Flügeltürer im Check
Ernst Hausleitner testet den Mercedes SLS AMG
15.11.2010Der Mercedes SLS AMG hat 571 PS, feinsten Sound und außergewöhnliches Design.
SLS AMG – sechs Buchstaben für ein Halleluja! Michael Schumacher fährt mit ihm an der Tunneldecke. Bernd Mayländer lässt damit die schnellsten Piloten der Welt hinter sich. Auch im gestrigen Formel-1-Finale (siehe Sport) hatte der Mercedes-Flügeltürer als Safety Car eine führende Rolle. ÖSTERREICH bat ORF-Kommentator Ernst Hausleitner zum Test. Der Oberösterreicher hat Benzin im Blut, fährt seit 20 Jahren Motocross-Rennen und ist seit 2004 im Formel-1-Zirkus unterwegs. Fahren durfte er das 571-PS-Geschoss von Mercedes bis jetzt aber noch nie. „Ein Traum“, sagt der 42-Jährige mit einem breiten Grinsen, als er das erste Mal im Cockpit Platz nimmt. Gerade eben war er vom Grand Prix in Brasilien zurückgekommen, einen Tag später ging es bereits weiter nach Abu Dhabi, wo sich Sebastian Vettel am Sonntag zum Formel 1-Weltmeister krönte.
Supersprinter
Ziel unserer Ausfahrt: der Wachauring in Melk. 3,8 Sekunden benötigt das rund 220.000 Euro teure Gran-Turismo-Coupé zum Sprint auf 100 km/h, in 12 Sekunden ist bereits Tempo 200 erreicht. Zu viel für die heimischen Autobahnen. Doch Hausleitner lässt es sich nicht nehmen, den AMG V8-Hochdrehzahl-Saugmotor zum Musizieren zu bringen. Bis zu 7.200 Umdrehungen bilden dabei die Oktaven. Der Sound: fett, mächtig und brüllend.
„Die Formel-1-Variante ist zum Großteil ident, das ist der Wahnsinn“, erzählt Hausleitner, der mit Safety-Car-Pilot Mayländer („ein wilder Hund“) befreundet ist. Lediglich der Endschalldämpfer und die Keramik-Bremsen wurden für die Formel 1 optimiert.
Am Ring angekommen, zeigt uns Hausleitner ein Geheimnis. Es erklärt, warum sich sein Weg in die Königsklasse des Motorsports schon im Alter von fünf Jahren andeutete. Es ist ein ca. 25 cm großer Lotus F1-Bolide 72e aus dem Jahre 1973, er trägt die Original-Unterschrift von Emerson Fittipaldi.
Tango-Tänzer
Dann geht’s ab auf die Strecke. Tiefer Schwerpunkt, Gewichtsverteilung zu 53 Prozent auf die Hinterachse, 650 Newtonmeter Kraft – wir jagen durch die Kurven. Das ESP hat Hochkonjunktur – Adrenalin pur! Die nicht enden wollende Kraft des 6,3-Liter-Aggregats presst uns in die komfortablen Sportsitze. Freude kommt auf – aber auch Respekt. Selbst bei höherem Tempo bittet die brachiale Kraft das Heck immer wieder zum Tanz. Doch Hausleitner hat alles im Griff, als Landesskilehrer kennt er sich mit Wedeln aus. Als dann aber der Regen einsetzt, kapitulieren wir. Sonst wären 220.000 Euro wohl einfach so verschleudert. (grg)
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