Leichtbau-Sportler
Der neue Alfa Romeo 4C im Test
04.11.2013
Endlich haben die Italiener wieder einen echten Herzensbrecher im Angebot.
Alfa-Fans hatten es in den letzten Jahren nicht unbedingt leicht. Die traditionsreiche Marke driftete zu sehr in Richtung Beliebigkeit ab. Außerdem ist auch das Angebot derzeit ziemlich rar. So hat sich die aktuelle Modell-Palette auf zwei Fahrzeuge (Mito und Giulietta) reduziert. Doch nun stehen die Zeichen wieder in Richtung Angriff. Zum einen kommen gerade die Facelift-Versionen des Mito und der Giulietta in den Handel. Zum anderen bietet Alfa mit dem brandneuen 4C endlich wieder ein Auto an, dass auf den ersten Blick Emotionen weckt und einen "Will-ich-haben-Reflex" auslöst
Design und Leichtbau
Der 4C ist nicht nur bildhübsch, sondern hat es auch technisch faustdick hinter den Ohren. Für die gekonnte Linienführung, die Anleihen beim legendären 33 Stradale aus den 1960er Jahren nimmt, muss man vor den Designern den Hut ziehen. Der Sportwagen kauert flach und satt über dem Asphalt, die Linienführung ist von vorne bis hinten gelungen und die klassischen Alfa-Merkmale (Scudetto, runde Heckleuchten, etc.) machen ihn unverwechselbar. Noch wichtiger als die Optik war den Technikern jedoch die kompromisslose Sportlichkeit. Und hier stand der Leichtbau an vorderster Front. Ein Carbon-Monocoque, Anbauteile aus Aluminium und eine Kunststoffkarosserie sorgen für ein Trockengewicht von beeindruckenden 895 Kilogramm. Deshalb reicht dem nur 3,99 Meter langen 4C auch ein vergleichsweise kleiner Motor zu hervorragenden Fahrleistungen.
Fahreindruck
Der neue 1.750 Turbobenziner besteht komplett aus Aluminium, leistet 240 PS, stellt ein Drehmoment von 350 Nm zur Verfügung und beschleunigt die flache Flunder in 4,5 Sekunden von 0 auf 100. Schluss ist erst bei 258 km/h. Hinzu kommt ein Sound, der für Gänsehaut sorgt. Kaum zu glauben, dass die Italiener für den Sportauspuff eine Zulassung bekommen haben. Der 4C brüllt sich förmlich die Seele aus dem Leib, und bietet in nahezu allen Drehzahlbereichen eine unglaubliche Soundkulisse. Ein weiteres Highlight ist das kongeniale Handling, von dem wir uns am Hockenheimring ein ausführliches Bild machen konnten. Das geringe Gewicht, der Hinterradantrieb, die Gewichtsverteilung von 40:60 zugunsten der Hinterachse und die Mischbereifung (17- und 18- bzw. 18- und 19-Zoll) sorgen für eine Agilität, die man ansonsten eigentlich nur von Lotus kennt. Die Lenkung kommt ohne Servounterstützung aus und ist ein weiterer Genuss. Zwar ist das Lenkrad vergleichsweise groß, dafür liegt es aber gut in der Hand und setzt kleinste Bewegungen unglaublich direkt um. Der Wagen folgt der Ideallinie wie von der Schnur gezogen. Für die Kraftübertragung ist ein blitzschnelles Doppelkupplungsgetriebe verantwortlich. Dieses ist über Shaltpaddels auch manuell zu schalten, was vor allem auf der Rennstrecke viel Freude bereitet. Über den DNA-Schalter kann man diverse Fahrprogramme wählen. Im Dynamikmodus sprechen Gaspedal und Lenkung noch agiler an, dennoch wacht das elektronische Stabilitätsprogramm im Hintergrund. Im Race-Modus lässt sich der Helfer aber auch komplett deaktivieren. Je nach gewähltem Programm, bietet das Info-Display hinterm Lenkrad eine eigene Darstellung.
Innenraum, Ausstattung und Praktikabilität
Im Innenraum geht es bewusst spartanisch zu. Hier kommt der Leichtbau-Gedanke klar zum Vorschein. So ist das Cockpit aufs Wesentliche reduziert. Komfortfeatures wie Klimaanlage oder eine Radio-Vorbereitung können Kunden ohne Aufpreis dazubestellen. Statt Türgriffen und Armauflagen gibt es Stofflaschen. Hartplastik ist leicht und wird deshalb ebenfalls großzügig verbaut. Die Sportsitze mit Leder-Bezug sind eine Wucht – zumindest wenn man nicht übergewichtig ist. Einmal im Innenraum angekommen gibt es für die Passagiere ausreichend Platz. Eine ideale Sitzposition hinterm Volant ist schnell gefunden. Der Motor sitzt direkt hinter den Sitzen. Dahinter hat es Alfa geschafft, noch einen gar nicht so kleinen Kofferraum unterzubringen. Für einen Wochenendausflug zu zweit reicht das Fach völlig aus.
Fazit
Wie berichtet, ist der 4C in Österreich bereits bestellbar. Los geht es ab 54.000 Euro. Und dieses Geld ist der Sportler auf alle Fälle wert. Angesichts der Performance, des technischen Aufwands bei der Herstellung und der Limitierung auf 3.500 Stück pro Jahr, geht der 4C schon fast als Schnäppchen durch. Einige Extras wie das unten abgeflachte Sportlenkrad, die größere Mischbereifung oder der Sportauspuff sind empfehlenswert. Das Radio kann man sich hingegen getrost sparen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass Alfa endlich wieder einen Herzensbrecher im Angebot hat, der sich auf alte Tugenden besinnt und der Marke für die Zukunft einen ordentlichen Schub geben wird. Mit ihm kehrt Alfa Romeo auch wieder in die USA zurück.
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Werksfotos vom 4C