Deutschland

Elektroauto-Ziel kaum noch erreichbar

02.12.2014

Bisher nur 24.000 reine E-Autos, 2020 sollen es aber eine Million sein.

Zur Vollversion des Artikels
© TZ ÖSTERREICH
Zur Vollversion des Artikels

Die deutsche Regierung wird das Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 nach Einschätzung ihrer eigenen Berater ohne staatliche Förderung nicht schaffen. "Das Eine-Million-Ziel erreicht Deutschland nach heutigem Kenntnisstand nur, wenn zusätzliche Marktanreize für die Elektromobilität geschaffen werden", erklärte Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE). Derzeit rollen erst 24.000 Autos mit reinem Batterieantrieb oder der Kombination von Strom und Kraftstoff auf deutschen Straßen. Ohne zusätzliche Förderung wäre es 2020 erst eine halbe Million.

Hochkarätiges Forum wurde 2010 gegründet
"Wir haben noch eine ganze Menge zu tun", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Übergabe des Berichts der NPE in Berlin. Das Forum von 150 Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft war 2010 gegründet worden, um die Verbreitung von Elektroautos zu unterstützen. Damit soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Die Nachfrage nach den umweltfreundlicheren Autos ist aber nach wie vor gering, da die Fahrzeuge vergleichsweise teuer sind, die Batterien eine geringe Reichweite haben und das Netz der Ladestationen mit 4.900 Anlaufstellen noch löchrig ist.

>>>Nachlesen: E-Auto-Batterie verliert 17% Kapazität

Die Politik sei gefordert, erklärte der Verband der Automobilindustrie (VDA). "Die Zeit drängt", sagte VDA-Chef Matthias Wissmann. Das geplante Elektromobilitätsgesetz, mit dem Elektroautos Busspuren und reservierte Parkplätze nutzen können, sei nur ein erster Schritt. Öffentliche Einrichtungen sollten für ihre Fuhrparks auf Elektroautos setzen. Auch das Netz von Ladepunkten müsse ausgebaut werden.

Weltweit im Mittelfeld
Im internationalen Vergleich liege Deutschland nur im Mittelfeld, erklärten die Experten. Laut VDA stiegen die Neuzulassungen der strombetriebenen Wagen bis Oktober um 68 Prozent auf knapp 10.400 Stück. In Norwegen verdreifachte sich die Zahl dagegen im ersten Halbjahr, die Niederlande registrierten ein Plus von 240 Prozent. Beide Länder fördern die Anschaffung mit Kaufprämien oder kräftigem Steuernachlass für Privatpersonen. Für eine so starke Förderung spricht sich die NPE nicht aus, sondern empfiehlt die steuerliche Abzugsfähigkeit von 50 Prozent der Anschaffungskosten für Dienstwagen. Das würde den Staat jährlich 200 Millionen Euro kosten. Diesen Vorschlag hat die deutsche Regierung schon aufgenommen, die steuerliche Regelung soll kommen.

>>>Nachlesen: Billiger Sprit bremst Hybrid- und E-Autos

Auch müssten die Industrie und die öffentliche Hand zusammen in den kommenden drei Jahren 2,2 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung investieren. Zudem solle der Staat der Industrie beim Ausbau des Ladestationen-Netzes, das bis 2020 eine halbe Milliarde Euro kosten könnte, unter die Arme greifen. Merkel zeigte sich offen über die Wunschliste. Sie nehme die Forderung nach zusätzlichen Anreizen sehr ernst. Verkehrsminister Alexander Dobrindt sagte der Zeitung "Die Welt" laut Vorabbericht, es seien bereits 400 weitere Ladesäulen an Autobahnraststätten geplant.

Batterien sollen auch in Deutschland gefertigt werden
Die NPE sprach sich schließlich dafür aus, im Schulterschluss von Staat und Industrie auch Batteriezellen in Deutschland zu fertigen. Daimler hat allerdings die Schließung der einzigen Fabrik für Lithium-Ionen-Zellen angekündigt, weil diese mit der Massenproduktion in Asien preislich nicht konkurrieren könne.

>>>Nachlesen: Daimler baut mehr E-Auto-Batterien

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel