach einer Dekade des SUV-Booms wissen wir: Wirklich brauchen tut die Pseudo-Offroader kaum einer. Es ist einzig die psychologische Komponente, die SUVs rechtfertigt. Hoch sitzen, auf andere herabschauen, sozialen Status demonstrieren, die eigene Sicherheit vor jene anderer stellen – hart gesprochen.
Gut kaschiert
Nach einer Dekade des SUV-Booms wissen wir aber auch noch etwas anderes: Den Schöngeist sprechen die Trümmer nicht an. Zumindest in diesem Punkt schafft der Q8 Abhilfe: Während der Plattformspender Q7 ziemlich plump wirkt, erfreut AudisSUV-Coupé mit seiner fein ziselierten Form das getrübte Auge des Ästheten. Das lässt sich auch daran festmachen, dass man dem Auto in realiter seine gewaltige Kubatur nicht ansieht. Beim Einparken merkt man die fünf Meter aber wieder. Beim Fahren dann aber wieder nicht.
Pracht-Diesel
Der Q8 fährt sich so, wie er aussieht: leichtfüßig. Das ist natürlich auch dem 286 PS starken V6-Diesel, der über Mildhybrid-System (48 Volt Bordnetz) verfügt, gedankt, der dafür sorgt, dass der 2,2-Tonner mit Verve anzieht – nachdem die kleine Nachdenkpause beim Anfahren überwunden ist. Im Sport-Modus fällt aber auch die weg. Ähnlich ist es uns auch beim Test der gleich motorisierten Konzern-Brüder VW Touareg und Audi A7 Sportback ergangen. Für den Q8 bietet Audi derzeit nur diesen Motor an. Dank aufwendiger Abgasreinigung erfüllt er die Abgasnorm Euro 6d-Temp. Der Testverbrauch von 9,0 Litern auf 100 km geht angesichts von Größe und Performance in Ordnung.
Flink-Wiesel
Erstaunlich auch, wie behände sich der Hüne lenken lässt. Ein Effekt der Allradlenkung, die einerseits ein kleinwagenartiges Rangieren ermöglicht. Andererseits sorgt sie dafür, dass es den „Lackl“ in die Kurven reinzieht, präzise über die Progressivlenkung kontrollierbar. Im Komfort-Modus mutiert der Q8 zum Reisefahrzeug mit Langstreckenqualität. Selbst im Fond sitzen zwei Erwachsene äußerst bequem. Und auch wenn die abfallende Dachlinie und die schrägstehende Heckscheibe den Kofferraum im Vergleich zum Q7 deutlich reduzieren – mit 605 bis 1.775 Litern findet man (fast) immer ein Auslangen.
Ungeheuer teuer
Sitzen tut es sich im Q8 in generösem Raumgefüge, umgeben von viel Hochglanzlack und Aluminium. Mittlerweile obligat bei Audis aktuellen Oberklassemodellen, zu denen auch der A6 und der e-Tron zählen: das volldigitale, umfangreich anpassbare Kombiinstrument sowie die zwei Touchscreens in der Mittelkonsole, über die sich sämtliche Bordagenden steuern lassen. Ein Konzept, das nicht ad hoc intuitiv ist, nach ein paar Kilometern aber doch in Fleisch und Blut übergeht. Pingeligen Naturen sei ein weiches Tuch im Kampf gegen die Fingertapser empfohlen. Oder sie verwenden die gut und schnell funktionierende Sprachsteuerung. Diese reicht zwar nicht ganz an das MBUX-System von Mercedes heran, ist aber dennoch der Klasse entsprechend. Sparsamen Naturen empfehlen wir angesichts des Preises etwas Riechsalz. Der Einsteigspreis von 88.400 Euro hat sich bei unserem Testwagen mit vielen Extras auf fast unglaubliche 153.451 Euro hochgeschraubt. (zac/set)
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Technische Daten (Q8 50 TDI quattro)
- Motor: V6-Turbodiesel; 2.967 ccm
- Leistung: 286 PS; 600 Nm Drehmoment
- Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 6,3 Sek., Spitze: 245 km/h
- Antrieb: Allrad; 8-Gang-Automatik (s Tronic)
- Leergewicht: 2.145 kg
- Normverbrauch: 6,8 Liter auf 100 km
- Abmessungen: 4,98/1,99/1,70 m (L/B/H)
- Kofferraum: 605 bis 1.755 Liter
- Preis Testwagen: 153.451 Euro
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