Mehr Zeit gefordert

Biosprit: Jedes 10. Auto ist auf E10 allergisch

17.08.2012


Große heimische Autofahrerclubs sind bei E10 nicht einer Meinung.

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© dapd
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Der Biosprit E10, den Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (V) bereits diesen Herbst einführen will, ist in Deutschland am Beginn sensationell gefloppt . Aus Angst um ihre Motoren haben viele Autofahrer den Treibstoff mit 10 Prozent Ethanolanteil boykottiert, obwohl dieser billiger ist als herkömmliches Benzin. Als Ursache für das Debakel wurde u. a. die mangelnde Aufklärung ausgemacht. In Österreich will man es besser machen. Derzeit werde diskutiert, wie man eine Liste für Autos, die mit E10 betankt werden können, verbindlich machen kann, sagte ÖAMTC-Experte Bernhard Wiesinger. In Deutschland seien es ungefähr zehn Prozent der Fahrzeuge, die E10 nicht vertragen.

Bei älteren Autos kann es Probleme geben
"Wir denken, dass das in Österreich auch so ist", so Wiesinger am Freitag zur APA. Die neu zugelassenen Fahrzeuge seien ohnehin allesamt E10-tauglich, lediglich bei älteren Modellen könne es zu Problemen kommen. Wobei "der Motor selbst mit Kolben und Zylinder" nie einen Schaden nehme. Es könnte nur passieren, dass das alkoholhältige Ethanol beim Raustropfen Gummiteile beschädigt (Korrosion).

Für den ÖAMTC sind Herstellergarantien für die E10-Verträglichkeit ein Muss. "Eine Möglichkeit wäre, das im Rahmen der Pickerl-Überprüfung zu machen", schlägt Wiesinger vor.

ARBÖ ist strikt gegen E10
Generell hat der als ÖVP-nahe geltende Autofahrerclub ÖAMTC nichts gegen E10. Ganz im Gegensatz zum ARBÖ, der wiederum der SPÖ zugerechnet wird und wie etwa Arbeiterkammer (AK) seit Monaten gegen den Agrosprit auf die Barrikaden steigt. Wegen befürchteter Mehrkosten für Autofahrer und auch ethischer Bedenken ("Tank vs. Teller") hat der ARBÖ sogar eine Onlinepetition gegen E10 gestartet.

Der ÖAMTC hält es nur nicht für realistisch, dass der Zeitplan Berlakovichs hält. "Eine flächendeckende Einführung braucht sicherlich einen längeren Vorlauf", so Wiesinger auch unter Verweis auf "Aussagen der Mineralölwirtschaft". Eine "tröpfchenweise Einführung" hielte der Club für den falschen Weg. Es brauche einen "großen Wurf" inklusive breitangelegter Informationskampagne.

ÖAMTC fordert steuerliche Anreize
Unabdingbar sind für den ÖAMTC weiters steuerliche Anreize. "E10 muss günstiger sein als herkömmliches Benzin." In Deutschland sei E10 derzeit 4 Cent billiger als die anderen Benzinsorten, trotzdem betrage der Marktanteil des Biosprits an allen Benzintreibstoffen erst 15 bis 20 Prozent. "Wir glauben, dass die Bereitschaft in Österreich, E10 zu tanken, höher ist", so Wiesinger.

Zur "ethischen Diskussion" meint der ÖAMTC: "Es muss sichergestellt sei, dass mit dem Ethanolanteil, der beigemengt wird, weder Regenwald zerstört wird noch Nahrungsmittel getankt werden." Das heimische Umweltministerium habe dazu bereits ein Zertifizierungsverfahren in petto.

Lenker können auch weiterhin frei entscheiden
Autofahrern bleibt auch bei flächendeckender Einführung die Wahl, ob sie E10 oder ihr "altes" Benzin tanken. Benzin mit Oktanzahl 95 oder 98 "wird es ohnehin weiter geben", stellte Wiesinger klar. Es sei lediglich vorstellbar, dass einige Premiumsorten (Oktanzahl 98 bzw. 100) vom Markt genommen werden. Wieviel E10 an der Zapfsäule dann kosten wird, hänge auch von der Erntelage ab. Wenn die Rohstoffe knapp sind, "sind die Ethanolpreise logischerweise höher", so Wiesinger. Momentan könnte dies der Fall sein: Österreichs Bauern haben heuer die mieseste Getreideernte seit 40 Jahren eingefahren; auch weltweit - besonders im wichtigen Erzeugerland USA und im Schwarzmeerraum - kam es zu Missernten, was wiederum die Nahrungsmittelpreise massiv mit nach oben treibt.

Wer auf E10 setzt, muss übrigens auch mehr tanken. Laut Wiesinger steigt der Verbrauch wegen der Beimengungsquote um ein bis zwei Prozent.

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