Studie des Umweltbundesamtes schlägt ein Verkaufsverbot vor.
Wie berichtet, will Norwegen ab 2025 den Verkauf von Fahrzeugen, die einen Diesel- oder Benzinmotor besitzen, verbieten lassen . Danach sollen nur mehr reine Elektro- oder Brennstoffzellenfahrzeuge zugelassen werden dürfen. Geht es nach dem heimischen Bundesamt, könnte in Österreich ein solches Verbot schon fünf Jahre früher in Kraft treten.
Eine Studie des Umweltbundesamts im Auftrag von Alternativenergie-Verbänden hat am Mittwoch für Diskussionen gesorgt. Das Umweltbundesamt hat als eine von mehreren Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele vorgeschlagen, ab 2020 keine Benzin- und Dieselautos mehr zu verkaufen. Utopisch, sagen die Autohändler.
Auch wenn die Verkäufe von reinen Elektroautos im ersten Quartal 2016 ordentlich zugelegt haben
, sind in Österreich derzeit weniger als 6.000 reine E-Autos zugelassen, das entspreche einem Marktanteil von 0,1 Prozent. "Rufe nach Maßnahmen, in wenigen Jahren in Österreich nur noch den Verkauf von Elektroautos zu erlauben, sind utopisch", so Christian Pesau vom Verband der Automobilimporteure.
Nur ein Wunsch, keine Forderung
Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP), zu dessen Ressort das Umweltbundesamt gehört, sagte, dass das Ziel nicht als Forderung dargestellt worden sei, sondern dass es wünschenswert wäre. "Ich würde mir natürlich auch wünschen, dass wir ab 2020 nur mehr Elektromobile haben, aber man muss auch schauen, wie das überhaupt machbar und umsetzbar ist. Und im Übrigen ist der Verkehrsminister dafür zuständig", so Rupprechter am Rande einer Pressekonferenz.
Scharfe Kritik am Umweltbundesamt kam von der Wirtschaftskammer. WKÖ-Umweltexperte Stephan Schwarzer nannte es in einer Aussendung einen "verspäteten Aprilscherz", dass "derartig weitreichende Forderungen wie Verkaufsverbote für Benzin- und Dieselfahrzeuge und eine Strafsteuer für Öl- und Gasheizungen aufgestellt werden", ohne wirtschaftliche oder soziale Auswirkungen zu betrachten.
"Keine wirtschaftlichen Einbußen"
Dem widersprach wiederum Erwin Mayer, Co-Geschäftsführer des Dachverbands Erneuerbare Energie (EEÖ). Das Argument, dass mehr Klimaschutz wirtschaftliche Einbußen mit sich bringe, stimme nicht. "Man kann viel mehr BIP und viel mehr Beschäftigung haben und gleichzeitig stärker CO2 reduzieren als Österreich das bisher getan hat", so Mayer zur APA. Prinzipiell erachteten die Erneuerbaren-Vertreter marktwirtschaftliche Instrumente wie Steuern oder Emissionshandel für sinnvoller als Ver- und Gebote.
Der Grüne Verkehrssprecher Georg Willi sieht Minister Rupprechter am Zug. "Wenn er diese Funktionen und die Berechnungen 'seines' Umweltbundesamtes ernst nimmt, dann muss er erstens seinen Widerstand gegen zeitgemäße Schadstoff-Emissionsgrenzen in Brüssel beenden und zweitens seine MinisterkollegInnen in die Pflicht nehmen."
Amt verteidigt Studie
Das Umweltbundesamt indes verteidigte sich gegen die Kritik der Wirtschaftskammer an der Methodik der Studie. "Ein Umbau des Verkehrssystems ist unerlässlich. Wir laden die WKÖ ein, ihre Szenarienberechnungen und Vorschläge zur Reduktion des Treibhausgasemissionen um 80 bis 90 Prozent bis 2050 darzulegen. Denn das ist die Dimension der in Paris und in der EU vereinbarten Klimaziele", so Umweltbundesamt-Geschäftsführer Georg Rebernig.
Global 2000 sprang für das Umweltbundesamt in die Bresche. Dass die Wirtschaftskammer verlange, dass das Umweltbundesamt keine Klimaschutzszenarien im Auftrag Dritter durchrechnen solle, gehe zu weit. "Diese Forderung nach einem Maulkorb für wissenschaftliche Institutionen weisen wir aufs Schärfste zurück", so die Umwelt-NGO.
ÖAMTC: "Vorschlag unrealistisch, teuer und wirkungslos"
Betroffen wären einmal mehr all jene, die auf die regelmäßige Nutzung eines Fahrzeugs angewiesen sind. "Laut Statistik Austria pendeln rund 2,1 Millionen Österreicher zu einem Arbeitsplatz außerhalb ihrer Gemeinde. Mindestens 650.000 davon haben keine andere Alternative als den eigenen Pkw", zeigt der Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung, Bernhard Wiesinger, auf. Auch Familien, von denen fast 95 Prozent ein Auto nutzen, wären direkt von den Teuerungen betroffen. "Aufgrund der rund 10.000 Euro höheren Anschaffungskosten, der höheren Betriebskosten sowie einer Reichweite von höchstens 150 Kilometern erfüllen die E-Fahrzeuge von heute bei weitem noch nicht die Anforderungen der Nutzer an einen modernen Pkw", stellt Wiesinger fest.