Neues System soll Stickoxid-Ausstoß auch im Realbetrieb weit unter den künftigen Grenzwerten einhalten.
Mit einer neuen Abgastechnik will Bosch den zuletzt doch ziemlich in Verruf geratenen Dieselmotor wieder auf die Sprünge helfen. Auch in Österreich sind die Verkaufszahlen von neuen Autos mit Selbstzünder trotz Verkaufsrekord zuletzt regelrecht eingebrochen . Das nun vorgestellte System soll den Stickoxid-Ausstoß des Antriebs auch im Realbetrieb auf der Straße weit unter den aktuellen und künftigen Grenzwerten halten können, wie der Autozulieferer am Mittwoch mitteilte. Bosch spricht von einem Durchbruch auf dem Weg zu einer möglichst emissionsfreien Mobilität. Die Technik sei so weit ausgereift, dass sie sofort in die Serienentwicklung der Hersteller einfließen könne. Eine Nachrüstungslösung für - in Deutschland - von Fahrverboten bedrohte Diesel-Autos ist allerdings auch sie nicht.
Auch im Realbetrieb sauber
Seit 2017 schreibt der europäische Gesetzgeber, wie berichtet, eine neue Messmethode vor, bei der der Labor- und der Praxisverbrauch nicht mehr so weit auseinanderklaffen dürfen. Konkret wird vorgegeben, dass neue Pkw-Modelle bei einem im Realbetrieb-konformen (Real Driving Emissions, RDE) Mix aus Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten höchstens 168 Milligramm Stickoxid pro Kilometer emittieren, ab 2020 maximal 120 Milligramm. Die neue Diesel-Technik von Bosch soll heute schon den Rekordwert von 13 Milligramm pro Kilometer bei gesetzlich genormten RDE-Fahrten erreichen. Das ist gerade mal ein Zehntel des ab 2020 gültigen Grenzwertes. Und selbst bei besonders herausfordernden Stadtfahrten, deren Testparameter deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, lägen die Werte der Bosch-Testfahrzeuge bei durchschnittlich nur 40 Milligramm pro Kilometer.
Warum ist dieser Diesel so sauber?
Der entscheidende technische Durchbruch ist den Entwicklern laut dem Unternehmen in den vergangenen Monaten gelungen. Eine Kombination aus ausgeklügelter Einspritz-Technik, neu entwickeltem Luftsystem und intelligentem Temperaturmanagement mache die genannten Werte möglich. Die Stickoxid-Emissionen könnten nun in allen Fahrsituationen unter dem Grenzwert bleiben – egal ob der Fahrer stark beschleunigt oder langsam fährt, ob es draußen Minusgrade hat oder Sommerhitze, ob die Messung auf der Autobahn oder im zähfließenden Stadtverkehr stattfindet. „Der Diesel wird seinen Platz im urbanen Verkehr behalten, ob für Handwerker oder Pendler“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner bei der Vorstellung der neuen Technik.
Praxistests bestätigen die Angaben
Bosch ließ seinen Ankündigungen auch Taten folgen. Den Beweis des Innovationssprungs lieferte das Unternehmen in einem groß angelegten Presse-Test, bei dem zahlreiche internationale Journalisten mit den Testfahrzeugen - mit der neuen Technik ausgestattete Golf VII mit 150 PS TDI - und mobilen Messgeräten zur Fahrt in den Stuttgarter Stadtverkehr starteten. Das Ergebnis überzeugte. Viele sprachen gar vom saubersten Diesel der Welt.
Wichtiges Konzernstandbein
Dass sich der Zulieferer für den Diesel derart ins Zeug legt, verwundert nicht. Denn die angesichts von Manipulationen unter Druck geratene Antriebstechnik ist ein wichtiges Standbein des Konzerns. Der Bereich Auto und Mobilität macht insgesamt bei Bosch fast die Hälfte des Gesamtumsatzes aus und wächst zudem überdurchschnittlich. Bosch verbuchte 2017 bei 78,1 Mrd. Euro Umsatz ein operatives Ergebnis von 5,3 Mrd. Euro - beide Werte sind die höchsten der Firmengeschichte.
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Offensive beim autonomen Fahren
Auch beim automatisierten Fahren will Bosch schneller wachsen als der Markt. Der Absatz von Radar- und Videosensoren beispielsweise, die für computergesteuerte Autos benötigt werden, soll dieses Jahr um 40 Prozent zulegen. Der Zulieferer setzt darauf, dass die Kunden künftig außer Komponenten ganze Systeme nachfragen, die in der Regel mehr abwerfen. Zudem kooperiert Bosch in diesem Bereich ganz stark mit Mercedes.
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