Paukenschlag
Chevrolet zieht sich aus Europa zurück
05.12.2013
GM lässt die Marke in Europa fallen und stärkt damit Opel den Rücken.
Der US-Automobilkonzern General Motors (GM) stellt die Marke Chevrolet in Europa weitgehend ein und stärkt damit seine deutsche Tochter Opel und deren britische Schwestermarke Vauxhall. GM gebe Chevrolet Ende 2015 in West- und Osteuropa auf, sagte Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky am Donnerstag in einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz. "Unser Vertrauen in die Marken Opel und Vauxhall in Europa wächst", begründete er den Schritt. Chevrolet dagegen sei in Europa eine Marke mit einem einprozentigen Marktanteil. Deren Ergebnisse seien nicht zufriedenstellend und die Aussichten auf Besserung gering. Lediglich Top-Modelle wie die neue Corvette würden auch in Zukunft noch in Westeuropa verkauft. Verständlich, denn hier gibt es von Opel keine Konkurrenzmodelle.
Rückzug wird richtig teuer
Die finanziellen Belastungen durch den Rückzug bezifferte der US-Konzern auf 700 Mio. bis eine Milliarde Dollar (515,01 Mio. bis 735,73 Mio. Euro). Die Kosten, die vor allem für Wertberichtigungen, den Umbau des Händlernetzes und Preisabschläge anfallen, sollen im Schlussquartal 2013 und in den ersten drei Monaten 2014 verdaut werden.
Wie sich dies auf das Ziel von Opel auswirkt, bis 2016 die Gewinnzone zu erreichen, blieb zunächst offen. GM nimmt die Belastungen in Kauf, weil man sich angesichts der Dauerkrise in Europa den Aufwand für zwei Volumenmarken nicht mehr leisten will. Chevrolet kam in den 28 EU-Staaten und den drei EFTA-Staaten Schweiz, Island und Norwegen bis November auf einen Marktanteil von 1,2 Prozent. Opel und Vauxhall erreichten in den ersten elf Monaten zusammen 6,7 Prozent.
Opel profitiert
Für Opel bedeutet der Schritt, dass die Rüsselsheimer Traditionsmarke mit dem Blitz nicht mehr befürchten muss, Kunden an den billigeren internen Konkurrenten zu verlieren. Wie etwa bei den Zwillingsbrüdern Mokka
und Trax
oder Ampera
und Volt. Erst kürzlich hatte der amerikanische Mutterkonzern Opel-Strategiechef Thomas Sedran an die Spitze von Chevrolet gehievt, um Wachstumsmöglichkeiten für die Opel-Schwestermarke auszuloten.
Nun kam die GM-Führung zu dem Schluss, dass die amerikanische Traditionsmarke angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Europa keine Chance habe. Während sich Chevrolet aus West- und Osteuropa zurückziehen soll, soll die Marke Cadillac als Konkurrent gegen die deutschen Oberklasseautobauer BMW, Daimler und Audi aufgebaut werden. In Russland und den GUS-Staaten soll Chevrolet weiter verkauft werden, da die Marke dort stärker gefragt ist als in Westeuropa.
Peugeot spielte keine Rolle
Girsky sagte, die Entscheidungen seien unabhängig von der Allianz mit Peugeot getroffen worden. GM arbeitet bei Einkauf, Logistik, Entwicklung und Produktion von Autos mit dem angeschlagenen französischen Autobauer zusammen, der einen Partner sucht. Nachdem der US-Konzern in den vergangenen Monaten mehrfach Spekulationen über einen engeren Zusammenschluss mit Peugeot zurückgewiesen hatte, bandeln die Franzosen nun mit dem chinesischen Autobauer Dongfeng an.
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Fotos vom Test des Trax