Luftreinigung per Moos

Genialer Reifen macht Städte sauberer

13.03.2018

Goodyear hat mit dem "Oxygene" eine ganz besondere Zukunfts-Vision ausgedacht.

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© Goodyear
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Aktuell werden zwar vor allem ältere Dieselautos für schlechte Luftqualität in Städten verantwortlich gemacht, doch in Wahrheit wird durch Hausbrand, Reifenabtrieb, Bremsrückständen, etc. deutlich mehr Feinstaub erzeugt. Der Reifenspezialist Goodyear  hat sich jetzt für diese Problematik etwas Besonderes einfallen lassen. Auf dem Genfer Autosalon 2018 (bis 18. März) feiert gerade der Konzeptreifen „Oxygene“ seine Weltpremiere. Dieser soll in (noch etwas fernerer) Zukunft dazu beitragen, die Mobilität in Städten sauberer und nachhaltiger zu machen. Außerdem soll der innovative Reifen die Luftqualität im Allgemeinen verbessern.

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Echtes Moos

Das Besondere am Oxygene: In der Seitenwand des Reifens wächst echtes Moos. Aufgrund seiner offenen Struktur und mithilfe seines neuartigen Laufflächendesigns kann der Autoreifen der Zukunft Wasser von der Fahrbahnoberfläche absorbieren und zirkulieren lassen. So wird der Prozess der Photosynthese in Gang gesetzt, der wiederum Sauerstoff freisetzt. Damit lehnt sich der Oxygen an das natürliche Prinzip der Kreislaufwirtschaft an. Ziel sei es laut Goodyear, Materialabfall, Emissionen und Energieverluste zu reduzieren.

 

 

Vier zentrale Eigenschaften

Damit das gelingt, setzt der Oxygene auf vier innovative Konzepte:

  1. Luftreinigung: Mit seiner besonderen Lauffläche nimmt der „Oxygene“ Wasser von der Straße sowie CO2 aus der Luft auf und versorgt damit das Moos in seiner Seitenwand mit Nährstoffen. Mittels Photosynthese gibt der Reifen wiederum Sauerstoff in die Luft ab. In einer Stadt ähnlich des Großraums Paris mit rund 2,5 Millionen Autos, die auf dem „Oxygene“ rollen, würden auf diese Weise jährlich fast 3.000 Tonnen Sauerstoff produziert und mehr als 4.000 Tonnen Kohlendioxid absorbiert werden, so Goodyear.

  2. Altreifen-Recycling: Der „Oxygene“ beruht auf einer nicht-pneumatischen Reifenkonstruktion, die per 3D-Druck produziert wird. Man muss ihn also nicht mit Luft aufpumpen. Verarbeitet wird dabei Gummimehl von recycelten Altreifen. Seine Leichtbaustruktur soll stoßdämpfend wirken und zudem pannensicher sein. Ein weiteres Ziel von Goodyear ist es, das Reifenleben zu verlängern. Die offene Struktur des Reifens soll zudem die Fahrsicherheit erhöhen, da sie dabei hilft, Wasser von der Lauffläche zu absorbieren, was wiederum der Nasshaftung des Pneus zugutekommen soll.
     
  3. Elektrizitätproduktion: Der Konzeptreifen kann die Energie, die der Photosynthese-Prozess freisetzt, speichern, um seine eingebettete Elektronik mit Strom zu versorgen. Hierzu gehören eingebaute Sensoren, eine Einheit für künstliche Intelligenz sowie ein sich verändernder Lichtstrahl in der Seitenwand. Dieser ändert seine Farben und kann so andere Verkehrsteilnehmer und Fußgänger auf die nächsten Fahrmanöver hinweisen, etwa ein Fahrbahnwechsel oder ein Abbremsen.
     
  4. Highspeed-Kommunikation: In dem Pneu ist auch ein auf sichtbarem Licht beruhendes Kommunikationssystem integriert, auch LiFi genannt, das eine hochleistungsfähige Mobilkonnektivität in Lichtgeschwindigkeit möglich machen soll. LiFi vernetzt den Reifen mit dem Internet der Dinge (IoT) für eine Kommunikation von Fahrzeug zu Fahrzeug (V2V) sowie von Fahrzeug zu Infrastruktur (V2I). Letzteres ist für Planer von sogenannten Smart Citys ein zentraler Kern für ein erfolgreiches Mobilitätsmanagement.


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Fazit

Beim „Oxygene“ handelt es sich noch um Zukunftsmusik, deren Realisierung – falls es überhaupt soweit kommt – noch Jahre dauern wird. Dennoch ist der Ansatz spannend und zeigt, wie sich auch große Zulieferer mit der aktuellen Thematik für saubere Luft in Städten auseinandersetzen. Goodyear zeigt mit seiner Vision, dass es noch viele, nicht genutzte Möglichkeiten gibt, um saubere Luft mit Individualverkehr unter einen Hut zu bringen. Im Vorjahr sorgte der internationale Reifenspezialist u.a. mit seiner Vision eines kugelförmigen Autoreifens für Aufsehen:

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