Revolution bei Nummernschildern

Das Auto-Kennzeichen von morgen

28.04.2021

Bei den Nummernschildern unserer Fahrzeuge bahnt sich eine Revolution an. 

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Unsere Autos werden Jahr für Jahr moderner. Viele neue Modelle können schon teilautonom fahren, gehorchen ihrem Besitzer aufs Wort, Blenden den Gegenverkehr trotz aktiviertem Fernlichts aus oder kommunizieren miteinander. Ein Teil, das auf jedem Fahrzeug vorhanden sein muss, blieb von der Entwicklung in den letzten Jahren jedoch völlig ausgenommen – das Kennzeichen. Doch nun bahnt sich auch hier eine Revolution an.

Elektronische Fahrzeugerkennung 

So verfolgt der deutsche Kennzeichenhersteller Tönnjes (Weltmarktführer) nun das Ziel, Fahrzeugen weltweit eine eindeutige Identität zu geben. In Zusammenarbeit mit dem Chip-Spezialisten NXP und dem bayrischen Unternehmen für AutoID-Lösungen, Kathrein Solutions GmbH, entwickelt und produziert er Kennzeichen und Vignetten auf der Basis der sogenannten RAIN-RFID-Technologie. Dahinter verbirgt sich eine elektronische Fahrzeugerkennung (Electronic Vehicle Identification), kurz EVI. Pkw, Lkw und Motorräder könnten damit kontaktlos und im fließenden Verkehr durch autorisierte Lesegeräte identifiziert werden. Die neue Technologie habe die bisherige Art und Weise der optischen Erkennung mit dem bloßen Auge oder per Kamera überholt. Dies sei für den Verkehr und die Mobilität von morgen entscheidend, so Tönnjes

© Tönnjes


Zahlreiche Anwendungsbereiche

Die Weltbevölkerung wächst kontinuierlich. Nicht nur Megacities mit mehr als zehn Millionen Einwohnern müssen sich mit alternativen Lösungen für ein komplexes und modernes Verkehrsmanagement auseinandersetzen, sondern über kurz oder lang alle Großstädte“, sagt Jochen Betz, Geschäftsführer von Tönnjes. „Wir glauben, dass die elektronische Fahrzeugerkennung, also EVI, die Grundlage für Smart City Anwendungen darstellt, da sie effiziente und zeitgemäße Identifikationsprozesse ermöglicht.“ Mittels RAIN-RFID-Technologie funktioniere die drahtlose Kommunikation zwischen Kfz-Kennzeichen auf der einen und autorisierten Lesegeräten auf der anderen Seite. Neben der gezielten Verkehrsführung habe EVI auch das Potenzial, Zufahrtskontroll- und Mautsysteme zu revolutionieren, Umweltzonen zu realisieren, Bezahlvorgänge im Bereich von Brücken- oder Fährüberfahrten zu modernisieren und vor Fahrzeugdiebstahl oder Kennzeichenfälschung zu schützen.

Technik bereits im Einsatz

Gemeinsam mit NXP und Kathrein Solutions hat die Firma das RFID-Kennzeichen IDePLATE und den Windschutzscheibenaufkleber IDeSTIX entwickelt. Diese kommen in verschiedenen Ländern in unterschiedlichen Bereichen bereits zum Einsatz. So nutzt die arabische Erdölfördergesellschaft Saudi Aramco den IDeSTIX für die Zufahrtskontrolle auf dem Betriebsgelände. Und auf den Philippinen werden Roller und Motorräder mit dem IDeSTIX Headlamp Tag ausgestattet – eine RFID-Vignette für den Frontscheinwerfer. „Gerade im asiatischen Raum sind Motorroller und Motorräder ein äußerst beliebtes Fortbewegungsmittel. Der IDeSTIX Headlamp Tag ist eine effiziente und zuverlässige Methode, um all diese Fahrzeuge zu registrieren und zu identifizieren“, erklärt Betz.


 

Passive Chips

Sowohl die fälschungssicheren Kennzeichen als auch die Aufkleber, die sich beim Ablösen selbst zerstören, sind mit einem speziell hergestellten, passiven RAIN-RFID-Chip von NXP ausgestattet. Dieser soll die Daten über mehrere Meter auf kontaktlose und sichere Weise übermitteln. Der Chip enthält eine verschlüsselte, einmalige Identifikationsnummer, die von autorisierten Lesegeräten im ruhenden und fließenden Verkehr entziffert werden kann.

"Schlüssel zur Digitalisierung"

In vielen Ländern hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass der Digitalisierung mehr Bedeutung zukommt. Die neuen Kennzeichen könnten für eine Digitalisierung des Straßenverkehrs sorgen. So könnten etwa Behörden und Zulassungsstellen in Zukunft deutlich effizienter arbeiten. Laut Ralf Kodritsch von NXP bilde die Nutzung von RFID-basierten Technologien zudem eine ideale Basis, um den gesamten Bereich der Fahrzeugerkennung umfassend zu digitalisieren. „In der Diskussion geht es oft um essentielle Schlüsselbereiche wie öffentliche Sicherheit oder Diebstahlprävention, die in unseren Überlegungen eine hohe Priorität genießen. Aber auch der Endverbraucher könnte spürbar profitieren – etwa, wenn wir an automatische Zugangskontrollen beim Parken oder automatisierte Abläufe beim Tanken durch das Auslesen des RFID-Kennzeichens denken“, sagt Kodritsch.

Gläserner Fahrer?

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern spielt der Datenschutz in der Europäischen Union eine extrem wichtige Rolle. Und auch für die EU-Bürger ist Privatsphäre ein hohes Gut. Die neue Kennzeichen-Technologie bietet zwar in vielen Bereichen Vorteile, ist aber auch ein weiterer Schritt hin zum „gläsernen Menschen“. Deshalb muss sich erst zeigen, wie bzw. ob die RFID-basierte Technologie mit diesen Grundsätzen und den geltenden Gesetzen vereinbar ist. Denn eine vollständige und dauerhafte Überwachung würde wohl kein Autofahrer einfach so hinnehmen.

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EVI

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