Genfer Autosalon
Kleinwagen nur mit Allianzen profitabel
05.03.2014Derzeit Produktionskosten nicht unbedingt kleiner als bei großen Modellen
Eines wird auf dem Genfer Autosalons 2014 (Publikumstage 6. bis 16 März) besonders klar: Die Autohersteller setzen in Zeiten hoher Spritpreise, schärferer Umweltanforderungen und verkehrsüberlasteter Innenstädte immer stärker auf Kleinwagen. Sie verbrauchen weniger und passen in kleine Parklücken. Doch im Gegensatz zur Größe der Autos sind die Produktionskosten nicht unbedingt kleiner als bei voluminöseren Modellen.
Koten müssen gesenkt werden
Das Problem dabei: Die Käufer wollen für Kleinwagen nicht viel bezahlen. Um trotzdem an den Citywagen Geld zu verdienen, zerbrechen sich die Autofirmen den Kopf, wie sie die Kosten drücken können. "Es kostet genauso viel, ein günstigeres Auto zu bauen wie ein teures", sagt Christoph Stürmer, Auto-Experte vom Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers. Die Lösung dafür seien Kooperationen, mit denen Fixkosten durch baugleiche Komponenten oder gemeinsame Fabriken geteilt werden könnten.
So ist die Zusammenarbeit mit den Wettbewerbern auch ein Thema auf dem Genfer Autosalon. Bewährt hat sich die einheitliche Plattform von Peugeot/Citroen und Toyota. Das Trio stellte mit dem Toyota Aygo , dem Citroen C1 und dem Peugeot 108 die neueste Kleinwagen-Serie auf der Messe vor: alle drei gleich knubbelig, aber mit verschiedenen Gesichtern. Gleiches gilt auch für die Neuauflage des Renault Twingo , der sich die Plattform mit dem kommenden Smart teilt.
Kompaktwagen-Allianz
Daimler und Renault-Nissan haben sich im Rahmen ihrer schon seit 2010 bestehenden Kooperation auf ein neues Projekt geeinigt, wie zwei mit dem Plan Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Automesse sagten. Ab 2017 sollen in einer Fabrik der Franzosen in Mexiko gemeinsam Kompaktwagen gebaut werden. Im April werde die Entscheidung fallen. Gegenüber einem Alleingang sollen die Kosten um ein Viertel sinken. Das ist auch dringend notwendig, denn die harte Konkurrenz am Markt für kleinere Autos drückt die Rendite - und das mittelfristige Gewinnziel der Stuttgarter ist mit einer Umsatzmarge von zehn Prozent hoch.
Daimler und Renault-Nissan haben bereits gemeinsame Plattformen für ihre Stadtflitzer Smart und Twingo sowie für die Transporter Citan und Kangoo entwickelt. Von der gemeinsamen Kompaktwagen-Fertigung im mexikanischen Aguacalientes hätten beide Vorteile. Renault/Nissan könnte mit Hilfe der Frontantriebs-Plattform MFA von Mercedes die Kompaktwagen-Lücke in der Modellpalette seiner Marke Infiniti schließen. Und Daimler hätte für seinen wichtigsten Markt, die USA, einen neuen Produktionsstandort und könnte Entwicklungskosten für die nächste Generation der A-Klasse und ihrer Varianten wie den gerade vorgestellten kleinen Geländewagen GLA drücken.
Bei den Investitionskosten wollen die Partner den Insidern zufolge halbe-halbe machen, obwohl Mercedes wahrscheinlich eine höhere Stückzahl produzieren würde. "Manche Leute meinen, darüber sollten wir mit Daimler noch verhandeln", sagt ein Renault-Nissan-Manager. "Aber genau das kommt erfolgreichen Allianzen ins Gehege."
Kein reines Zahlenspiel
Die Kooperationen sind nämlich nicht nur ein reines Zahlenspiel, wie Smart-Chefin Annette Winkler im Reuters-Interview erklärt. Ein großer Vorteil sei es, wenn es gelinge, die verschiedenen Kulturen zu vereinen und sich gegenseitig zu inspirieren. "Wir haben wirklich ein Team geschaffen", erzählt die Managerin. Der neue Smart kommt als Zwei- und Viersitzer Ende des Jahres auf den Markt, während Renault den Twingo in Genf schon präsentierte. Die Fortschritte beim Bau jedes Autos haben Renault- und Daimler-Mitarbeiter zusammen gefeiert. Bei aller Gemeinsamkeit sei es aber unverzichtbar, die eigene Identität zu bewahren, betont Winkler. "Ein Renault muss ein Renault bleiben, und ein Smart muss ein Smart bleiben - das ist uns richtig gut gelungen."